«Ab Oktober sind Selbsttests nicht mehr gratis»
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Bundesrat Alain Berset:«Ab Oktober sind Selbsttests nicht mehr gratis»

Berset streicht Gratis-Tests
SVP-Bundesräte wollten Party-Tester schon früher zur Kasse bitten

Der Bundesrat erhöht den Druck auf Ungeimpfte. Ab Oktober ist Schluss mit Gratis-Tests. Und mit dem Einläuten der Normalisierungsphase ist der Schutz der ungeimpften kein Massnahmen-Kriterium mehr.
Publiziert: 12.08.2021 um 00:59 Uhr
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Gesundheitsminister Alain Berset macht klar: «Wer sich nicht impft, nimmt eine Ansteckung in Kauf und alle Konsequenzen, die damit verbunden sind.»
Foto: KARL-HEINZ HUG
Daniel Ballmer und Ruedi Studer

Der Bundesrat verdirbt dem ungeimpften Partyvolk die Festlaune: Schnelltests für Symptomlose werden ab Oktober kostenpflichtig! Damit ist Schluss mit dem spontanen Gratis-Test vor dem Club- oder Stadionbesuch, der den Bund jedes Mal rund 50 Stutz kostet. Auch den Selbsttest muss man künftig selber bezahlen.

Es geht um viel Geld. Von September bis Ende Jahr hätte der Bund rund 600 Millionen Franken für die Gratis-Tests aufwerfen müssen, so die grobe Schätzung von SP-Bundesrat Alain Berset (49).

Die Kostenfrage war der Hauptstreitpunkt im Bundesrat. Wäre es nach den beiden SVP-Magistraten Guy Parmelin (61) und Ueli Maurer (70) gegangen, hätten Impfunwillige noch früher in die eigene Tasche greifen müssen. Die beiden wollten das Gratis-Test-Regime dem Vernehmen nach bereits per September beenden.

Gnadenfrist bis Oktober

Nun bekommen Impfzögerer eine Gnadenfrist bis Oktober. Oder gibt es ein Hintertürchen? Reicht es, ein Kratzen im Hals oder ein bisschen Husten vorzutäuschen, um doch ein Gratis-Zertifikat zu erhaschen? Bei Symptomen zahlt der Bund die Schnelltests nämlich weiter. Berset konnte diesen Punkt nicht konkret beantworten. Gewisse Unklarheiten seien im Rahmen der Konsultation zu beseitigen.

Gratis bleiben die Tests über den Oktober hinaus für jene, die sich nicht impfen lassen können. Ebenso für Kinder unter 12 Jahren. Zudem übernimmt der Bund weiter die Kosten für repetitives Testen an Schulen, in Unternehmen, Gesundheitseinrichtungen sowie Pflege- und Altersheimen. Nach einer Konsultation fällt am 25. August der definitive Entscheid.

Ab sofort gilt Normalisierungsphase

Definitiv eingeläutet hat der Bundesrat hingegen die Normalisierungsphase. Denn: Wer sich hat impfen lassen wollen, hatte genügend Gelegenheit dazu. Nur, ändern tut sich damit noch nichts. Wegen der unsicheren Corona-Entwicklung werden die aktuellen Schutzmassnahmen – also Kapazitätsobergrenzen für Veranstaltungen ohne Zertifikatspflicht oder für Privatfeste – vorerst beibehalten. Ebenso die Maskenpflicht in Läden oder im ÖV.

Mit der Normalisierungsphase ändert aber die bundesrätliche Grundhaltung. Es gilt nur noch, die Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern. Der Schutz Ungeimpfter als Kriterium fällt weg. «Die Bevölkerung hatte die Wahl», macht Berset klar. Nun stehe die Eigenverantwortung im Vordergrund. «Wer sich nicht impft, nimmt eine Ansteckung in Kauf und alle Konsequenzen, die damit verbunden sind. Nicht-Geimpfte können sich nicht mehr auf einen Schutz durch staatliche Massnahmen verlassen.»

Das Virus werde weiter zirkulieren, die Fallzahlen würden weiter steigen, so Berset. «Wir nehmen jetzt bewusst mehr Ansteckungen in Kauf.» Oder wie es Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit in aller Deutlichkeit formulierte: «Man ist bereit, höhere Fallzahlen in Kauf zu nehmen. Man ist bereit, dass Hospitalisationen auftreten werden. Und man muss in der Konsequenz auch bereit sein, dass Todesfälle auftreten.» Wissend, dass die vierte Welle Ungeimpfte stärker erfassen wird.

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