«Es war nicht die Corona-Krise, die uns bewogen hat, nach Hause zu kehren», stellt Andreas Hutter (41) im Gespräch mit BLICK gleich zu Anfang klar. Trotzdem spielte die aktuelle Situation eine wichtige Rolle bei ihrer Heimreise.
Fast sechs Jahre lang war das Ehepaar gemeinsam mit Hündin Kaela in einem umgebauten VW-Bus unterwegs und bereiste die Welt. Mittlerweile sind sie zurück in der Schweiz angekommen.
Zugespitzte Lage in den USA
Wegen des Coronavirus sassen Pamela Hutter-Bianchini (33) und Andreas Hutter die letzten Monate im Haus eines befreundeten Ehepaars in den USA fest. Ausgerechnet in dieser Zeit lief ihr Visum aus. «Wir sassen in Selbstquarantäne im Haus unserer Freunde, trauten uns ohne gültiges Visum kaum mehr auf die Strasse und erledigten nur noch das Nötigste», erklärt Pamela Hutter.
Die Warteschlangen vor den umliegenden Waffengeschäften haben das Paar mehr beunruhigt als das Coronavirus. «Wir hatten ein mulmiges Gefühl, und die Situation in den USA spitzte sich spürbar zu», so Hutter.
Der befreundete Familienvater und Gastgeber der Hutters in den USA verlor wegen der Corona-Krise von einem Tag auf den anderen seinen Job und ist jetzt gezwungen, sein Haus zu verkaufen.
Reiselust und entspanntes Ferienfeeling kamen bei ihnen damit nicht mehr auf, und sie wollten so rasch wie möglich die Heimreise antreten. «Sechs Jahre weg von der Heimat und von den Familien ist doch eine lange Zeit. Wir hatten darum schon vor Corona beschlossen, im Mai nach Hause zu reisen. Das wollten wir aber unseren Familien noch nicht verraten und sie überraschen», erzählt Andreas Hutter.
Erschwerte Organisation der Heimreise
Einfach war die Organisation der Heimreise nicht, zumal der Flugverkehr wegen Corona noch immer stark eingeschränkt ist. «Zum Glück gab es weder beim Verschiffen noch beim Heimflug Probleme wegen des fehlenden Visums. Da hat uns vermutlich Corona in die Karten gespielt. In einem halb leeren Flieger der KLM konnten wir – mit Masken ausgestattet – direkt nach Zürich fliegen», so Hutter.
Angesichts der aktuellen Situation mit den Unruhen in den USA nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd seien Hutters jetzt erst recht froh, wieder den sicheren Boden in der Schweiz unter den Füssen zu haben, wie sie erzählen.
Zürcher schwelgen im Aargau in Erinnerungen
Seit der Ankunft in der Schweiz vor zwei Wochen lebt das Zürcher Paar im Haus eines Freundes in Rudolfstetten AG und schwelgt noch immer gern in Erinnerungen an ihr sechsjähriges Reiseabenteuer.
Geplant war eigentlich nur eine dreijährige Panamericana-Reise von Südamerika bis Alaska. Die Weltenbummler hatten nach der Ankunft aber noch lange nicht genug und verlängerten ihre VW-Bus quer durch den amerikanischen Kontinent um weitere drei Jahre.
Es sei schwierig, nach so einer langen Reise nur einige wenige Highlights der Reise zu erwähnen, findet Andreas Hutter. Einer der Höhepunkte sei sicher das Monument Valley, wo sie mehrfach waren, oder auch San Francisco, ist sich das Weltenbummer-Pärchen einig. «Das Schönste war die unendliche Freiheit, die wir so lange geniessen durften», schwärmt Pamela Hutter.
Suche nach neuer Herausforderung
Wenn auch das Paar das Wiedersehen mit Familien und Freunden in der Schweiz geniesst, ganz angekommen und sesshaft sind sie noch nicht. Ihr VW-Bus wird erst im Juli in der Schweiz eintreffen und muss zur Revision.
Über 200'000 Kilometer Kilometer haben Hutters mit ihrem Bus auf der Reise zurückgelegt. Diesen Sommers wollen Hutters in der Schweiz und sobald als möglich bei Pamelas Verwandten in Italien noch etwas Freiheit und Zeit mit ihren Freunden geniessen und herumreisen. Zuerst gabs aber noch ein Raclette: Etwas, das sie in der Zeit unterwegs am meisten vermisst haben.
Für die anstehende Reise haben sie einen zweiten VW-Bus in der Schweiz, der als Alltagsfahrzeug, aber auch für kleinere Reisen dient. «Bis im Herbst reichen unsere finanziellen Reserven auch ohne Arbeit noch aus» sagt Andreas Hutter.
Wenn sich aber schon vorher eine neue berufliche Herausforderung ergibt, bei der sie ihre Sprachen und ihre Erfahrungen einbringen können, sind die beiden auch schon vorher bereit sich wieder ins «System» und den Arbeitsalltag einzufügen. «Wir sind total offen, sind uns für nichts zu schade und haben noch keine konkreten Pläne.»