Wer wird Berset-Nachfolger?
Im Bundesrats-Rennen hat Jans einen grossen Pluspunkt

Die SP schickt Beat Jans und Jon Pult ins Rennen um die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset. Jans werden derzeit die besseren Erfolgsaussichten eingeräumt. Entscheiden werden die Hearings.
Publiziert: 26.11.2023 um 18:53 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2023 um 06:40 Uhr
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Die SP-Fraktion schickt Beat Jans (links) und Jon Pult ins Rennen um die Berset-Nachfolge.
Foto: KARL-HEINZ HUG
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

«Zwei Männer sind Favoriten für Berset-Nachfolge», titelte der Blick kurz nach der Rücktrittsankündigung von SP-Bundesrat Alain Berset (51) im Juni. Und tippte dabei auf den Bündner Jon Pult (39) und den Basler Beat Jans (59).

Eine Einschätzung, die sich nun bewahrheitet: Die SP-Fraktion hat Jans und Pult auf ihr Zweierticket gehievt. Nach einer langen Ausmarchung mit 18 Wahlgängen. Den ersten Ticketplatz holte sich dabei Jans. Nach zehn Runden setzte er sich zuletzt mit 29 zu 20 Stimmen gegen Evi Allemann (45) durch. Pult schaffte in diesen Durchgängen nie mehr als zehn Stimmen.

Bei den acht Wahlrunden für den zweiten Ticketplatz hingegen lag Pult stets an der Spitze. Im achten Durchgang ging er sich schliesslich mit 27 zu 22 Stimmen gegen den früheren Fraktionschef Roger Nordmann (50, VD) als Sieger hervor.

Exekutiverfahrung als Pluspunkt

Das Resultat in der SP-Fraktion ist ein erster Fingerzeig: «Vorteil Jans», meint ein SP-Vertreter zu Blick. Als früherer Nationalrat und SP-Vize, der 2020 in die Basler Regierung gewählt wurde, hat er immer noch gute Kontakte in die Fraktion. Die Basler Ständerätin Eva Herzog (61), die vor einem Jahr die Bundesratswahl verpasste, habe enorm für Jans geweibelt.

Beat Jans (59) und Jon Pult (39) offiziell nominiert
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SP-Bundesratskandidaten:Beat Jans (59) und Jon Pult (39) offiziell nominiert

Kann er den Rückenwind aber auch ins Parlament mitnehmen, wenn 246 Nationalrätinnen und Ständeräte am 13. Dezember den Berset-Nachfolger küren? Blick hat bei über zwei Dutzend Parlamentsmitgliedern den Puls gefühlt. Dabei ist derzeit eine Tendenz zugunsten von Jans spürbar. Der Tenor: Jans startet in der Pole-Position.

Ein wichtiger Pluspunkt ist seine Exekutiverfahrung in der Basler Regierung. Und: «Er ist ein konzilianter Typ, der auf die Leute zugehen kann», so eine SP-Frau. Auch im bürgerlichen Lager werden Jans leicht bessere Chancen eingeräumt. «Bei uns geht es Richtung Jans», meint ein Freisinniger. Trotzdem sei er noch nicht der eindeutige Favorit, da bei den Hearings viel passieren könne.

Jans als Bauernschreck?

Die grosse Frage ist: Wie stark schadet Jans das Bild des Bauernschrecks? Denn inhaltlich dürfte Pult bei konventionellen Bauern ebenso wenig auf Freude stossen wie Jans, der als Nationalrat in den entscheidenden Kommissionen sass und als Wortführer für eine ökologischere Landwirtschaft gekämpft hat.

«Ist Jans wirklich ‹bauernfeindlicher› als Pult?», fragt ein Mitte-Mann. «Ich gehe davon aus, dass die Bauern jetzt nochmals eine Auslegeordnung machen müssen.» Und ein SVPler meint, dass bei dieser Kandidatenauswahl die Landwirtschaftsfrage kaum mehr ausschlaggebend sein dürfte.

Pult als brillanter Redner

Was derweil Pult zugutekommt: Er gilt als kluger Kopf und brillanter Redner, der sein Publikum rasch im Sack hat – ja geradezu «einzulullen» vermöge, wie eine Parlamentarierin meint. Als ehemaliger Juso und mit seiner Weltläufigkeit kann er auch bei jüngeren Parlamentariern punkten.

Doch das Juso-Etikett ist gerade für manche Bürgerliche ein Makel: Pult sei «der Favorit der Parteispitze». In der SVP hört man gar: «Alles, nur nicht Pult.» Es habe schon zu viele Jusos im Parlament, da müssten nun nicht auch noch den Bundesrat übernehmen. Zudem erleben ihn manche Bürgerliche als «besserwisserisch» und «abgehoben».

Basel pocht auf Sitz

Einfluss dürfte zudem die regionale Frage haben: Basel pocht lautstark auf einen Bundesratssitz – erst recht nach der Nichtwahl Herzogs. Das spricht für Jans, da das Bündnerland zuletzt mit Eveline Widmer-Schlumpf (67) von 2007 bis 2015 in der Landesregierung vertreten war.

Ein Mitte-Mann denkt schon an spätere Wahlen: «Wir wollen, dass Martin Candinas Chancen auf den Sitz im Bundesrat behält», sagt er. Der aktuelle Nationalratspräsident wird als potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Viola Amherd (61) gehandelt.

Unzufriedenheit in der SVP

Zudem gibt es einige Unwägbarkeiten. In der SVP ist die Unzufriedenheit über die SP-Auswahl recht gross. Es dürfte – wie schon bei der Sommaruga-Nachfolge – auch diesmal Spielchen geben. Daniel Jositsch (58) wie auch Evi Allemann (45) werden einige Stimmen machen.

Einer, der offen darüber nachdenkt, ist SVP-Nationalrat Mike Egger (31): «Ich bin erstaunt, dass die SP keine Frau auf dem Ticket hat und könnte mir vorstellen, Evi Allemann zu wählen», sagt der St. Galler. «Pult und Jans gelten als Hardliner und ihre Konsensfähigkeit ist eher fragwürdig.»

Das Rennen ist also noch längst nicht gelaufen. «Es wird eine enge Kiste», so ein Parlamentarier. Die Hearings werden enorm wichtig für die Kandidaten. Aber nicht nur: Der gesamte Bundesrat wird neu gewählt – und je nach Dynamik bei der Erneuerungswahl der bisherigen Bundesräte sind Turbulenzen nicht ausgeschlossen.

SP-Bundesratskandidaten Jon Pult und Beat Jans präsentieren sich den Medien
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Mit Blumen und einem Lächeln:SP-Bundesratskandidaten präsentieren sich den Medien
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