Flyer, Plakate und Podien reichen nicht. Viele National- und Ständeratskandidierende versuchen auch auf anderen, unkonventionelleren Wegen, bei den Wählern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, der dann hoffentlich darin mündet, auf den Wahlzettel geschrieben zu werden. Von der Wählbar bis zum Wahlkampf-Bier: sechs Müsterli aus allen politischen Lagern.
Im Käse-Mobil durch den Kanton Zürich
Der Zürcher SVP-Nationalrat Martin Haab (61) und sein Parteikollege Martin Hübscher (54) befinden sich auf Wahlkampf-Tournee. In einem alten Fiat 500 in Käse-Optik fahren die beiden Milchbauern jeden Samstag von Gemeinde zu Gemeinde und verteilen Käse und Brot. Ihr Motto: Statt Käse zu reden, verteilen sie ihn. Die Aktion komme «cheibe» gut an, erzählt Haab. Die Aufmerksamkeit in den Dörfern haben die beiden SVP-Landwirte mit dem quietschgelben Käsemobil auf sicher.
Grüne geht auf Lama-Spaziergang
Die Zuger Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt (56) setzt auf den «Jöö»-Faktor. Politik ist zwar kein Streichelzoo, dennoch lädt die Tierfreundin Anfang Oktober zum Spaziergang und Picknick mit Lamas, Geissen und Hunden ein. Die Vierbeiner gehören einer Parteikollegin Weichelts, die tiergestützte Sozialarbeit anbietet. Das Ziel dabei: dass der Umgang mit dem Tier sich positiv auf das Verhalten eines Menschen auswirkt. Im vorliegenden Fall: Grüne wählen!
Popcorn an der Wählbar
Den Stand von Beat Flach (58) riecht man schon von weitem. Der Aargauer GLP-Nationalrat tourt mit seiner Wählbar, die er teilweise selbst ausgebaut hat, durch den Kanton und serviert unter anderem frischgepopptes Popcorn und Kafi. Die Popcorn-Maschine im quietschgrünen Anhänger lasse sich bei schönem Wetter dank Solarpanel auf dem Dach und Batterie energieautark betreiben, erzählt der Grünliberale. Für Kühlschrank und Kaffeemaschine muss dann aber ein Stromanschluss her.
Bei der SP gehts um die Wurst
Prost Wahlkampf! Die Schaffhauser SP setzt auf Bier und Wurst, um Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen. Ständerats-Kandidat Simon Stocker (42), SP-Nationalrätin Martina Munz (67) und Kandidatin Linda De Ventura (36) haben von einem lokalen Bierbrauer ein «wunderbar sommerliches Bier» brauen lassen. Auf der Etikette prangen die Konterfeie der drei Sozialdemokraten. Auch die Würste stammen von einem befreundeten Produzenten aus der Region. Das kam gut an. «Wir mussten zweimal Bier nachbestellen», sagt Stocker. Inzwischen ist Wurst wie Bier ausverkauft.
Unterwegs in der pinken Vespa
Eigentlich könnte sich Erich Ettlin (61) den Wahlkampf sparen. Denn der Ständerat des Kantons Obwalden hat weit und breit keine Konkurrenz. Der Mitte-Politiker wurde in stiller Wahl wiedergewählt. Dennoch will Ettlin das Wahljahr nutzen, um in Kontakt mit jenen zu kommen, die er in Bern vertritt. Mit seiner pinken Vespa, die er sich vor über 30 Jahren zugelegt hat, fährt er in allen Obwaldner Gemeinden vor. Den Vorwurf, im Kanton nicht sichtbar zu sein, kann ihm mit diesem Gefährt wirklich niemand machen.
FDP-Gössi geht Wandern
Mit Petra Gössi (47) gehts über Stock und Stein. Die Schwyzer FDP-Nationalrätin und ehemalige Parteipräsidentin lud die Bürger zum Wandern ein. Fünf Touren im Kanton hat sie schon unternommen, die letzte Wahlkampf-Wanderung folgt am Mittwoch. Sie gehe gern in die Berge, weil man nirgends besser «duräschnuufä» könne, erklärt sie auf dem Flyer. Auf den Wahlkampf-Touren kann sie zudem üben, sich von keiner Frage aus dem Tritt bringen zu lassen.