«Mutiertes Virus in jedem zweiten Flieger»
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Taskforce-Biologin warnt:«Mutiertes Virus in jedem zweiten Flieger»

Taskforce-Forscherin warnt
«Mutiertes Virus in jedem zweiten Flieger»

Das neue Mutanten-Virus macht den Corona-Experten Sorgen. Breite sich dieses in der Schweiz aus, könnte es die neusten Schutzanstrengungen abbremsen. Zwar ist die Virus-Variante hierzulande noch nicht nachgewiesen, aber wohl doch schon da.
Publiziert: 22.12.2020 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2021 um 10:57 Uhr
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Warnt vor Erhöhung des R-Werts durch das mutierte Virus: Taskforce-Mathematikerin Tanja Stadler.
Foto: ETH
Ruedi Studer

Das wird dieses Jahr nichts mit ruhigen Weihnachtsferien in Bundesbern. Das Mutanten-Virus aus Grossbritannien setzt Bundesrat Guy Parmelin (61) zwar in Quarantäne, hält die Bundesbeamten aber weiterhin auf Trab.

Seit Dienstag gelten zudem schweizweit nun schärfere Regeln – Restaurants und Freizeiteinrichtungen sind fast überall geschlossen, in den Läden wird die Kundenkapazität deutlich beschränkt. Die neuesten Fallzahlen geben jedenfalls noch keinen Grund zur Entwarnung.

Mutanten-Virus wohl schon in der Schweiz

Und nun könnte das Mutanten-Virus die Anstrengungen wieder zunichtemachen. Die wissenschaftliche Covid-Taskforce des Bundes geht nämlich davon aus, dass die geltenden Massnahmen nicht ausreichen werden, um die Ausbreitung der neuen Variante des Virus zu stoppen. Für den Fall, dass das Virus in der Schweiz Fuss fasst, stellt die Taskforce weitere Massnahmen in Aussicht.

«Wir beobachten die Situation ständig und werden dann besprechen, welche neuen Massnahmen unter Umständen angezeigt sein werden», so Taskforce-Präsident Martin Ackermann am Dienstag vor den Medien in Bern.

Schätzungen gingen davon aus, dass die Mutation die Reproduktionszahl um 0,4 erhöhe, sagte Ackermann. Damit würde die Zahl der Neuinfektionen wahrscheinlich wieder stark steigen, wenn sich das Virus in der Schweiz ausbreitet.

Der R-Wert in der Schweiz liegt derzeit bei über 1 – trotz der zusätzlich ergriffenen Massnahmen. Im Spätherbst sei der R-Wert mit den Massnahmen von Ende Oktober gesunken, sagte Tanja Stadler, ebenfalls Mitglied der Taskforce. Aber «alles, was in den vergangenen zehn Tagen unternommen wurde, hat den R-Wert nicht unter 1 senken können», sagte Stadler.

Zwar ist das Mutanten-Virus in der Schweiz noch nicht nachgewiesen. Doch die Taskforce geht davon aus, dass es bereits in der Schweiz ist. Es sei wahrscheinlich, dass auf jedem zweiten Flug aus Grossbritannien eine Person mit der neuen Virus-Variante in die Schweiz gekommen sei. Letzte Woche gab es 90 Flüge aus Grossbritannien. «Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass bereits mehrere Personen die neue Variante in die Schweiz eingeschleppt haben», so Stadler. Man müsse versuchen, das neue Virus in Grenzen zu halten. Der Import der Variante müsse gestoppt werden, die Kontakte müssten reduziert und die Infektionszahlen gesenkt werden.

Britische Touristen erhalten SMS

Entscheidend ist nun auch, die britischen Touristen über die Quarantäne-Massnahmen zu informieren – es geht um Tausende von Betroffenen. Die meisten der in den vergangenen Tagen aus Grossbritannien eingereisten Flugpassagierdaten seien erhoben, sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit. Es fehlten nur noch wenige.

Alle mit einer Sim-Karte erhielten eine Information mit einer Telefonnummer, wo sie sich bezüglich der Quarantäne melden könnten. Wenn die Aufenthaltsadresse nicht bekannt sei, würden die Touristen über SMS informiert. Im Übrigen laufe das Ganze wie bei einer normalen Reise- und Kontaktquarantäne ab. In den Kantonen seien die zuständigen Stellen definiert. Sehr viele eingereiste Touristen haben sich laut Mathys selber gemeldet.

Über 75-Jährige werden zuerst geimpft

Ein weiteres wichtiges Thema an der Medienkonferenz war die neue Impfkampagne. «Der Impfstoff ist hochwirksam», so Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. Es seien bisher keine grossen Nebenwirkungen bekannt. Es könne aber lokale Nebenwirkungen geben, etwa Fieber oder Muskelschmerzen.

Weil für den Auftakt nur gut 100'000 Impfdosen bereitstehen, werden in der Schweiz zuerst nur über 75-jährige Patienten sowie Hochrisikopatienten mit Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Atemwegsproblemen, Zuckerkrankheit, Übergewicht und Abwehrschwäche geimpft. Die Hochrisikopatienten können auch unter 75 Jahre alt sein, um prioritär in den Genuss der Verabreichung des Impfstoffes kommen. Wichtig sei, dass diese Hochrisikopersonen von ihrem Hausarzt informiert werden oder sich mit diesem in Verbindung setzen, sagte Berger.

In zweiter Priorität kämen dann die 65- bis 74-Jährigen an die Reihe. Wichtig sei, dass nicht während einer akuten Covid-Erkrankung geimpft werde, so Berger. Drei Monate nach einer durchgestandenen Erkrankung könne wieder geimpft werden. Nur bei einer schweren Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes dürfe nicht geimpft werden.

Neue Impfkampagne

In den Kantonen laufen die Vorbereitungen für die Impfungen auf Hochtouren – schon am Mittwoch soll es mit den ersten Impfungen losgehen. Mit einer neuen Impfkampagne will das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Start begleiten und informieren.

Dafür ist auch eine neue Internetseite mit Informationen zur Corona-Impfung aufgeschaltet worden. «Viele Leute sind noch zögerlich, weil sie noch nicht richtig gut informiert sind und kein Vertrauen haben», so Berger. Man wolle diese Leute ohne Druck davon überzeugen, dass eine Impfung gut für sie sei. Und: Eine Impfung ist auf jeden Fall freiwillig.

Corona Experten PK 22.12.2020

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