Explodierende Preise
So viel teurer wird die Stromrechnung nächstes Jahr

Die explodierenden Energiepreise auf dem Strommarkt erreichen die Konsumenten. 2023 werden die meisten Versorger ihre Preise erhöhen. Unsere Umfrage zeigt, womit du rechnen musst.
Publiziert: 25.08.2022 um 18:10 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 14:34 Uhr
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Die Strompreise 2023 müssen bis am 31. August gemeldet werden.
Foto: Keystone
Thomas Müller

Die Aargauer AEW Energie AG hat am Donnerstag die Strompreise fürs nächste Jahr bekannt gegeben. 25 Prozent mehr werden die Haushalte zahlen müssen. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das rund 220 Franken pro Jahr. Der Strompreis wird im Jahr 2023 ohne Mehrwertsteuer 25,13 Rappen pro Kilowattstunde betragen – rund 5 Rappen mehr als bisher.

Grund dafür sind die massiv gestiegenen Beschaffungskosten. Der Strom, den Elektrizitätsunternehmen auf dem Markt kaufen, kostet zum Teil fast doppelt so viel wie letztes Jahr. Dabei haben die Kunden der AEW noch Glück. Denn diese produziert rund die Hälfte des Stroms selbst und muss ihn nicht zu Marktpreisen einkaufen.

30 Prozent oder mehr

Nicht nur für die 100'000 Kundinnen und Kunden der AEW steigt nächstes Jahr der Strompreis. Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen hat unter seinen Mitgliedern eine Umfrage durchgeführt. Von den 100 Unternehmen, die antworteten, wird die Hälfte den Strompreis um 30 Prozent oder mehr erhöhen.

Offizielle Zahlen liegen noch nicht von allen Unternehmen vor. Die Strompreise fürs Folgejahr müssen erst am 31. August der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) gemeldet werden. Doch Tag für Tag kommen mehr Zahlen. Und: Sie sind meist nicht rosig.

Grosse Unterschiede

Blick hat ein paar Dutzend Unternehmen angefragt. Ein grosser Teil verweist auf den ElCom-Termin vom 31. August und möchte vorher noch nichts bekannt geben. Aber einige haben ihre Preise bereits oder können zumindest den ungefähren Anstieg einschätzen. Es bestehen grosse Unterschiede:

  • BKW und EWZ geben ihren Kunden weitgehend Entwarnung. Da sie den Strom selber produzieren, wird der Strompreis nicht steigen.
  • In Nidwalden wird der Strompreis kaum bis nur leicht ansteigen, dank eigener Kraftwerke und Beteiligungen. Genaue Zahlen wird das kantonale Elektrizitätswerk am Freitag veröffentlichen.
  • Ebs, die Energiedienstleisterin für Innerschwyz, kann einen guten Teil des Bedarfs selber produzieren und rechnet daher mit einer Erhöhung von unter 20 Prozent.
  • Der Strom bei der Arosaenergie wird um nur 11 Prozent teurer, wobei der Grundpreis pro Monat für den Zähler von 16 auf 23 Franken steigt.
  • Energie Wasser Bern wird den Preis um 20 Prozent erhöhen.
  • Bei der Eniwa in Buchs AG steigen die Preise um 26 Prozent.
  • Die CKW will noch keine genauen Angaben machen, rechnet aber mit einem deutlichen Anstieg.
  • In Appenzell Innerrhoden wird der Strom nur zu ungefähr einem Zehntel durch eigene Kraftwerke produziert. Deshalb wird der Preis wohl 30 bis 40 Prozent steigen.
  • Kunden der Energie Kreuzlingen im Kanton Thurgau werden etwas über 30 Prozent mehr für den Strom bezahlen müssen.
  • Im Thurgau decken sich generell die meisten Versorger mit Marktstrom ein, was vermuten lässt, dass die Preise auch dort markant steigen werden.
  • Beim Stadtwerk Winterthur steigen die Preise um 32 Prozent, da nur ein fünftel des Stroms aus Eigenproduktion stammt.
  • Energie Thun kauft 79 Prozent des Stroms auf dem Markt ein, also steigt der Preis um bis zu 40 Prozent.
  • Laut Prognosen der «Handelszeitung» werden Primeo Energie und die St. Gallisch Appenzellischen Kraftwerke ihre Preise auch stark erhöhen müssen.
  • Erhöhungen im mittleren Bereich erwarten die Stadtwerke St. Gallen und Diewerke in Wallisellen, wohl auch um die 30 Prozent.

Glück und Pech

Glück hat, wessen Versorger den Strom selbst produziert. Da ist der Preis vom Markt weitgehend unabhängig. Aber auch dann wird die Rechnung leicht höher als sonst ausfallen. Die Netznutzungsgebühren werden nächstes Jahr für alle wohl um rund 12 Prozent ansteigen. Grund dafür ist, dass die Netzbetreiberin Swissgrid den Preis um 0,3 Rappen pro Kilowattstunde erhöht hat.

Pech hat, wessen Versorger den Strom einkaufen muss. Auf dem Markt sind die Preise explodiert. Diese Kosten werden an die Kunden weitergereicht. Wobei aber je nach Beschaffungszeitpunkt und Einkaufsstrategie des Unternehmens deutliche Preisunterschiede entstehen können.

Stromsparen fürs Portemonnaie

Die drohende Strom- und Gas-Mangellage im Winter bereitet also nicht nur Sorgen, sondern schmerzt auch das eigene Konto. Knapp werden könnte die Energie, weil in Frankreich mehr als die Hälfte der AKWs im Moment stillstehen und Putin den Gashahn praktisch zugedreht hat.

Nicht ohne Grund hat deshalb Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) am Mittwoch vor den Medien angedeutet, dass die freiwilligen Sparmassnahmen diesen Winter wohl auch mit Blick aufs Portemonnaie eingehalten werden würden.

Was die Preisanstiege konkret in Franken bedeuten, hängt vom eigenen Verbrauch ab. Für den 4500 kWh Durchschnittshaushalt gaben die Versorger meist zwischen 200 und 300 Franken an. Es wird sich also spätestens ab Januar für viele auch ganz egoistisch lohnen, die Stromsparappelle des Bundesrats zu befolgen.

Gewerbe verliert, Solar gewinnt

Noch schlimmer wirds fürs Gewerbe. Im Median steigen da die Preise um 35 Prozent. Das heisst, die Hälfte der Versorger wird den Preis für Unternehmen um 35 Prozent oder mehr erhöhen.

Profitieren werden aber die Besitzer von Solaranlagen. Die steigenden Strompreise sorgen dafür, dass der Strom, den sie ins Netz einspeisen, viel höher vergütet wird.

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