«Am meisten gelacht haben wir bei der GLP»
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Pfister nach letztem Hearing:«Am meisten gelacht haben wir bei der GLP»

Der Mäppli-Mann
Was steht auf Martin Pfisters Spickzettel?

Mitte-Bundesratskandidat Martin Pfister ist dieser Tage stets mit Mäppli unterwegs – darin griffbereit: seine Spickzettel. Wir haben versucht, einen Blick darauf zu werfen.
Publiziert: 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 09:53 Uhr
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Bundesratskandidat Martin Pfister mit seinem grünen Mäppli.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Martin Pfister nutzt Spickzettel für Bundesratskandidatur im Bundeshaus
  • Die beiden Bundesratskandidaten gehen mit eigentlichen Drehbüchern in die Hearings
  • Pfister führt täglich Dutzende Gespräche und trifft Parlamentarier
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Man könnte meinen, er habe im Bundeshaus Quartier bezogen: Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister (61) will am Mittwoch Bundesrat werden. Weil er in Bern bis zu seiner Kandidatur kaum bekannt war – anders als sein Konkurrent Markus Ritter (57) –, hat er einiges aufzuholen. Also führt er täglich Dutzende Gespräche.

Wenn Pfister nicht gerade zu einem Hearing einer Fraktion oder Organisation eilt, trifft er sich im Sitzungszimmer 339 mit Bundesparlamentariern zum Kennenlernen. Auffällig dabei: Er hat fast immer ein dickes, fein säuberlich beschriftetes Mäppli und einen A4-Notizblock unter dem Arm.

Pfisters Mäppli sind im Bundeshaus längst aufgefallen. Bei Hearings zückt er daraus Papiere mit dicht beschriebenen Tabellen, wie übereinstimmend berichtet wird. «Es sind Spickzettel für jede Lebenslage im Bundeshaus», witzelt eine Parlamentarierin.

Tatsächlich treten den Schilderungen zufolge beide Bundesratskandidaten mit regelrechten Drehbüchern zu den Hearings an. Die Unterlagen dürften von ihren Teams zusammengestellt worden sein. Für Pfister koordiniert PR-Beraterin Bettina Mutter (59) die Kampagne. 

Die Spickzettel enthalten einerseits Antworten auf mögliche Fragen und Schlüsselsätze – «also das, was die jeweiligen Gastgeber gerne hören wollen», bemerkt einer spitz. Andererseits finden sich darauf Angaben zu den wichtigsten Beteiligten (teils mit Fotos), Details zum Ablauf sowie zentrale Begriffe und Fachausdrücke in den anderen Landessprachen.

Da Kameras im Bundeshaus allgegenwärtig sind und Pfister seine Mäppli «auf Mann trägt», liess sich hin und wieder ein Blick auf seine Spickzettel erhaschen.

Italienische Zungenbrecher auf dem Zettel

Zum Beispiel vor dem Hearing der bäuerlichen Parlamentarier: In Pfisters Mäppli sah man eine Tabelle – handschriftlich ergänzt und mit Leuchtstift bearbeitet –, auf der Ausdrücke zur Agrarpolitik sogar auf Italienisch notiert waren. 

Darunter knifflige Zungenbrecher: «Strategia climatica per l'agricoltura e l'alimentazione 2050», die Klimastrategie für Landwirtschaft und Ernährung. Oder «grado di autoapprovvigionamento». Auf Deutsch klingt der Wortbandwurm von Pfisters Zettel schon fast harmlos: Selbstversorgungsgrad. 

Oder vor den Hearings bei den bürgerlichen Parteien vergangene Woche: Auf Pfisters Spick im grünen Klarsichtmäppli stand etwa, dass sein Votum bei der FDP sitzend gehalten werden soll. Dazu eine Regieanweisung der Partei: «Votum sollte kurz sein – aber, wenn gut gehalten, auch ok wenn 10 Min.» Die Zettel verraten es unmissverständlich: Pfister spielt auf Nummer sicher!

Während Pfister als Mäppli-Mann durchs Bundeshaus huscht, ist Ritter übrigens ein Mappen-Mann – er transportiert seine Unterlagen in einer unscheinbaren schwarzen Tasche.

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