Die SP steht im Gegenwind. Bei den nationalen Wahlen 2023 droht erneut eine Niederlage – schlimmstenfalls könnte sogar einer der beiden Bundesratssitze verloren gehen. Da kommt es ungelegen, wenn ausgerechnet ihre Regierungsmitglieder angeschlagen dastehen.
In der Corona-Pandemie wurde Innenminister Alain Berset noch von vielen als Überflieger gefeiert. Mittlerweile reiht er vor allem Affäre an Affäre. Letzte Woche musste ihn die französische Luftwaffe mit zwei Rafale-Kampfjets vom Himmel holen. Der Hobby-Pilot soll in einem Privatflugzeug militärisches Sperrgebiet überflogen haben. «Privatsache!», rief Bersets Medienabteilung reflexartig aus – sie hat mittlerweile Übung darin.
Denn die Geschichte folgt kurz auf die Enthüllung, dass sein langjähriger Kommunikationschef mehrere Tage in Untersuchungshaft gesessen hat. Er ist im Zusammenhang mit der Crypto-Affäre in ein Strafverfahren wegen Amtsgeheimnisverletzung verwickelt. Knall auf Fall musste er seinen Job verlassen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung – ebenso wie für seinen Ex-Chef.
Als wäre das nicht genug, kämpft Berset nach wie vor mit den Nachwehen einer Liebesaffäre, bei der er sich auch mit der Staatskarosse vom Schwarzwald nach Bern chauffieren liess. «Privatsache!» hiess es auch damals. Dass es mehr als das ist, zeigt der Umstand, dass die Geschäftsprüfungskommissionen von National- und Ständerat eine bereits abgeschlossene Untersuchung nochmals neu aufrollen will.
Berset sind bis heute keine rechtlichen Verfehlungen anzulasten. Die weisse Weste aber weist mittlerweile doch einige Flecken auf. Und «Privatsache!» hört spätestens dann auf, wenn die Luftpolizei eines Nachbarlands eingreifen muss. Dann kann Berset plötzlich auch nicht mehr nur für seine Partei, sondern für unser Land zur Belastung werden.