Über 3000 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden, das gab es zuletzt im Januar. Und nun mit 3150 neuen Fällen am Dienstag wieder. Eine Zahl, welche auch die Corona-Experten des Bundes aufschreckt. «Was im Moment passiert, macht uns Epidemiologen nicht glücklich. Wir sehen eine deutliche und rasche Zunahme der Fallzahlen», so Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit am Dienstag vor den Medien. Es deute viel darauf hin, dass es weiter nach oben gehe. «Es zeichnet sich eine neue Pandemiewelle ab.»
Sein Appell: «Es ist jetzt der Zeitpunkt, sich impfen zu lassen!» Man wolle möglichst viele Personen in den Pool der Immunen verschieben, um die Szenarien, welche sich am Horizont abzeichnen würden, zu verhindern. Das sei keine Prognose, betonte Mathys. Vieles hänge vom Verhalten der Menschen ab.
Harte Massnahmen nicht ausgeschlossen
Aber: «Wenn die Epidemie wirklich massiv an Fahrt aufnehmen wird, dann sind leichte Massnahmen nicht die Notbremse, die dann den schnellen Wandel bringt.» In einen Lockdown wolle aber niemand mehr. Deshalb brauche es jetzt noch ein bisschen Engagement und Willen – und eben die Impfung.
Einschneidende Massnahmen sind allerdings nicht ausgeschlossen. «Wenn wir in Bereiche kommen, wo harte Triagen nötig werden, dann sind auch harte Massnahmen – ob der Lockdown oder andere Massnahmen – wieder zu diskutieren.» Massnahmen, die rasch wirken würden. Das wolle man aber unbedingt verhindern. «Ich hoffe, es braucht keine solche Massnahmen», so Mathys.
Steigende Hospitalisierungen
Auch die neue Taskforce-Chefin Tanja Stadler mahnte zur Vorsicht. Innert eines Monats verdoppelte sich die Zahl der wegen Covid-19 hospitalisierten Patienten dreimal, erklärte sie. Drei weitere Verdopplungen, und die Lage in den Spitälern entspreche wieder jener während der zweiten Pandemie-Welle.
Die angespannte Lage würde aber über längere Zeit anhalten als damals, warnte Stadler. Wie sich das auf das bereits stark belastete Gesundheitspersonal auswirke, bleibe abzuwarten. Eine solche Entwicklung müsse aber verhindert werden. «Die Herausforderung ist, die Krankheitslast nicht zu gross werden zu lassen», so Stadler.
Bei den rund 1000 Intensivbetten, welche schweizweit betrieben werden könnten, sollte der Anteil der Covid-Patienten ein Drittel nicht übersteigen, so Mathys. Ansonsten drohe wieder eine Verschiebung von nicht-zwingenden Operationen wie im letzten Jahr. Damals wurden über 30'000 Eingriffe verschoben. Aktuell liegen über 100 Covid-Patienten auf der Intensivstation.
Unentschlossene überzeugen
Viele nicht geimpfte Personen hätten sich noch nicht entschieden, betonte Stadler. Ein Viertel der Impfberechtigten lehne die Immunisierung ab. Um die drei Ziele – Schutz des Gesundheitswesens, der Kinder und der Gefährdeten – zu erreichen, müsse die Impfkampagne nun die Unentschlossenen überzeugen.