Nervosität und Wehmut: Diese beiden Gefühle dominierten in den vergangenen Wochen im Bundeshaus. Nervosität herrschte bei jenen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die am Sonntag um ihre Wiederwahl bangen. Wehmut war bei jenen spürbar, die nicht mehr antreten.
Für 36 der 245 amtierenden Nationalrätinnen und Ständeräte – ein Ständeratssitz ist vakant – geht der Wahlsonntag ganz stressfrei über die Bühne, denn sie verzichten freiwillig auf eine Wiederwahl und übergeben ihr Mandat per 4. Dezember in neue Hände. Blick liefert die Übersicht:
Elf Abgänge bei der SVP
Die SVP verzeichnet den grössten Aderlass. Elf SVPler kehren dem Bundeshaus den Rücken. Darunter Politdinosaurier wie Walter Wobmann (65, SO) oder Alex Kuprecht (65, SZ), die beide nach 20 Jahren abtreten. Mit «Weltwoche»-Chef Roger Köppel (58, ZH) erteilt sich auch der Absenzenkönig eine Dauerdispens. Mit Andrea Geissbühler (47), Andreas Aebi (64) und Erich von Siebenthal (64) tritt auch ein Berner Trio ab – alle wegen einer parteiinternen Amtszeitbeschränkung.
Weniger SVP-Vorstösse sind mit dem Abgang von Yvette Estermann (56, LU) zu erwarten, die die Bundesverwaltung gerade auch während der Corona-Pandemie mit unzähligen kritischen Forderungen auf Trab gehalten hat. Weitere Abgänge sind: Jean-Pierre Grin (76, VD), Verena Herzog (67, TG), Peter Keller (52, NW) und Hansjörg Knecht (63, AG).
Neun Abgänge bei der FDP
Bei der FDP sind es neun Parlamentarier, die es nicht mehr wissen wollen. Darunter die Politurgesteine Kurt Fluri (68, SO) und Christa Markwalder (48, BE), die mit 20 Jahren in Bundesbern zu den Amtsältesten zählen. In Zürich muss der Freisinn die Rücktritte von Doris Fiala (66) und Ruedi Noser (62) verkraften.
Zudem verzichten Jacques Bourgeois (65, FR), Rocco Cattaneo (64, TI), Christian Lüscher (59, GE), Olivier Français (68, VD) und Thomas Hefti (63, GL).
Acht Abgänge bei der SP
Acht Abgänge verzeichnet die SP. Darunter Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo (64, LU) oder die zur alten SP-Garde zählenden Ständeräte Hans Stöckli (71, BE) und Roberto Zanetti (68, SO).
Zudem gilt es für die SP die Sitze weiterer Abtretender zu verteidigen, nämlich: Angelo Barrile (47, ZH), Yvonne Feri (57, AG), Edith Graf-Litscher (59, TG), Sandra Locher Benguerel (48, GR) und Ada Marra (50, VD).
Fünf Abgänge bei der Mitte
Die Mitte muss sich von fünf Parlamentariern verabschieden. Die bekannteste Figur: Nationalrat Martin Landolt (55, GL), der als letzter BDP-Präsident seine Partei mit der CVP zur neuen Mitte fusionierte.
Adieu sagen auch Ida Glanzmann (65, LU), Jean-Paul Gschwind (70, JU), Marco Romano (40, TI) und der wohl bekannteste Schweizer Bierbrauer Alois Gmür (68, SZ). Was auffällt: Unter den Abtretenden findet sich kein einziger Ständerat. Kaum erstaunlich, will die Mitte ihre Bastion im Stöckli doch verteidigen.
Zwei Abgänge bei den Grünen
Die Grünen müssen künftig auf Ständerätin Adèle Thorens Goumaz (51, VD) verzichten – und werden ihren Sitz im Waadtland kaum mehr verteidigen können. Zur Grünen-Fraktion zählt auch die abtretende Stefanie Prezioso Batou (54, GE), die aber für die Linksgruppierung Ensemble à Gauche gewählt worden war.
Die Grünen stehen nach ihrem Wahlsieg vor vier Jahren unter Druck. Es erstaunt daher nicht, dass fast alle Bisherigen erneut antreten, um die drohenden Verluste möglichst gering zu halten.
Ein Abgang bei der GLP
Zu den Wahlsiegerinnen gehörte vor vier Jahren auch die GLP, weshalb auch sie noch viele «Neulinge» in ihrer Fraktion zählt. Der einzige Abgang: Thomas Brunner (63, SG) nimmt nach vier Jahren in Bundesbern den Hut.