Der Bundesrat will die Corona-Zertifikatspflicht heute Mittwoch ausweiten. Die Tourismusbranche in der Schweiz begrüsst diesen Schritt: «Das Wichtigste für unsere Tourismusbranche ist, dass die ausländischen Gäste Vertrauen in unser Land haben», sagt Torismusverbandspräsident Nicolo Paganini (55). Negativschlagzeilen, die die Sicherheit der Schweiz in Zweifel ziehen, «wären Gift für unser Land», begründet Mitte-Nationalrat Paganini.
Geht es nach den Plänen Bersets, muss neu jeder Restaurant-Gast zuerst sein Covid-Zertifikat vorweisen. Dasselbe soll für Konzerte, Theater, Kinos, Museen, Fitnesszentren, Hallenbäder und Veranstaltungen ab 30 Personen gelten.
Die Rede ist neu selbst von Hotelgästen, die ein Zertifikat brauchen.
Das kann «Gold wert» sein
Das kommt gut an, beim obersten Touristiker: «Wenn mit der Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Überforderung unseres Gesundheitssystems verhindert werden kann und die Gäste überzeugt sind, dass sie bei uns sichere und erholsame Ferientage verbringen können, ist das Gold wert.»
Der St. Galler betont zwar: «Am besten wäre es natürlich, wir wären das Virus los.» Da man aber mit Corona umgehen müsse, «scheint uns der befristete Einsatz des Corona-Zertifikats in Restaurants, Hotels und Kultureinrichtungen ein gangbarer Weg, um die Spitalkapazitäten zu schützen und einen erneuten Lockdown zu verhindern».
Und jetzt dürfte es schnell gehen: Hatte Gesundheitsminister Alain Berset (49) vergangene Woche mit der Ausdehnung der Covid-Zertifikatspflicht noch gezögert, soll es nun bereits ab Montag so weit sein, wie blick.ch publik machte. Berset hat einen entsprechenden Antrag eingebracht, über den der Gesamtbundesrat heute entscheidet. Einzig die beiden SVP-Bundesräte Ueli Maurer (70) und Guy Parmelin (61) gelten als Gegner des Vorhabens.
Sogar am Arbeitsplatz könnte Corona-Pass eingesetzt werden
Damit dürfte Berset für die Ausweitung eine klare Mehrheit haben in der Regierung. Doch die Pläne des Gesundheitsministers gehen noch weiter: Selbst am Arbeitsplatz könnte der Corona-Pass eingesetzt werden, wenn es «der Festlegung angemessener Schutzmassnahmen oder der Umsetzung des Testkonzepts dient».
Damit nicht genug: Wer sich vorsätzlich mit einem gefälschten oder fremden Zertifikat Zugang zu einem Restaurant oder einem Kino verschafft, dem droht eine Ordnungsbusse von 100 Franken.
Von der Ausweitung wäre allerdings nur ein Viertel der gesamten Bevölkerung betroffen, erklärte Marius Brülhart von der Corona-Taskforce vor den Medien. Wer geimpft, genesen oder unter 16 Jahre alt sei, sei nicht betroffen – das sind die anderen drei Viertel.
Lehren aus den Sommerferien gezogen
Der Grund dafür, dass Berset nun die Zertifikatsausweitung beantragt, ist wohl der Personalmangel auf den Intensivstationen.
Neben der Ausweitung des Corona-Passes fasst der Bundesrat auch eine erneute Reisequarantäne ins Auge. Die Behörden haben ihre Lehren aus den Sommerferien gezogen, aus denen viele Rückkehrer das Virus mitbrachten. Ein definitiver Entscheid zur Reisequarantäne wird heute aber nicht fallen. Diese Pläne würden erst zu den Kantonen in die Konsultation gehen. (dba)