«Wir begegnen uns bestimmt nicht zum ersten Mal», «Ich war in einem früheren Leben eine Hexe», «Nachdem ich gestorben bin, werde ich auf dich aufpassen» – solche Sätze fallen überraschend häufig. Und die Menschen, die so reden, sind meist noch nicht einmal religiös oder spirituell veranlagt. Sie sind sich einfach einig darin, dass es neben der Welt, die wir sehen, vermutlich noch eine unsichtbare gibt. Eine rein geistige Welt, in der wir über Gedanken miteinander kommunizieren und in der sich all jene aufhalten, die nicht mehr leben. Und denen es seither ganz ausgezeichnet geht.
Kann man Verlust ertragen?
Es sei denn, sie sehen, dass wir sie vermissen und deswegen leiden. Dazu würden sie vermutlich sagen: «Erstens brauchst du mich nicht zu vermissen, weil ich immer noch hier bin. Und zweitens will ich nicht, dass du leidest. Ich will, dass du glücklich bist. Auch ohne mich.»
Vielleicht sind Sie ein nüchterner Mensch und glauben nicht an solchen Hokuspokus. Dennoch können Sie sich die Frage stellen, ob der Mensch, den Sie verloren haben, es gutheissen würde, dass Sie Ihre Tage seither in Missmut tauchen. Denken Sie einmal ganz fest an ihn und an die Worte, mit denen er Sie jetzt trösten würde. Darin ist bestimmt keine Aufforderung zu hören, verzweifelt zu sein, oder?
Es ist kein Verrat
Und auch wenn es Ihnen als Untreue erscheinen mag: Es ist kein Verrat, wenn Sie einen anderen Menschen lieben. Im Gegenteil: Nur indem Sie Ihr Herz offen und lebendig halten, würdigen Sie die Liebe, die Sie verloren haben. Verschliessen Sie es hingegen, verletzen Sie damit nur sich selbst. Und das ist keine Treue, sondern Unfug. Freuen Sie sich, dass Sie so geliebt haben, und betrachten Sie es nicht als Verlust, sondern als Geschenk. Gehen Sie hinaus ins Leben, sagen Sie Ja dazu und lassen Sie sich abermals beschenken.