Auf einen Blick
- Martin Pfister kandidiert für den Bundesrat, die Zuger Mitte schlägt ihn vor
- Pfister ist Gesundheitsdirektor und war in der Coronakrise gefordert
- Seine Heimatregion war schon lange nicht mehr im Bundesrat vertreten
Pfister will Bundesrat werden! Nein, nicht dieser Pfister. Lange war Parteichef Gerhard Pfister (62) als heisser Anwärter für die Nachfolge von Viola Amherd (62) gehandelt worden. Doch der Zuger hat sich aus dem Rennen genommen.
Nun stellt sich ein anderer Pfister als Kandidat zur Verfügung – und auch er kommt aus dem Kanton Zug: Die Zuger Mitte hat Martin Pfister (61) vorgeschlagen. Er ist seit 2016 als Gesundheitsdirektor im Regierungsrat, und nicht mit Gerhard Pfister verwandt.
Blick hatte vor zehn Tagen zuerst publik gemacht, dass sein Name kursiert. Nun teilte seine Kantonalpartei mit: Das Präsidium habe ihm «einstimmig das Vertrauen ausgesprochen».
Doch wer ist dieser Pfister, der auf nationaler Ebene noch kaum bekannt ist? Und hat er das Potenzial, neben dem einflussreichen St. Galler Nationalrat und Bauernboss Martin Ritter (57) mehr als ein «Alibi-Kandidat» zu sein?
Gesundheitsdirektor in der Coronakrise
Der Vater von vier erwachsenen Kindern hat Geschichte und Germanistik studiert und ist ausgebildeter Lehrer. Als seine Hobbys bezeichnet er Wandern, Joggen, Kultur und Lesen. Vor seiner Zeit im Regierungsrat sass er im Kantonsparlament und war Geschäftsführer von Verbänden. Er wohnt in Allenwinden ZG, wo er verwurzelt ist. Eine Randnotiz: Einst war Pfister wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Urs Altermatt (82), dem Autor des «Bundesratslexikons».
Weggefährten beschreiben Pfister als gmögig und zugänglich, als Mann, der mit seiner Arbeit etwas bewegen will. «Martin Pfister kann gut zuhören und steht hinter seinen Entscheiden, auch wenn sie manchmal unangenehm sind», sagt eine Person, die ihn schon lange kennt. Auch in Dossiers anderer Regierungsräte sei er auf der Höhe, was nicht unbedingt selbstverständlich sei.
Pfister selbst will noch keine Fragen beantworten. Er stehe erst an einer Medienkonferenz in den kommenden Tagen zur Verfügung, teilte seine Partei mit.
In seiner Heimat war Pfister besonders während der Coronakrise gefordert. Einmal beschloss Zug früher als andere Kantone eine Verschärfung der Maskenpflicht, einmal führte der Kanton zuerst Reihentests an Schulen ein. «Die Gegner waren laut. Letztlich haben aber fast alle Schulkinder und ihre Lehrpersonen mitgemacht», berichtete Pfister später der «Zuger Zeitung».
Während der Coronazeit habe er sich aus sämtlichen sozialen Medien zurückgezogen: «Was dort ablief, war teilweise schwer zu ertragen. Ich hatte zudem schlicht nicht die Zeit, mich damit zu befassen.»
In Bern unbekannt, in der Armee etabliert
Im Bundeshaus ist Pfister, der nie in Bern politisiert hat, für viele ein unbeschriebenes Blatt. Und das Parlament wählt am liebsten jemanden aus den eigenen Reihen in die Regierung. Oder zumindest jemanden, der schon einmal in Bern politisiert hat. National ist er einzig als Vorstandsmitglied der kantonalen Gesundheitsdirektoren in Erscheinung getreten.
Was hilfreich sein könnte, falls Pfister das Verteidigungsdepartement von Amherd übernimmt – und dies scheint bei einer Wahl sehr wahrscheinlich: Er war vier Jahre lang Kommandant in einem Rettungsbataillon der Armee und von 2004 bis 2012 Chef der Katastrophenhilfe in der Territorialdivision 3.
Seine Herkunft ist ein Vorteil
Der Name allein, den er mit Parteipräsident Pfister teilt, dürfte ihm kaum bessere Chancen auf einen Platz in der Landesregierung einräumen – aber immerhin die Herkunft könnte ihm helfen: Die Zentralschweiz ist in der Landesregierung untervertreten.
Vor zwei Jahrzehnten haben die Zentralschweizer Kantone mit dem Luzerner Kaspar Villiger (83, FDP) das letzte Mal einen Bundesrat gestellt. Und bisher gab es erst zwei Zuger Bundesräte. Der Letzte war Hans Hürlimann (1918–1994, CVP), der bis 1982 im Amt war.