Der Trailer zur neuen Netflix-Serie «Unser Planet»
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Der Klimawandel steht im Fokus:Der Trailer zur neuen Netflix-Serie «Unser Planet»

«Unser Planet» – Der Serien-Blockbuster zur Klimadebatte
Die Welt, wie sie bald nicht mehr sein könnte

Die neue Netflix-Serie «Unser Planet» wird das Genre Tierfilm in neue Sphären katapultieren. Sie kommt gerade zur richtigen Zeit.
Publiziert: 04.04.2019 um 13:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2021 um 16:02 Uhr
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Atemberaubende Aufnahmen: ­Pinguine machen eine Pause vom Fischen auf einem Eisberg in der Antarktis.
Jonas Dreyfus

Dieses Flamingölein! Wie es einsam über einen ausgetrockneten See torkelt auf der Suche nach einem Tropfen Wasser. Ein zurückgelassenes Jungtier, das seine ersten und letzten Schritte macht.

Seine Steckenbeine sind bis unters Kniegelenk dick mit Salz verkrustet. Es sieht aus, als würde der kleine Flamingo Moonboots tragen. Im Hintergrund geht blutrot die Sonne über der pechschwarzen Ebene unter. Noch einen langen Schritt macht er, strauchelt, fällt in Slapstick-Manier der länge nach hin und stirbt.

Die Szene löst Jö-Alarm aus. Aber auch tiefes Mitleid. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die bezeichnend ist für die neue Netflix-Produktion «Unser Planet».

«Our Planet», wie die achtteilige Serie auf Englisch heisst, erscheint weltweit am 5. April als komplette Staffel auf dem Portal des amerikanischen Streaming-Anbieters. Vier Jahre lang arbeiteten 600 Personen an diesem Projekt, für das in 50 Ländern gedreht wurde. Gleichzeitig, sonst hätte man für 3500 Drehtage fast zehn Jahre gebraucht.

Penélope Cruz und Salma Hayek sind auch dabei

Sprecher der Serie ist der bekannte britische Naturfilmer und Tierforscher Sir David Attenborough (92). Das spanischsprechende Publikum darf sich auf die Stimmen von Hollywoodstars Penélope Cruz (44) und Salma Hayek (52) freuen.

Wer steht hinter dem Multimil­lionenprojekt? Es sind die Macher von «Planet Earth». Die Doku-Reihe des britischen TV-Senders BBC ist dafür verantwortlich, dass der Tierfilm seit rund zehn Jahren ein Revival feiert und immer beliebter wird.

«Planet Earth 2» erschien 2016 und gilt als erfolgreichste Naturdokumentation der Geschichte. Über zwölf Millionen Menschen haben sie sich alleine in England angesehen. Netflix erreicht auf einen Schlag 150 Millionen Abonnenten auf der ganzen Welt. Das könnte «Unser Planet», was den Erfolg betrifft, zum «Avatar» des Genres machen. Das Timing ist jedenfalls perfekt.

Mitten in die aufgeheizte Debatte um die Dringlichkeit des Kampfes ­gegen die Erderwärmung tritt der grösste Streaminganbieter, der gerade drei Oscars gewann für seine Eigenproduktion «Roma», mit einem Spektakel an, das die Klimajugend mitten ins Herz treffen wird.

Bereits «Planet Earth 2» sahen sich in England mehr Zuschauer zwischen 16 und 34 Jahren an als die populäre Castingshow «The X Factor». Dieselbe Altersgruppe konsumiert mit Abstand am häufigsten Netflix-Inhalte.

Eisblöcke tauchen aus 400 Metern Tiefe auf

«Unser Planet» ist in Zusammenarbeit mit WWF entstanden und zeigt in atemberaubenden Bildern die Welt, wie sie jetzt gerade noch ist, aber bald nicht mehr sein könnte.

Sprecher Attenborough, der jüngst am WEF in Davos mit Prinz William über die Serie sprach, erklärt in ihr mit sanfter Stimme, wie die Umweltverschmutzung das fragile Gleichgewicht der Lebensräume durcheinanderbringt. Und immer wieder erklingt die beunruhigende Botschaft: «Was wir jetzt tun, wird die kommenden Jahrtausende massgeblich prägen.»

Eine Szene übertrifft alle anderen. In ihr sieht der Zuschauer mehrere Minuten, wie ein Eisstück von der Masse eines Wolkenkratzers von einem Gletscher in Grönland abbricht und im Meer versinkt. Die hundert Meter hohe Wasserfontäne, die dabei entsteht, wird von oben gefilmt – sie spritzt dem Zuschauer entgegen.

Noch krasser anzusehen: die Zeitlupenaufnahme von Eismassen, die aus vierhundert Metern Tiefe aus dem Meer auftauchen und dabei eine Welle auslösen, vor der sich die Vögel kaum retten können.

Umweltschützer und Ex-US-Vizepräsident Al Gore (71) versuchte bereits in seinen «Eine unbequeme Wahrheit»-Filmen das Ausmass der Polkappenschmelze zu verbildlichen. Doch gegen diese apokalyptischen Bilder in Ultra-HD-Auflösung hat ein grau melierter Herr, der mit einem verschrobenen Wissenschaftler auf einem verdreckten Gletscher spaziert, keine Chance.

Um den richtigen Moment zu erwischen, flog die Crew immer wieder mit einem Helikopter aufs Meer hinaus. Erst am letzten Drehtag hatte sie Glück. Die Kalbung dauerte in Echtzeit zwanzig Minuten.

Die altbewährte Hartnäckigkeit der Tierfilmer trifft auf technische Innovationen. Allen voran ­Drohnen, die Luftaufnahmen von Tieren ermöglichen, ohne sie zu verscheuchen. In der Eröffnungssequenz der Serie inszenieren Drohnenkameras fischende Seevögel an der perua­nischen Küste wie Kampfflugzeuge.

Die sogenannten Tölpel lassen sich pfeilgerade ins Wasser fallen, um ihre Beute zu erwischen. Die Kamera kreist um sie herum, der Zuschauer ist mittendrin, wie in den Luftkämpfen um «Dunkirk» im gleichnamigen Film.

Die Musik im Kriegsdrama von Christopher Nolan stammt vom selben Komponisten wie die in «Unser Planet»: Hans Zimmer, bekannt unter anderem für seine orchestralen Soundtracks von «Gladiator» oder «Fluch der Karibik».

Den Tierfilmern wurde Effekthascherei vorgeworfen

Zwei Tierfilmern, Vater und Sohn, gelang es für die Serie erstmals, Arabische Leoparden bei der Paarung zu filmen, dank Kamerafallen, die erst zu filmen beginnen, wenn sich im Sichtfeld etwas bewegt. Zwei Jahre standen die Geräte alleine in den Bergen des Omans, bis sich endlich etwas tat.

Um die Welt aus der Optik eines fliegenden Adlers zu sehen, montierten Filmer in einer früheren BBC-Serie einem trainierten Adler eine Mini-Kamera auf den Kopf. In eine Dokumentation über wilde Tiere einen gezähmten Adler schmuggeln – Tricks wie diese brachten dem Genre viel Kritik ein.

Die Macher von «Unser Planet» sichern sich deshalb ab. In einer Szene werden zum Beispiel Orang-Utans gezeigt. Wilde Tiere, die Caroline Schuppli (31) im Dschungel von Sumatra seit einigen Jahren beobachtet (Sonntagsblick Magazin berichtete). Obwohl die Schweizer Forscherin die Affen noch nie berührt hat, sie nicht füttert und ­ihnen medizinisch nicht hilft, wird der Umstand, dass die Orang-Utans nicht zufällig gefunden wurden, erwähnt.

Über Effekthaschereien machte sich in den 50er-Jahren niemand Gedanken. Damals, als Disney Tierfilme mit Erfolg fürs Kino konzipierte, schickte man Tiere für eine gute Story auch mal in den Tod.

So wurden für eine in Kanada aufgenommene Szene von «Weisse Wildnis» (1958), die sich fest ins öffentliche Gedächtnis einbrannte, offenbar Lemminge ins Wasser geworfen, wo sie elendiglich ertranken. Laut heutigen biologischen Kenntnissen begeht diese Art von Wildmäusen gar keinen kollektiven Selbstmord.

Oder in «Die Wüste lebt» von 1953, dem bekanntesten Tierfilm der alten Schule: Einige der legendärsten Szenen sollen in einem Sandkasten gefilmt worden sein, in dem man Klapperschlangen auf chancenlose Opfer ansetzte.

Noch heute sterben Tiere in Disney-Filmen. Allerdings nur noch computeranimierte, wie im Remake von «Der König der Löwen», das diesen Sommer ins Kino kommt. Die Tiere in der Neuverfilmung sehen absolut real aus, genauso wie die Landschaften.

Mit den echten Bildern, die wir in Dokumentarfilmen sehen, können die künstlichen trotzdem nicht ­mithalten. Das zeigt, wie unersetzbar das Leben auf unserem Planeten ist.

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