Drohender Energie-Mangel
Parmelin will notfalls weniger Heizen verordnen

Es soll zwar nur im Notfall passieren, doch Bundesrat Guy Parmelin hält es für vertretbar, der Bevölkerung eine tiefere Raumtemperatur zu verordnen. Kritik einstecken muss die Landesregierung derweil, weil sie noch kein Strom-Sparziel plant.
Publiziert: 28.08.2022 um 12:39 Uhr
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Weniger Heizen spart viel Energie.
Foto: imago/Winfried Rothermel

SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (62) hält es für vertretbar, bei einem Mangel an Strom und Gas im kommenden Winter der Bevölkerung eine tiefere Raumtemperatur zu verordnen. Einschränkungen beim Verbrauch sollten aber nur im äussersten Notfall beschlossen werden.

Die Schweiz sei derzeit noch weit weg davon, irgendwem den Gashahn zuzudrehen, sagte Parmelin in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Das Ziel der Landesregierung sei es, Abschaltungen zu verhindern.

Um dieses Ziel zu erreichen, werde der Bundesrat nächste Woche die entsprechenden Verordnungsentwürfe in eine Konsultation schicken. Je nach Situation müsste die Landesregierung sie der aktuellen Lage entsprechend anpassen. Ein Zeitplan werde daher nicht präsentiert.

Im besten Fall werde es nicht zu einem Energiemangel kommen. Grundsätzlich gelte, dass sich das Land auf eine Krise vorbereiten könne. Die Krise selbst lasse sich jedoch nicht planen.

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Parmelin lancierte einmal mehr einen Spar-Appell an die Bevölkerung. Jedes Grad weniger Heizung führe zu einem mindestens 5 Prozent geringeren Energieverbrauch. Als Beispiel für Einsparungen erwähnte der Wirtschaftsminister das Erdgas. Rund 40 Prozent davon werde in der Schweiz von den privaten Haushalten verbraucht.

Diese Zahl zeige, dass sich in der Schweiz eine substanzielle Reduktion des Erdgasverbrauchs ohne die privaten Haushalte nicht realisieren lasse. Klar sei aber auch, dass die Schweiz nicht ohne Not Einschränkungen oder Verbote einführen sollte.

Kritik an Landesregierung

Für Kritik an der Landesregierung sorgt derweil, dass sie zwar ein Sparziel für Gas verkündete, nicht aber für Strom. So sagte SP-Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) am Mittwoch, das sei noch nicht nötig, da die Stauseen jetzt gefüllt würden und nicht geleert.

«Ich teile diese Meinung nicht», hält Michael (59) Frank, der Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) in der «NZZ am Sonntag» entgegen. «Jetzt schon zählt jede Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen. Diese wird uns vielleicht noch nützlich werden im Februar oder März.»

Der Bundesrat dürfe nicht weiter damit zuwarten, konkrete Sparziele zu setzen, so Frank. Die deutsche Regierung habe längst klare Vorschriften erlassen. «Es gibt keinen Grund, dass das in der Schweiz nicht auch gemacht wird.»

Der Bundesrat solle nun bekannt geben, welche Stromanwendungen er bei einer allfälligen Mangellage einschränken würde, wie etwa Saunen oder Hallenbäder und andere. «Dies muss man jetzt wissen, damit sich die Betreiber und Nutzer darauf einstellen können», betont Frank.

Ihm schwebt auch ein konkretes Strom-Sparziel vor, das über freiwillige Massnahmen erreicht werden soll: «Wir sollten 15 Prozent anstreben, das sollte für jedermann relativ schmerzlos möglich sein.» (SDA/rus)

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