Von Winterthur ZH ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
«Ich habe eine zweite Heimat gefunden»

2011 hat Andreas Werner (38) seine Zelte in der Schweiz abgebrochen und ist von Winterthur ZH in die USA ausgewandert. Dort kann er von seiner Leidenschaft für Musik leben.
Publiziert: 18.01.2020 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 09:32 Uhr
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Die Liebe zur Musik hat Andreas Werner in die USA geführt. Mit Rachel hat er dort aber auch seine Liebe gefunden. Seit fünf Monaten hat das Ehepaar einen Sohn.
Foto: Zvg
Corine Turrini Flury

Es war die Liebe zur Musik, die den Schweizer Songwriter und Musikproduzenten Andreas Werner (38) in die USA lockte. Aufgewachsen ist Werner in Bülach ZH. Er hat an der Universität Zürich Publizistik und Sozialwissenschaft studiert. 2011 hat er seinen Job beim Hochschulsport gekündigt und seine Wohnung in Winterthur aufgegeben, um in die USA auszuwandern.

«Schon ein Jahr nach meinem Masterabschluss habe ich angefangen für Musikprojekte in die USA zu reisen», sagt Werner. Musik ist seine Passion und davon kann Werner, der sich in der Musikszene einen Namen gemacht hat, auch gut leben.

Ein Leben als Berufsmusiker

In Nashville wohnt er seit zwei Jahren in einem grosszügigen Sieben-Zimmer-Einfamilienhaus mit eigenem Musikstudio und grossem Garten. «Ein solches Haus hätte ich mir in der Schweiz nicht leisten können», sagt er zu BLICK.

Er arbeitet regelmässig in Muscle Shoals, einer Stadt mit über 13000 Einwohnern im US-Bundesstaat Alabama. Bekannt ist die Stadt in den Südstaaten vor allem für ihre Musikindustrie. «Hier vom Süden stammt die ursprüngliche amerikanische Musik, wie Jazz, Blues und Rock’n’Roll. Für mich ist es phantastisch, dass ich mit legendären Künstlern, Musikern und Songwriter zusammenarbeiten kann.»

Auch für Award-Shows und Events ist der gebürtige Schweizer in den USA ein gefragter Mann. Als namhafte Künstler, mit denen er arbeiten konnte, nennt der Schweizer unter anderen Muscle Shoals Horns, Mitgliedern der Muscle Shoals Rhythm Section – auch bekannt als die Swampers- ,Tony Joe White, Donnie Fritts, Bettye LaVette, Eddie Floyd und Clarence Carter, Mickey Buckins, Scott Boyer und viele mehr.

Ohne Auto geht es nicht

Die meisten seiner Aufnahmen produziert Werner im Nutt House Recording Studio in Muscle Shoals und im Creative Workshop in Nashville. Für seinen Arbeitsweg benötigt er rund 15 Autominuten. «In den USA brauchst du ein Auto. Öffentlicher Verkehr wie wir das in der Schweiz kennen, gibt es hier nicht», erklärt Werner.

Neben seiner Tätigkeit im Tonstudio produzierte der 38-Jährige, der selber auch Gitarre spielt, 2015 auch im renommierten Lincoln Center in New York und 2019 für das Vancouver Island Musik-Fest oder das Alabama Bicentennial Concert in Montgomery 2019. «Wenn keine Events an den Wochenenden stattfinden, habe ich eigentlich einen «Nine-to-five-Job», wie in der Schweiz, aber ich konnte hier meine Passion zu meiner Karriere machen.»

Rückkehr in die Schweiz denkbar

In den USA hat er auch Rachel (36), eine gebürtige Amerikanerin, kennengelernt und 2012 geheiratet. Vor fünf Monaten bekam das Ehepaar Söhnchen Dylan. «Ich habe hier eine zweite Heimat gefunden», sagt Werner, der seit 2019 neben dem Schweizer Pass auch den amerikanischen besitzt.

Eine Rückkehr in die Schweiz in ein paar Jahren ist für den Zürcher Unterländer nicht ganz ausgeschlossen. «Vielleicht wenn unser Sohn zur Schule kommt. Ein bis zweimal im Jahr reise ich auf jeden Fall mit meiner Familie in die Schweiz. Meiner Frau gefällt es dort sehr gut und sie könnte sich ein Leben in der Schweiz vorstellen», erzählt Werner.

Die Schweiz sei für ihn noch immer ein grossartiges Land mit viel Lebensqualität und hervorragender Infrastruktur. «Dessen sollte man sich immer bewusst sein.» Auch die amerikanische Politik, beschäftigt den gebürtigen Schweizer: «Uns betrifft das im Alltag nicht direkt. Mit Trump an der Macht, hat sich aber nicht nur der Ton von ganz oben verändert und verschärft. Extreme Positionen sind vermehrt spürbar.»

Chatten gegen Heimweh

Am meisten vermisst Andreas Werner in den USA seine Familie in der Schweiz. «Damit unsere Familien und Freunde uns besuchen können, haben wir auch dieses grosse Haus mit Gästezimmern.» Die Zeit dazwischen chattet der Schweizer regelmässig mit seinen Eltern und seinem Bruder. «Seit der Geburt von Sohn Dylan noch häufiger.» Nicht zuletzt, damit seine Eltern ihren Enkel in der Ferne aufwachsen sehen.

Adieu, Fernweh!

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland. Ob auf der Suche nach dem grossen Erfolg, der Liebe oder dem perfekten Ort, um den Lebensabend zu verbringen. BLICK hat einige Auswanderer gefragt, was sie zum mutigen Schritt bewegt hat.

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