Die ganze Schweiz hat auf diesen Moment gewartet: Swissmedic gibt grünes Licht für den Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer! Die grosse Überraschung: Die Schweiz ist das erste Land weltweit, das die Zulassung des Impfstoffs erteilt. Ohne Ausnahmen. Ein Riesen-Coup! Die Zulassungsbehörde Swissmedic geht sogar weiter: «Es handelt sich um die weltweit erste Zulassung in einem ordentlichen Verfahren.» Eine Notfallzulassung gibt es in der Schweiz nicht.
Gesundheitsminister Alain Berset kommentiert die Zulassung auf Twitter: «Er hat sich als wirksam, sicher und qualitativ einwandfrei erwiesen. In den nächsten Tagen wird mit dem Impfen begonnen.»
Die bis jetzt vorliegenden Daten zeigten, so Swissmedic in einer Pressekonferenz am Samstag, in allen untersuchten Altersgruppen eine vergleichbare, hohe Wirksamkeit und erfüllten die Anforderungen an die Sicherheit. Der Impfschutz liege sieben Tage nach der zweiten Impfung bei über 90 Prozent. Das sind gute Nachrichten für die Schweiz, die in Europa ein Corona-Hotspot ist.
Kinder und Jugendliche müssen sich aber gedulden. Laut Swissmedic-Direktor Raimund Bruhin sei die Datenbasis noch zu dünn, weshalb die Impfung für unter 16-Jährige nicht zugelassen ist. Ausserdem gebe es noch keine Resultate, wie das Vakzin auf Schwangere wirke, erklärt Philippe Girard, Leiter des Bereichs Bewilligungen bei Swissmedic.
«Meilenstein für die öffentliche Gesundheit»
Bruhin: «Dank des rollenden Verfahrens und unseren flexibel aufgestellten Teams konnten wir rasch entscheiden und dabei den drei wichtigsten Anforderungen Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität vollumfänglich Rechnung tragen.» Angesichts der Folgen der Pandemie stelle die rasche Zulassung «ein Meilenstein für die öffentliche Gesundheit» dar.
Die verfügbaren Informationen seien durch Swissmedic und einem unabhängigen Beratergremium «minutiös geprüft worden» . Die Behörde beschloss: «Der Covid-19-Impfstoff von Pfizer/Biontech ist sicher. Sein Nutzen überwiegt die Risiken.» Pfizer ist ein US-Unternehmen, Partner Biontech eine deutsche Firma mit Sitz in Mainz.
Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus? Wie bei allen Arzneimitteln, die neu auf dem Markt sind, überwachen Experten die Sicherheit des Impfstoffs genau. «Wenn nötig, ergreifen wir sofort Massnahmen, sollten Sicherheitssignale auftreten», heisst es bei Swissmedic. Die häufigsten in den Zulassungsstudien dokumentierten Nebenwirkungen seien vergleichbar mit jenen nach einer Grippeimpfung (Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Müdigkeit).
Impfstoff für vorerst 1,5 Millionen
Nun stellen sich viele Fragen: Wer wird als erstes geimpft? Wie kriegt man einen Termin? Wie wird der Impfstoff überhaupt in die Arztpraxen, Testzentren und Co. verteilt?
Dass die Bevölkerung gratis das Corona-Vakzin verabreicht bekommt, steht ausser Frage. Die Impfung sei von Franchise und Selbstbehalt befreit, bestätigt Swissmedic. Rund drei Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs stehen vorerst hierzulande zur Verfügung.
Damit können 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger geimpft werden. Die Impfstrategie des Bundes sieht vor, dass besonders gefährdete Personen und das Gesundheitspersonal Vorrang haben.
Drei weitere Zulassungsgesuche hängig
Nicht nur der Biontech/Pfizer-Impfstoff wurde von Swissmedic geprüft. Hängig sind drei weitere Zulassungsgesuche für Corona-Impfstoffe. Involvierte Hersteller sind auch: Moderna mit Partner Lonza, Astrazenca sowie Johnson & Johnson. «Diese werden unter Einsatz aller Ressourcen mit hoher Priorität weiter behandelt», heisst es bei der Behörde.
Insgesamt hat die Schweiz 15,8 Millionen Impfdosen-Dosen mehrerer Firmen gesichert. Weil es meist zwei Dosen braucht, kann dennoch fast die ganze Bevölkerung geimpft werden. Es ist ein Riesenprojekt, bis der Impfstoff den Weg vom Hersteller in die Blutbahn der Einzelnen findet. Es kann nun losgehen.