Jetzt ist sie also da: die Normalisierungsphase, die letzte der drei Phasen, mit welchen der Bundesrat im April den Ausweg aus der Pandemie skizziert hat. Nach Ansicht der Landesregierung sind die Voraussetzungen, um diese einzuläuten, nun gegeben. «Diejenigen, die sich impfen lassen wollen, konnten das», sagte Gesundheitsminister Alain Berset (49).
Unmittelbare Konsequenzen hat die Änderung nicht. «An den wenigen verbliebenen Massnahmen ändert sich nichts», betonte der SP-Bundesrat. Doch entscheidend ist die neue Phase für die Beurteilung der Pandemie. Wesentlich für künftige Veränderungen oder Lockerungen sind künftig nicht mehr die Fallzahlen, sondern die Kapazitäten der Spitäler.
Kein staatlicher Schutz
«Das bedeutet, dass wir in Kauf nehmen müssen, dass das Virus bei den Nicht-Geimpften zirkuliert», so Berset. «Ungeimpfte können sich nicht mehr auf staatliche Schutzmassnahmen verlassen.»
Noch deutlicher wurde Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG): «Wir nehmen in Kauf, dass es zusätzliche Hospitalisierungen gibt», sagte der Leiter der Sektion Krisenbewältigung. «Man muss auch damit rechnen, dass auch Todesfälle auftreten.»
Gesellschaft soll nicht für Testkosten aufkommen
Deutlich schwieriger wird das Leben für Ungeimpfte ab Oktober. Ab dann sollen die Corona-Tests für Menschen ohne Symptome nicht mehr gratis sein – wer also ein Testzertifikat will, muss in die eigene Tasche greifen. Auch mit den monatlichen fünf Gratis-Selbsttests soll es dann vorbei sein.
Laut Berset geht es dabei nicht darum, Druck auf Ungeimpfte zu machen – sondern um die Finanzen. Ein Antigen-Test kostet in der Regel 47 Franken. Jemand, der sich wöchentlich testet, verursache damit schnell hohe Kosten. «Es geht nicht an, dass die Gesellschaft als Ganzes dafür aufkommen muss.»
Regelmässige Reihentests in Schulen oder in Betrieben würden aber weiterhin finanziert, betonte Berset. Ausgenommen von der Bezahlpflicht seien Personen, die sich nicht impfen lassen können – etwa Kinder unter 12 oder Menschen mit Unverträglichkeit.
Zertifikat bleibt vorerst, wie es ist
Eine Ausweitung der Zertifikatspflicht sei an der Bundesratssitzung nicht zur Debatte gestanden, so Berset – schloss diese aber auch nicht ganz aus. «Wir werden schauen, wie sich diese Diskussion entwickelt.» Im Fall des Falles läge das aber ganz klar in der Verantwortung der Kantone.
Entschieden ist das Ende der Gratis-Tests noch nicht. Erst geht der Vorschlag noch in die Konsultation mit den Kantonen wie auch den zuständigen Parlamentskommissionen. Diese haben bis 25. August Zeit, Stellung zu nehmen.