Bundesrat Alain Berset nennt die Hürden, die gemeistert werden müssen
Corona-Impfplan steht auf wackligen Füssen

Bis Ende Juni sollen alle Impfwilligen geimpft sein. Damit das klappt, müssen aber noch ein paar gewichtige Voraussetzungen erfüllt sein, so Bundesrat Alain Berset. So müssen weitere Impfstoffe zugelassen werden und die versprochenen Lieferungen rechtzeitig eintreffen.
Publiziert: 16.03.2021 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 13:47 Uhr
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BAG-Vizedirektorin Nora Kronig hält am Plan fest, dass bis Ende Juni alle Impfwilligen geimpft sein sollen.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) macht der Bevölkerung Hoffnung: Bis Ende Juni sollen alle Impfwilligen geimpft sein. «Uns steht eine Herkulesaufgabe bevor», sagte BAG-Vizedirektorin Nora Kronig (40) im BLICK-Interview. Eine solche Impfaktion, wie sie für das zweite Quartal vorgesehen sei, habe es in der Schweiz noch nie gegeben. «Aber wir können das schaffen. Die Voraussetzungen dazu sind gut.»

Auch in der Fragestunde des Nationalrats bekräftigte das BAG die ehrgeizige Zielsetzung, wie es auf zwei Vorstösse von FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger (53, BL) und Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (42, VS) festhält. «Das Bundesamt für Gesundheit geht davon aus, dass Anfang Juni 2021 die impfwilligen Personen der Risikogruppe vollständig geimpft sein werden», so die Antwort von Bundesrat Alain Berset (48). «Bereits vorher, aber schwergewichtig im Juni, wird die breite Bevölkerung geimpft.»

Es bleiben noch Hürden

Dann folgt ein grosses Aber. Die Juni-Zielsetzung kann nur unter strengen Voraussetzungen erreicht werden. Neben den bereits zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna müssten auch «die Impfstoffe von Curevac und Novavax zugelassen werden».

Zudem müssten alle bestellten Impfdosen «wie angekündigt geliefert werden». Es dürften also keine Lieferverzögerungen bei den Impfherstellern auftreten. Genügend Dosen sind eigentlich bestellt: Nahezu 36 Millionen! Geliefert werden sollen diese dieses Jahr, verteilt auf folgende Anbieter: 13,5 Millionen Impfdosen von Moderna, 6 Millionen von Pfizer/Biontech, 5,3 Millionen von AstraZeneca, 5 Millionen von Curevac sowie 6 Millionen von Novavax.

Allerdings sind bisher nur die ersten beiden Impfstoffe in der Schweiz zugelassen – und um den noch nicht zugelassenen AstraZeneca-Impfstoff gibt es weltweit eine Diskussion um dessen Sicherheit.

Geliefert wurden bisher insgesamt erst 1,3 Millionen Dosen – doch noch diesen Monat sollen bis zu einer Million weitere Dosen folgen. Besonders im Mai und Juni werden grosse Lieferungen mit rund drei beziehungsweise vier Millionen Dosen kommen.

Schaffen es die Kantone?

Doch auch wenn es mit den Lieferungen klappt, sind noch nicht alle Hürden gemeistert. Die Kantone müssten die gelieferten Impfstoffe «umgehend verimpfen und entsprechend hohe Impfkapazitäten bereitstellen». Der Impfplan des Bundes rechnet im Juni mit bis zu 130'000 Impfungen täglich. Eine grosse Herausforderung, die kaum alle Kantone schaffen dürften – einige haben die Zielerfüllung bereits auf später vertagt.

Ein weiteres Problem: «Eine unerwartet hohe Impfbereitschaft würde die Durchimpfung verlangsamen», heisst es in der Antwort.

Und schliesslich müsse auch die epidemische Lage günstig sein. «Hohe Fallzahlen können die rasche Verimpfung gefährden, da sich Personen mit Impfterminen in Isolation oder Quarantäne befinden oder für die Verimpfung wichtiges Personal ausfallen kann.»

Bersets Fazit: «Ist eine dieser wichtigen Voraussetzungen nicht gegeben, kann es zu Verzögerungen beim Impfplan kommen.» Er verweist aber darauf, dass der Bund die Beschaffung weiterer Impfdosen weiterhin prüfe – so konnte etwa letzte Woche ein zusätzlicher Vertrag mit Pfizer/Biontech über 3 Millionen Impfdosen abgeschlossen werden.

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Mitte-Nationalrat Bregy ärgert sich über die bundesrätliche Antwort: «Das sind Ausreden auf Vorrat», sagt er «Nau.ch». Anders könne man das nicht interpretieren. Es irritiere ihn, dass man für die Erreichung der «längst gesteckten Ziele auf so viele Eventualitäten» vertrauen müsse. «Dies umso mehr, als dass man bei der Beschaffung grosse Chancen ausgelassen hat.»

Dürfen Kantone Impfstoff selber einkaufen?

Damit spielt der Walliser auf den Impfstoff von Johnson & Johnson an, auf welchen die Schweiz verzichtet, weil er erst im dritten Quartal geliefert werden könnte. Ein Verzicht, den in der Fragestunde SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer (61, ZH) auf den Plan gerufen hat. Sie stört sich daran, das insbesondere die grossen Kantone nicht so schnell impfen können, wie sie eigentlich wollten.

Deshalb wollte sie wissen, ob die Kantone oder Institutionen die Impfstoffe oder auch Corona-Tests direkt bei den Herstellern beschaffen könnten. «Falls ein Kanton Covid-Impfstoff beschaffen will, braucht er dafür eine kantonale gesetzliche Grundlage», erklärt Berset dazu. Und Institutionen dürften diese einkaufen, «sobald diese auf dem freien Markt erhältlich sind».

Anders bei den Tests: Damit Institutionen diese direkt beim Hersteller beschaffen könnten, müsse eine kantonale Erlaubnis vorliegen.

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