Blick zeigt das Machtnetz der Mitte-Kandidaten
Das sind Freunde und Gegner von Ritter und Pfister

Ihre Freunde, Gegner und Karrieren: So steht es um die Verbindungen der beiden Mitte-Bundesratskandidaten Markus Ritter und Martin Pfister.
Publiziert: 21.02.2025 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: vor 13 Minuten
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Die beiden Bundesratskandidaten Martin Pfister (r.) und Markus Ritter, vor dem Schlagabtausch bei der jungen Mitte.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Markus Ritter und Martin Pfister sind offizielle Kandidaten für den Bundesratssitz
  • Ritter hat starke Beziehungen in Bern, Pfister muss Netzwerk aufbauen
  • Ritter wird von PR-Agentur Furrerhugi unterstützt, Pfister von Bettina Mutter
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Die beiden offiziellen Kandidaten Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61) haben die interne Sicherheitsprüfung von alt Bundesrichter Heinz Aemisegger (78) überstanden. Damit sind die beiden fürs Mitte-Ticket zur Nachfolge der abtretenden Bundesrätin Viola Amherd (62) gesetzt und der Wahlkampf im Parlament beginnt.

Blick hat hingeschaut und die Hintergründe und Netzwerke der beiden Papabili unter die Lupe genommen.

Ihre Freunde in Bundeshaus

Markus Ritter ist als langjähriger Parlamentarier gut vernetzt in Bundesbern, besonders im Vergleich zu Pfister. Ritter werden gute Beziehungen zu seinen Parteikollegen Nationalrat Leo Müller (66, LU) und Ständerat Fabio Regazzi (62, TI) nachgesagt. Sonst heisst es unisono: Ritter trete höflich und freundlich auf, doch das wird ihm von vielen nicht als ehrlich abgenommen. «Er ist zu allem bereit, wenn es ihm nützt», heisst es aus seiner eigenen Fraktion.

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Martin Pfister muss sich sein Machtnetz in Bern noch spinnen. In den letzten Tagen eilte er von Gespräch zu Gespräch in Bundesbern, er bot Parlamentariern über Parteigrenzen hinweg Gesprächstermine an. Besonders zu Innerschweizern, Städtern und Gesundheitspolitikern dürften der Zuger Gesundheitspolitiker den Draht suchen, um sich als liberalerer Kandidat als sein Kontrahent zu positionieren. Support hat er etwa von der früheren FDP-Präsidentin Petra Gössi (49). Die Schwyzerin gab Pfister Tipps mit auf den Weg, wie sie kürzlich CH Media verriet.

Ihre Gegner im Bundeshaus

Das Beziehungsnetz von Ritter ist weit gespannt. In den letzten Jahren paktierte er geschickt mit der SVP. Aber auch die als «Geld-und-Gülle-Allianz» verspottete Koalition zwischen Bauernverband und Economiesuisse funktionierte an der Urne meist einwandfrei. Er sei ein Machtmensch, heisst es von rechts bis links. Besonders bei den Grünen ist Ritters Kampf gegen die Konzernverantwortungsinitiative in unguter Erinnerung. Dass er da für die Wirtschaft geweibelt habe, ohne dass das der Landwirtschaft dienlich sei, wird ihm angelastet.

Auch mit den Feministinnen im Bundeshaus hat er es sich mit ein paar unüberlegten Aussagen verscherzt. Aneinandergeraten war Ritter mit SP-Nationalrat Jon Pult (40, GR): Ritter griff ihn wegen einer früheren Kampagne gegen die Bauern an, als Pult selbst mit Beat Jans (60) auf dem damaligen SP-Bundesratsticket stand und den Sitz von Alain Berset (52) erben wollte.

Demgegenüber bot Pfister im Bundeshaus bisher wenig Angriffsfläche. Das legen ihm manche bereits als Stärke aus. So hat Pfister bisher einen einzigen starken Gegner im Bundeshaus: Der heisst Markus Ritter.

Ihre Lobbyisten

Im Rennen um den Bundesratssitz wird Ritter von der prominenten PR-Agentur Furrerhugi unterstützt, für ihn zuständig ist deren Mitgründer Lorenz Furrer. Dieser kümmert sich sonst um bekannte Kunden wie Glencore, Micarna oder den Schweizerischen Fussballverband. Furrer betont jedoch, dass es sich beim Mandat bei Ritter nicht primär um Lobbying, sondern um Unterstützung in der Kommunikationsplanung handle.

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Sein Mitbewerber Pfister hat ebenfalls einen Spindoktor in Anspruch genommen, wobei er den Namen der PR-Expertin zuerst nicht öffentlich gemacht hat. Inzwischen ist bekannt: Es handelt sich dabei um Bettina Mutter. Die PR-Beraterin und Ex-Journalistin listet den Zuger Regierungsrat in ihren Referenzen auf.

Ihre Verhinderer

Die Wahl eines der Mitte-Kandidaten könnte auch Auswirkungen auf zukünftige Bundesratsambitionen innerhalb der SVP haben. Ein mögliches Hindernis für Ritters Wahl in den Bundesrat könnte ausgerechnet die St. Galler Politikerin Esther Friedli (47) sein. Falls die SVP-Ständerätin selbst langfristig Bundesratsambitionen hegt, könnte sie strategisch eher Martin Pfister unterstützen. Denn mit Ritter und der amtierenden Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) wäre eine dritte Person aus St. Gallen in der Regierung politisch schwer durchzusetzen. Allerdings hat ausgerechnet Friedlis Mann und Ex-SVP-Präsident Toni Brunner (50) im St. Galler Tagblatt eine Wahlempfehlung für Ritter ausgesprochen.

Sollte der eher unbekannte Pfister überraschend gewählt werden, könnte dies jedoch die Zukunftspläne eines anderen Zuger Politikers durchkreuzen: SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (46). Er hatte sich bereits 2015 um einen Sitz in der Landesregierung beworben, gewählt wurde Guy Parmelin (65).

Ihre Community

Pfister gilt als der gmögigere Kandidat. In seiner Freizeit spielte der Regierungsrat in einer Gugge, ist Mitglied der Zunft der Bauleute. Als seine weiteren Hobbys bezeichnet er ausserdem Wandern und Joggen. Jeden Abend vor dem Zubettgehen liest er noch in einem Buch, gerade liegt auf seinem Nachtisch ein Wälzer über die Geschichte der Ukraine.

Ganz anders tönt es bei Ritter: Der Bauernbetrieb und seine Ämter sind mehr als ein Vollzeitjob, für Hobbys bleibt da keine Zeit. Er selbst sei sich als Präsident des Schweizer Bauernverbands und Nationalrat gewohnt, das ganze Jahr über fast ohne Unterbrechung zu arbeiten, sagte er in einem Interview gegenüber Tamedia. Ritter ist frommer Katholik. Er kann auf die Unterstützung von evangelikalen Gruppen zählen, die jede Woche für ihn beteten. Er teilt den Gläubigen jeweils per Mail mit, wofür sie beten sollen, erzählte Ritter.

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