Casimir Platzer ist ungeimpft und nur am Motzen
Gastro-Boss poltert sich ins Abseits

Gegen Masken, gegen Schliessungen, gegen Zertifikate: Wegen seiner Totalopposition gegen sämtliche Corona-Massnahmen wenden sich Beizer zunehmend von Gastro-Präsident Casimir Platzer ab.
Publiziert: 09.09.2021 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2021 um 08:09 Uhr
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Der Bundesrat kann im Kampf gegen das Coronavirus tun und lassen, was er will – für Gastro-Boss Casimir Platzer sind stets die Beizer die Opfer.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Jammern, motzen, stänkern: Gastro-Boss Casimir Platzer (59) gehört zu den schärfsten Kritikern des Bundesrats. Für den obersten Beizer im Land ist jede Corona-Massnahme eine zu viel. Immer und immer wieder beschwört er das Ende der Gastrobranche herauf – mit Zehntausenden Arbeitslosen.

Der Bundesrat kann im Kampf gegen das Virus tun und lassen, was er will – immer sind für Platzer die Beizer die Opfer. Auch jetzt platzt dem Dauerempörten wieder der Kragen: Gemäss Platzer droht mit der Ausweitung der Zertifikatspflicht nichts weniger als eine «Spaltung der Gesellschaft» – und eine dramatische Umsatzeinbusse für Beizen. Die Einbusse sei vom Bund zu kompensieren.

«Wir haben von Platzers Hau-drauf-Mentalität die Nase voll»

Doch mit seiner Radikalopposition steht der Gastrosuisse-Chef zunehmend isoliert da. In den eigenen Reihen haben immer mehr die Nase voll. Vor allem Gastronomen in städtischen Gebieten fühlen sich vom Dauerpolteri nicht vertreten. Sie sehen das Zertifikat als das kleinere Übel im Vergleich zu einem neuerlichen Lockdown.

Für den Zürcher Stargastronomen Michel Péclard (53) hat sich Casimir Platzer verrannt: «Wenn die Fallzahlen wieder steigen, müssen wir alle im Winter wieder in den Lockdown. Dann wird es richtig happig.»

Noch deutlicher wird Christa Augsburger (52), Direktorin der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern: «Viele Gastronomen haben von Platzers Hau-drauf-Mentalität die Nase voll. Das geht ja schon seit dem Ausbruch der Pandemie so. Längst nicht alle stehen hinter der ewigen Kritik gegen den Bundesrat.»

In dieselbe Kerbe schlägt der Ostschweizer Gastronom Florian Reiser (46): «Immer nur motzen bringt nichts! Mich nervt die Haltung von Gastrosuisse. Der Widerstand gegen die Massnahmen ist kontraproduktiv.» Das ständige Gejammer nerve die Leute. Der Verband solle sich besser für mehr Hilfe für die Beizer starkmachen.

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Viele Hotels wären sogar froh über eine Zertifikatspflicht

Von der derzeitigen Ausweitung des Impfpasses sind nur die Restaurants in den Hotelbetrieben betroffen. Doch viele Hotels würden sich gar freiwillig für eine Zertifikatspflicht im ganzen Haus aussprechen. «Vermutlich ist das der einfachste Weg, um nicht zu viel Aufwand zu haben mit den Kontrollen», erklärt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, auf Blick TV. «Schliesslich wollen wir möglichst schnell wieder zur Normalität zurück.» Viele ausländische Gäste würden eine Zertifikatspflicht mittlerweile erwarten.

Die Branche begrüsst den Schritt des Bundesrats. «Das Wichtigste für unsere Tourismusbranche ist, dass die ausländischen Gäste Vertrauen in unser Land haben», sagt Tourismusverbands-Präsident Nicolo Paganini (55). Wenn die Gäste überzeugt sind, «dass sie bei uns sichere und erholsame Ferientage verbringen können, ist das Gold wert». Im Gegensatz dazu wären Negativschlagzeilen, die die Sicherheit der Schweiz in Zweifel ziehen, «Gift für unser Land», so Paganini.

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«Impfpflicht für alle wäre schlauer gewesen»

Ruedi Bartel geht gar noch einen Schritt weiter. «Man hätte einfach eine Impfpflicht für alle einführen sollen. Das wäre schlauer gewesen als das Zertifikat», so der Präsident von Gastro Thurgau auf Blick TV. «Dann wäre das Thema vom Tisch gewesen und wir hätten normal weiterarbeiten können.»

Platzer scheint das egal zu sein. Er kämpft auch allein weiter. Gegen den Bundesrat. Gegen dessen Corona-Massnahmen. Das Gastgewerbe dürfe nicht dazu missbraucht werden, eine höhere Impfquote zu erreichen, betont er.

Am Mittwoch hat der Gastrosuisse-Präsident gegenüber «24 heures» eingeräumt, er sei aus persönlichen Gründen nicht geimpft. Und plötzlich erscheinen seine Wutausbrüche in einem anderen Licht. So drängt sich die Frage auf, wen er bei seinen zahlreichen Auftritten als Gastro-Präsident vertritt: die Branche oder vor allem sich selbst?

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