Darum gehts
- Schweizer Medianlohn 2022: 6788 Franken
- Gewerkschaftsbund kritisiert ungenügende Lohnentwicklung trotz Anstieg im letzten Jahr
- Neuer Online-Lohnrechner analysiert 2,3 Millionen Löhne aus 35'000 Unternehmen
6788 Franken – so viel betrug der monatliche Medianlohn per 2022 in der Schweiz. Die Hälfte der Verdienenden hat dabei mehr, die andere Hälfte weniger im Sack. Die Zahl dürfte mittlerweile wieder etwas gestiegen sein, vermeldete das Bundesamt für Statistik für das letzte Jahr doch einen Anstieg der Löhne um 1,8 Prozent. Zieht man die Teuerung ab, bleiben immerhin 0,7 Prozent mehr im Portemonnaie.
Für die Gewerkschaften allerdings kein Grund zum Jubeln. Trotz Lohnplus im vergangenen Jahr bleibe die Lohnentwicklung ungenügend, moniert Daniel Lampart (57), Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).
Grund: In den letzten Jahren hat die Teuerung vielerorts für Kaufkraftverluste gesorgt. «Diesen Rückstand haben wir noch nicht aufgeholt, die Lohnerhöhungen sind dafür noch immer zu tief», so Lampart. «Heute sind die Reallöhne nur minimal höher als 2015. Das ist erschreckend – gerade auch angesichts der Tatsache, dass sich die Arbeitgeber über Arbeitskräftemangel beklagen.»
Auch für langjährige Angestellte
Die Arbeitgeber müssten in den kommenden Lohnrunden nachbessern, so die Forderung. Doch der Gewerkschaftsbund nimmt auch die Arbeitnehmenden in die Pflicht: «Man sollte sich nicht erst bei einem Stellenwechsel um die Lohnsituation kümmern», sagt Lampart. «Gerade langjährige Mitarbeitende sollten sich regelmässig über angemessene Löhne informieren und diese bei ihren Chefs auch geltend machen.»
Helfen soll dabei auch der neue Online-Lohnrechner des Gewerkschaftsbunds, der auf den neusten Daten aus der Lohnstrukturerhebung 2022 des Bundesamts für Statistik basiert und das seitherige Lohnwachstum berücksichtigt. Die Statistik umfasst rund 2,3 Millionen Löhne aus 35’000 Unternehmen. Über die vollständig überarbeitete Online-Plattform lassen sich so die üblichen Löhne in 100 Branchen und 15 regionalen Arbeitsmärkten berechnen. In die Analyse fliessen neben Beruf und Branche auch Ausbildung, Alter oder Arbeitsort mit ein.
Dazu ein paar Beispiele:
- Ein 34-jähriger Strassenbauer in Luzern, der seit 8 Jahren beim gleichen Arbeitgeber tätig ist, kommt auf einen Medianlohn von 6180 Franken monatlich.
- Für eine 55-jährige kaufmännische Angestellte in der Versicherungsbranche mit einer höheren Berufsbildung schauen nach 30 Jahren in der gleichen Zürcher Firma im Mittel 8190 Franken heraus.
- Eine 40-jährige Pflegefachfrau in einem Churer Spital mit 18 Jahren Berufserfahrung kann mit 6740 Franken rechnen.
Der SGB-Lohnrechner zeigt nicht nur den mittleren Lohn für das eingegebene Profil an, sondern auch die Bandbreite der üblichen Löhne. Hinzu kommen Informationen zu den in den Gesamtarbeitsverträgen geltenden Mindestlöhnen.
Lohntransparenz gegen Lohndiskriminierung
«Damit erkennen die Nutzerinnen und Nutzer, ob sie einen fairen Lohn erhalten oder unterbezahlt sind», so Lampart. Gerade auch Frauen, welches vielerorts immer noch weniger verdienen als Männer, sollten den Lohnrechner nutzen, empfiehlt der SGB-Chefökonom.
Denn: «Lohntransparenz ist ein zentraler Hebel im Kampf gegen Lohndiskriminierung. Der Lohnrechner gibt Arbeitnehmenden das nötige Wissen für faire Löhne und starke Verhandlungen.»