SRG-Wahlbarometer zeigt Aufwärtstrend für die Mitte
FDP wird von der Jägerin zur Gejagten

Das CS-Debakel wirkt sich auf die Wahlabsichten aus: Die FDP muss Federn lassen und droht, auf den vierten Rang abzurutschen. Die Mitte ist den Freisinnigen nämlich auf den Fersen, wie das neue SRG-Wahlbarometer zeigt.
Publiziert: 05.07.2023 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 17:14 Uhr
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Die FDP-Kampfansage von Parteichef Thierry Burkart ist klar. Er will der SP den zweiten Platz in der Wählergunst abjagen. Stattdessen droht ein Rückfall auf den vierten Rang.
Foto: keystone-sda.ch
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Es war eine frühe Kampfansage von FDP-Chef Thierry Burkart (47) an die SP: Er will die Sozis bei den Wahlen im Herbst überholen und sie vom zweiten Platz verdrängen. Doch nun wird die FDP selbst von der Jägerin zur Gejagten. Der zweite Platz rückt nämlich in weite Ferne, wie das neueste SRG-Wahlbarometer zeigt. Stattdessen müssen die Freisinnigen um ihren Podestplatz zittern, ist ihnen die Mitte doch dicht auf den Fersen.

Demnach verliert die FDP einen halben Prozentpunkt Wähleranteil und kommt noch auf 14,6 Prozent, während die Mitte um einen halben Prozentpunkt auf 14,3 Prozent zulegt. Damit trennt die beiden Parteien nur noch ein Hauch.

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Sollte die aus CVP und BDP hervorgegangene Mitte die FDP tatsächlich überholen, käme es zu einer «historischen Verschiebung», wie das Umfrageinstitut Sotomo festhält. Erstmals würde die Nachfolgepartei der Katholisch-Konservativen, die sich 1848 gegen den neuen Bundesstaat stellten, die freisinnig-liberale Staatsgründerin überholen.

FDP muss zittern

Wittert die Mitte nun Morgenluft? «Umfragen sind Umfragen, aber das Resultat bestärkt uns in unserer Politik, beispielsweise bei den Gesundheitskosten», gibt sich Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) diplomatisch. Für den Aufwärtstrend sieht er einen Grund: «Wir treten am stärksten gegen die zunehmende Polarisierung an, das kommt uns zugute.»

Setzt sich der Mitte-Trend fort, muss die FDP nicht nur um ihren dritten Platz, sondern auch um ihren zweiten Bundesratssitz zittern. Noch lässt sich Parteichef Burkart davon nicht aus der Ruhe bringen: «Aktuell sehen wir eine Seitwärtsbewegung, das ist bedauerlich», kommentiert er das Resultat. «Wir liegen aber noch immer vor der Mitte und wollen im Herbst zulegen.»

Ob das gelingt, dürfte auch davon abhängen, ob bei den Wahlberechtigten der grosse Ärger über das CS-Debakel bis dahin verraucht. «Die CS-Geschichte hat uns sicher nicht geholfen», ist sich Burkart bewusst. Bis im Herbst könne aber noch viel passieren. Er orientiert sich denn auch nach vorn: «Der zweite Platz bleibt weiterhin unser Wahlziel.»

SP fürchtet Rechtsrutsch

Dass es bei der FDP-Kampfansage bleibt, nimmt SP-Co-Chefin Mattea Meyer (35) gelassen zur Kenntnis. «Die FDP hat sich in den letzten Monaten bei der SVP angebiedert – etwa bei der Asylfrage oder mit Listenverbindungen – und erhält nun die Quittung dafür», sagt sie.

«Können uns im Hinblick auf den Herbst nicht zurücklehnen»
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SP-Co-Präsidentin Meyer:«Können uns im Hinblick auf den Herbst nicht zurücklehnen»

Was ihr mehr Sorgen bereitet, ist der drohende Rechtsrutsch insgesamt. Die SVP legt unter ihrem Chef Marco Chiesa (48) nämlich um 1,5 Prozentpunkte auf 27,1 Prozent zu und bleibt damit unangefochtene Nummer eins. Der Rechtsblock gewinnt damit trotz FDP-Verlusten. «Wir werden alles dafür geben, diesen Rechtsrutsch zu verhindern», so Meyer. «Sonst bleiben Klimaschutz, Kaufkraft und Gleichstellung auf der Strecke.»

Klimasorge hilft den Grünen nicht

Dass dies gelingt, dafür sieht es schlecht aus. Grund dafür ist das Schwächeln der Grünen. Diese verlieren satte 3 Prozentpunkte, bleiben mit 10,2 Prozent aber zweistellig. Angesichts der drohenden Verluste kann Parteichef Balthasar Glättli (51) die grünen Bundesratsträume begraben.

Leicht zulegen können dafür die Grünliberalen unter Parteichef Jürg Grossen (53). Sie würden mit 8,3 Prozent (+0,5 Prozentpunkte) ihr bisher bestes Wahlresultat einheimsen.

Unter dem Strich zeigt sich aber: Die grüne Welle von 2019 ebbt ab. Und dies, obwohl die Klimafrage weiterhin ganz oben auf der Sorgenliste der Bevölkerung steht. So bleibt der Klimawandel mit 40 Prozent Nennungen aus Sicht der Stimmberechtigten die grösste politische Herausforderung der Schweiz.

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Die Daten für das SRG-Wahlbarometer wurden online zwischen dem 8. und 22. Juni 2023 via Sotomo-Panel sowie über die SRG-Online-Kanäle erhoben. Die Ergebnisse der Umfrage basieren auf 25'216 gültigen Teilnahmen und sind repräsentativ für die aktive Stimmbevölkerung der Schweiz.

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