Wegen Bundesrat Alain Berset (50) musste vergangene Woche die französische Luftpolizei ausrücken. Der Innenminister war am 5. Juli mit einem gemieteten Privatflugzeug in Frankreich unterwegs – und hatte dabei einen Luftwaffen-Einsatz ausgelöst.
Beim Flug von einem Sportflugplatz zu einem andern sei es zu einer «Fehlinterpretation der Angaben der Luftverkehrskontrolle zu Beginn des Flugs» gekommen, teilt das Innendepartement (EDI) mit. Wie die französische Luftwaffe bestätigt, war ein Rafale-Kampfjet im Einsatz. Die «NZZ» hatte zuvor von zwei Jets berichtet. Berset, der allein unterwegs war, musste landen. Nach einer Identitätskontrolle und einer Erklärung seinerseits habe der SP-Bundesrat wieder losfliegen können.
Erst die Recherche der «NZZ» führte dazu, dass das Innendepartement (EDI) eine Stellungnahme veröffentlichte. Gemäss dem stellvertretenden Informationsschef des EDI sei es im Funkverkehr zu einem «Missverständnis» gekommen. Das Problem habe mit den französischen Behörden geklärt werden können.
Er flog eine Cessna
Abweichend von der Darstellung des EDI schreibt die «NZZ», dass Bersets Ausflug angeblich am Flughafen Fribourg-Ecuvillens seinen Anfang genommen habe. Eine Cessna, deren Flugmuster zum Vorfall passen würde, kehrte nach drei Tagen wieder in die Schweiz zurück.
Auf einen ersten Einsatz der französischen Luftwaffe solle Berset «ungewöhnlich reagiert» haben und sei dann – im Rahmen eines zweiten Luftpolizeieinsatzes – schliesslich zur Landung gezwungen worden. Vermutlich waren es zwei Rafales, die den Bundesrat in seinem Kleinflugzeug bei der Landung begleiteten – just jene Maschinen, die bei der Auswahl der Schweizer Armee dem amerikanischen F-35 unterlagen.
Macron wurde informiert
Berset war mit der Mietmaschine offenbar in eine Zone gekommen, in die er nicht hätte fliegen dürfen. Möglich, dass er der Luftwaffenbasis in Avord zu nahe gekommen ist. Dort stehen Teile eines französischen Luftraumüberwachungs- und Frühwarnsystems. Gemäss «NZZ» wurde sogar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44) über den Vorfall informiert, da ein ausländisches Regierungsmitglied involviert war.
Laut der franzöischen Luftwache gebe es rund 200 Luftpolizeieinsätze pro Jahr. «Es ist das erste Mal, dass es ein Regierungsmitglied betrifft», sagt Loïc Tatard, Infochef der französischen Luftwaffe, zu «20min».
Wie das EDI mitteilt, ist nicht bekannt, dass der Zwischenfall für Berset irgendwelche rechtlichen Konsequenzen oder finanzielle Folgen hat. Bisher war nicht bekannt, dass der SP-Bundesrat die Pilotenlizenz hat. Er habe sie 2009 erworben, Bundesrat ist er erst seit 2011. Der SP-Bundesrat steuere in seiner Freizeit «gelegentlich» einen Flieger, teilt sein Departement mit.
«Nicht so dramatischer Fall»
«Für einen Piloten ist ein solcher Vorfall peinlich. Wenn er Mitglied in einem Flugclub ist, wird er wohl noch ein paar Mal damit aufgezogen und muss bestimmt eine Runde zahlen», sagt Aviatik-Experte Sepp Moser (76) gegenüber Blick. Er schätzt den Fall aber als «nicht so dramatisch» ein.
Berset geriet in den letzten Wochen mehrmals in die Schlagzeilen. Gegen einen seiner engsten Mitarbeiter soll ein Verfahren laufen. Gemäss «SonntagsBlick» soll der Vertraute Bersets sogar mehrere Tage in Untersuchungshaft verbracht haben. Peter Lauener (52), während zehn Jahren Mediensprecher und enger Mitarbeiter, wird verdächtigt, vertrauliche Informationen aus der Untersuchung einer Geheimdienstaffäre an Medien weitergegeben zu haben. Zuvor war Bundesrat Berset persönlich in eine private Erpressungsaffäre verstrickt. (lha/sie)