Ob Hitzewellen oder Unwetterwarnungen – die Wetterkapriolen werden zum Wahlkampfthema. Was bei den Grünen als Beleg für den Klimawandel gilt, wird von der SVP als Hysterie abgetan. Angefeuert wurde die Debatte durch falsche Temperaturangaben bei «SRF Meteo». Während SRF-Meteorologe Thomas Bucheli die Fehlprognosen mit einem technischen Fehler erklärt, wittert die SVP dahinter eine politische Kampagne.
Seither dreschen SVP-Politiker bei jeder Gelegenheit auf die SRF-Metereologen ein. Jedes Grad Temperaturabweichung und jeder Millimeter Niederschlagsunterschied wird zum Politikum.
Vor zwei Wochen klagte SVP-Nationalrat Christian Imark (41, SO) im nassen Leibchen darüber, dass es ihn beim Joggen wegen «ständiger Fehlprognosen» verregnet hatte. Am Unspunnenfest hingegen hackte er wegen fehlenden Regens auf SRF Meteo ein. «Heute freut sich das ganze Unspunnenfest über die Fehlprognose von SRF Meteo», postet er bei bedecktem Himmel vom Festplatz in Interlaken auf X, dem ehemaligen Twitter.
Die Attackierten reagierten prompt. Mit einem Bild, das zahlreiche Festbesucher eingehüllt in Militärpelerinen zeigt. Zumindest zwischendurch regnete es in Interlaken schon. Der launige Kommentar dazu: «Heisst das, die Tarnregenschütze waren nur Tarnung, nicht Regenschutz?»
In vielen Kommentaren kommt Imark schlecht weg. Denn auch wenn es in Interlaken weniger geregnet hat als vorausgesagt, gab es in anderen Regionen Hochwasser und Überschwemmungen. Kein Wunder, wurde Imarks Post auf X eher als «peinlich» oder gar «dümmlich» taxiert.
20,5 Millimeter
Imark sah sich jedenfalls zu einer Replik genötigt. «Sie haben für Interlaken 50mm Regen ohne Unterbruch angesagt ab 03.00 Uhr, den ganzen Tag, geregnet hat es ab 16.00 Uhr einige Tropfen. Gratuliere!», antwortet er den Meteorologen sarkastisch und schiebt nach: «Nehmen Sie nächstes Mal wieder den Würfel.»
Die provisorischen Daten für die Niederschlagsmenge am Sonntag an der Messstation in Interlaken geben Imark nur halbwegs recht. Zwar waren es keine 50 Millimeter, aber auch nicht nur einige Tropfen. Offiziell wurden 20,5 Millimeter Niederschlag registriert. (rus)