Seit rund drei Jahren ist Beat Jans (59) Regierungspräsident von Basel-Stadt. Nun will der ehemalige Nationalrat und Vizepräsident der SP Schweiz seine Politkarriere mit einem Sitz in der Landesregierung krönen.
Beat Jans ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Grösse in der lokalen und nationalen Politik. Bei den Nationalratswahlen 2015 und 2019 erhielt er jeweils die meisten Stimmen. Und 2020 schaffte er als Neuling im ersten Wahlgang den Sprung in die baselstädtische Regierung. Als Jans' Markenzeichen gelten seine Begeisterungsfähigkeit, Eloquenz und Volksnähe.
Bauer mit ETH-Studium
Jans wuchs in Riehen BS als Kind einer Arbeiterfamilie in einem Wohnblock auf. Er absolvierte eine Lehre als Landwirt und bildete sich zum Agrotechniker weiter, bevor er an der ETH Zürich Umweltnaturwissenschaften studierte.
Erst mit 34 Jahren trat er der Basler SP bei. Schon zwei Jahre später übernahm er das Präsidium der Kantonalpartei. Unter seiner Führung gewann die SP einen dritten Sitz in der Regierung. Gewählt wurde die damals in Basel noch wenig bekannte und heutige Ständerätin Eva Herzog (61). Zusammen mit dem Grünen Bündnis stellte die Linke die Mehrheit in der siebenköpfigen Exekutive – es war der Beginn der fast 16-jährigen Ära des rot-grünen Basel.
Er machte sich für mehr Frauen in der Regierung stark
Im Grossen Rat gewann die SP als stärkste Fraktion zudem sieben Sitze. Der Erfolg war auch darauf zurückzuführen, dass Jans Migrantinnen und Migranten in die Partei integriert hat – so auch den im Oktober abgewählten Nationalrat Mustafa Atici (54). Zudem hatte Jans schon vor 20 Jahren gesagt, dass es unbedingt mehr Frauen in der Regierung brauche. Nun setzte sich ausgerechnet der Frauenförderer in der SP-internen Ausmarchung gegen die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (45) durch.
Ab 2001 politisierte Jans zehn Jahre im Basler Grossen Rat, wo er für seine leidenschaftlichen, manchmal auch als etwas verbissen empfundenen Voten bekannt war. 2010 rückte er für den zurückgetretenen Ruedi Rechsteiner (65) in den Nationalrat nach und machte sich rasch schweizweit einen Namen als Umwelt- und Energiepolitiker. Neben seiner politischen Tätigkeit arbeitete Jans für die Naturschutzorganisation Pro Natura und das Basler Beratungsunternehmen Ecos.
Auf Niederlage folgte Sprung in die Regierung
2015 musste der Vater zweier Töchter und bis dahin erfolgsverwöhnte Politiker eine Niederlage einstecken. An seiner Stelle wählte die SP in Bundesbern Roger Nordmann zum Fraktionspräsidenten. Doch Jans fand eine neue Aufgabe: Er wurde 2016 Vizepräsident der SP Schweiz.
Zudem liebäugelte er mit einer Ständeratskandidatur. Zu einem parteiinternen Duell gegen Eva Herzog kam es jedoch nicht: Jans zog seine Bewerbung zurück. Dies mit der Begründung, dass im Ständerat eine starke Untervertretung der Frauen drohe.
Nach seiner Wiederwahl als Nationalrat kandidierte Jans 2020 für den Basler Regierungsrat – und wurde gleich im ersten Wahlgang gewählt. Als die grüne Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann (60) bei den Wahlen schlecht abschnitt und nicht mehr antrat, bewarb er sich spontan auch für das Regierungspräsidium, obwohl er eigentlich lieber Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt geworden wäre.
Basel hofft auf Bundesratssitz
Seine Exekutiverfahrung macht Jans bei den Bundesratswahlen für manche Beobachter zum Favoriten. Ebenso wie die Tatsache, dass Basel-Stadt seit 50 Jahren nicht mehr im Bundesrat vertreten war. Dass er seit Ende 2020 nicht mehr Teil des Bundesparlaments ist, könnte für Jans aber zum Nachteil werden.
Auch hat der linke Landwirtschaftsspezialist die Bauernlobby gegen sich, die gestärkt aus den Wahlen im Oktober hervorging. Als Nationalrat hatte Jans unter anderem für die Abschaffung der Tierbeiträge gekämpft. (SDA)