Ringen um Amherd-Nachfolge
Candinas in der Poleposition – wer kann ihm noch gefährlich werden?

Pfister, Bregy, Würth, Chassot – politische Schwergewichte sagen im Ringen um die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd reihenweise ab. Damit rückt der Bündner Martin Candinas in den Vordergrund.
Publiziert: 15:07 Uhr
|
Aktualisiert: 16:52 Uhr
1/7
Nach gewichtigen Absagen rückt der Bündner Martin Candinas für die Amherd-Nachfolge in den Vordergrund.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Martin Candinas führt das Rennen um Amherds Nachfolge an
  • Pfister, Bregy und Würth verzichten auf Kandidatur für Bundesrat
  • Candinas sitzt seit 2011 im Nationalrat und war 2023 Nationalratspräsident
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1047.JPG
Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) verzichtet auf eine Kandidatur für die Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd (62). Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (46) sagt ab, und Ständerat Benedikt Würth (56) streicht ebenso die Segel. Gleich drei politische Schwergewichte nehmen sich aus dem Rennen und überlassen die Poleposition damit dem Bündner Nationalrat Martin Candinas (44). 

Seine Chancen sind übers Wochenende deutlich gestiegen, wenn er seinen Hut in den Ring wirft. Und daran zweifelt eigentlich niemand. Candinas sitzt bereits seit 2011 im Nationalrat und gilt als umgänglicher Typ. Den «Gmögigkeitsfaktor», der eine Wahl durchaus entscheiden kann – wie etwa vor zwei Jahren bei der Ausmarchung zwischen Elisabeth Baume-Schneider (61) und Eva Herzog (63) –, bringt er auf jeden Fall mit. Im Jahr 2023 amtete er als Nationalratspräsident und machte als oberster Schweizer gute Figur.

Politisch hat er sich etwa für die Bergregionen starkgemacht und forderte eine Lockerung des Zweiwohnungsgesetzes oder des Wolfsschutzes. Das gefällt den rechten Parteien. Ebenso engagiert er sich für einen starken Service public, wobei er die SRG ebenso verteidigt wie den öffentlichen Verkehr. Damit punktet er bei den Linken. Und als Rätoromane – ein kleiner Exotik-Bonus – ist ihm die Sprachenvielfalt wichtig. 

Candinas nicht unbestritten

Im Moment stellt sich die Frage: Wer kann Candinas noch gefährlich werden? Hört man sich in Bundesbern um, sieht man den Bündner derzeit im Vorteil. 

Was waren die Gründe für Amherds Rücktritt?
21:39
Sondersendung zum Polit-Knall:Was waren die Gründe für Amherds Rücktritt?

Aber sicher ist nichts. Denn der Rückzug von Pfister, Bregy und Würth mischt das Feld neu auf. «Die starken Kandidaten sind ihnen ausgegangen», schnödet ein bürgerlicher Parlamentarier. «Ihre Personaldecke ist dünn», so ein anderer. Nun könnten sich einige aus der B-Liga überlegen, ob sie nicht doch ihr Glück versuchen. 

Denn gänzlich unbestritten ist auch Candinas nicht. Böse Zungen behaupten, seine Politik lasse sich mit einem Wort zusammenfassen: «Subvenziuns». Der Bündner als Subventionsjäger, wird gespöttelt. Manche sehen ihn mehr als «netten Kerl», der nirgends anecke, denn als politisches Schwergewicht. Zudem komme es auf die Hearings an, da seien immer wieder Überraschungen möglich. 

Tritt eine Mitte-Ständerätin an?

Als mögliche ernsthafte Konkurrenz werden etwa die Mitte-Ständerätinnen Andrea Gmür (60, LU) oder Heidi Z'graggen (58, UR) genannt. Diese dürften beide stärker im rechten Lager punkten. Gmür hat als Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission an Statur gewonnen. Und Z'graggen könnte nach ihrer erstmaligen Kandidatur 2018 nochmals einen Anlauf wagen, diesmal nicht als damalige Regierungsrätin von aussen, sondern nun als Parlamentsmitglied. Beide würden zudem den Innerschweizer Anspruch abdecken.

Vor allem im linken Lager hofften manche auf Ständerätin Isabelle Chassot (59, FR). Kurz vor dem Amherd-Rücktritt hatte sie aber gesagt, dass ihr die «Lust fehlt, Lust zu haben». Sie hat es sich seither nicht anders überlegt, wie sie gegenüber Blick bekräftigt: «Ich stehe für eine Bundesratskandidatur nicht zur Verfügung und freue mich, mich im Ständerat weiterhin für die Freiburgerinnen und Freiburger einsetzen zu können.»

Martullo im Hinterkopf?

Ein anderer Punkt hingegen spielt doch wieder Candinas in die Karten: Mit ihm als Bündner Bundesrat könnte SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (55, GR) als künftige Bündner Bundesrätin auf lange Zeit hinaus verhindert werden. Das dürfte bei manchen im Hinterkopf mitspielen, ist ein Parlamentarier überzeugt. 

Über das weitere Vorgehen für die Amherd-Nachfolge will die Partei am Montag entscheiden. Das Parteipräsidium wird sich an diesem Tag zusammen mit dem Fraktionsvorstand zu einer gemeinsamen ausserordentlichen Sitzung treffen, um den Fahrplan festzulegen. Dann wird auch klar, wann die Meldefrist für die Interessentinnen und Interessenten an Amherds Nachfolge abläuft.

Christoph Blocher kritisiert Viola Amherd und Thomas Süssli
0:52
Ausschnitt aus Tele Blocher:Christoph Blocher kritisiert Amherd und Süssli
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?