Wahlen 2023 im Aargau
Anti-SVP-Allianz kann Giezendanner im Stöckli verhindern

Im Kanton Aargau dreht sich alles um den Ständerat. Kann Benjamin Giezendanner der SVP den Sitz retten oder schafft Mitte-Frau Marianne Binder den Stöckli-Coup? Im Nationalrat droht besonders einer Partei ein Sitzverlust.
Publiziert: 28.08.2023 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2023 um 14:33 Uhr
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Benjamin Giezendanner (links) will den SVP-Ständeratssitz von Hansjörg Knecht verteidigen.
Foto: keystone-sda.ch
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Im Aargau gibt es einen Ansturm aufs Stöckli! Gleich zehn Kandidatinnen und Kandidaten wollen einen der zwei Ständeratssitze erobern. Gesetzt ist der bisherige FDP-Ständerat Thierry Burkart (48). Offen ist nur, ob sich der FDP-Präsident schon im ersten Wahlgang durchsetzt oder in die zweite Runde muss.

Spannung hingegen verspricht der Kampf um den zweiten Sitz, der wegen des Rücktritts von SVP-Mann Hansjörg Knecht (63) frei wird. Die SVP schickt Benjamin Giezendanner (41) ins Rennen. Der Sohn von Politlegende Ulrich Giezendanner (69) soll schaffen, was seinem Vater nicht geglückt ist. Der SVP den Stöckli-Sitz retten. Giezendanner senior hatte 2011 bei der Ständeratswahl gegen die damalige SP-Frau Pascale Bruderer (46) das Nachsehen.

«Giezi» junior könnte nun Ähnliches passieren. Die SVP ist im Aargau zwar eine Grossmacht mit über 30 Prozent Wähleranteil, womit sich Giezendanner im ersten Wahlgang am 22. Oktober den zweiten Platz hinter Burkart sichern dürfte. Doch zum definitiven Showdown kommt es erst im zweiten Durchgang am 19. November. Da muss Giezendanner zittern.

Mitte-Links muss sich einigen

Entscheidend wird sein, ob die Mitte-Links-Parteien bereit sind, sich auf eine einzige Kandidatur gegen Giezendanner zu einigen. Eine Anti-SVP-Allianz! Das grösste Potenzial, Stimmen bis weit ins bürgerliche Lager zu holen, hat dabei Mitte-Nationalrätin Marianne Binder (65). 2019 drehte sie im zweiten Wahlgang enorm auf und hätte den Sprung ins Stöckli wohl geschafft, hätten die Grünen damals ihre Kandidatin zurückgezogen. Stattdessen ebneten die Grünen der SVP die Rückkehr ins Stöckli.

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Ob Rot-Grün aus dem Polit-Patzer lernt? Dann müssten die Kandidatinnen Gabriela Suter (50, SP) und Irène Kälin (36, Grüne) nämlich auf einen zweiten Wahlgang verzichten. Eine Option, die hinter den Kulissen bereits diskutiert wird. Denn aus linker Sicht ist eine Mitte-Frau dann doch das kleinere Übel ist als ein SVP-Mann. Genau vor diesem Szenario fürchtet sich die SVP. Verbündet sich Mitte-Links, könnte die SVP aus dem Stöckli fliegen.

EVP-Sitz wackelt

Auch im Nationalrat könnte es Verschiebungen geben. 16 Sitze hat der Aargau zugute. Die aktuelle Sitzverteilung: 6 SVP, 3 SP, 2 FDP, 2 Mitte, 1 Grüne, 1 GLP, 1 EVP. Am stärksten wackelt der EVP-Sitz von Lilian Studer (45). Die Partei gewann den Sitz vor vier Jahren dank einer Listenverbindung mit der BDP.

Letztere ist mittlerweile mit der CVP zur Mitte fusioniert – und mit dieser hat sich die EVP nun verbunden. Allerdings sind die Stärkeverhältnisse unter den Listenpartnerinnen nun ganz anders, so dass die Mitte womöglich einen dritten Sitz auf Kosten der EVP holt. Mit viel Proporzglück könnte der Sitz auch an die GLP fallen, die sich mit SP und Grünen in einer Klima-Allianz vereinigt hat.

Schlimmer wäre es für den Mitte-Block, wenn die SVP den EVP-Sitz holt. Doch das scheint eher unwahrscheinlich. Zwar ist die SVP nach einem Rekordverlust von 6,5 Prozent vor vier Jahren wieder im Aufwind. Für den Sitzgewinn dürfte es aber nicht reichen, da ihr die Corona-Skeptiker doch das eine oder andere Prozent abzwacken dürften.

Am wahrscheinlichsten ist, dass es für SVP, FDP, SP, Grüne und Grünliberale bei der jetzigen Mandatszahl bleibt. Intern spannend wird es aber bei den Grünen: Der frühere Nationalrat Jonas Fricker (46), der 2017 wegen eines Auschwitz-Vergleichs zurücktrat, versucht sein Comeback. Irène Kälin allerdings hat sich als letztjährige Nationalratspräsidentin Respekt verschafft, so dass sie ihren Sitz verteidigen dürfte.

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