«Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?», fragte die 16-jährige Schwedin am Montag in ihrer Rede mit Tränen in den Augen. «Wie könnt Ihr nur weiter wegschauen.»
Trump kam zu spät und blieb nur wenige Minuten
Im Publikum sassen auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron und zahlreiche weitere Staats- und Regierungschefs. Überraschend nahm auch US-Präsident Donald Trump teil. Er kam aber zu spät und verpasste Thunbergs Rede - und er blieb auch nur wenige Minuten.
Trump gilt als mächtigster Bremser beim Kampf gegen den Klimawandel. Nach seinem Amtsantritt hatte er den Ausstieg aus dem zentralen Pariser Uno-Klimaabkommen verkündet - und das als Staatschef des Landes mit dem zweithöchsten Ausstoss von klimaschädlichen Gasen.
Thunberg zeigt Versagen der Staatschefs auf
Thunberg warf den Politikern vor, sie seien immer noch nicht reif genug zu sagen, wie ernst die Lage sei. «Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum - wie könnt Ihr es wagen?» Thunberg ist die Initiatorin der Jugendbewegung «Fridays for Future», die vergangene Woche weltweit Millionen Menschen zu einem Klima-Streik auf die Strasse gebracht hat.
Merkel als Klima-Apostel
Merkel traf Thunberg vor Beginn des Gipfels. In ihrer Rede sagte sie zu ihrer Bewegung: «Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört.» Die Kanzlerin rief dazu auf, den Ratschlägen der Wissenschaft zu folgen. Das Klimapaket, dass die deutsche in der vergangenen Woche nach hartem Ringen beschlossen hat, wird aber auch von Wissenschaftlern als zu zaghaft kritisiert.
«Die Industriestaaten sind die Verursacher dieser Erderwärmung», sagte Merkel. Die Entwicklungsländer seien dagegen die Hauptleidtragenden. «Deshalb haben wir als Vertreter der Industrieländer die Pflicht, Innovation, Technologie und Geld einzusetzen, um die Weg zu ebnen, um die Erderwärmung zu stoppen.»
Guterres warnt vor einer Katastrophe
Auch Uno-Generalsekretär António Guterres rief eindringlich zum Kampf gegen die schnell voranschreitende Erderwärmung auf. «Wenn wir nicht dringend unseren Lebensstil ändern, setzen wir das Leben selbst aufs Spiel», sagte er. Das Rennen gegen den Klimawandel könne gewonnen werden. «Die Zeit ist knapp, aber es ist noch nicht zu spät.»
Handel nur mit Klimaagenda
Frankreichs Präsident Macron sprach sich dafür aus, über Einschränkungen beim Handel stärkeren Druck auf Klimasünder ausüben. «Ich denke, wir sollten eine Handelsagenda haben, die der Klimaagenda dient», sagte Macron beim Uno-Klimagipfel in New York. Es sei seiner Meinung nach heuchlerisch, neue Handelsdeals mit Staaten abzuschliessen, die in ihrer Politik dem Pariser Klimaabkommen entgegen liefen.
Indirekt wandte Macron sich auch gegen Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro, indem er sagte, es dürfe keine Importe mehr aus Gebieten geben, in denen Wälder abgeholzt würden.
Das ganze Amazonasgebiet leidet derzeit unter zahlreichen Bränden. Nach Einschätzung von Umweltschützern stecken meist Landwirte bereits abgeholzte Flächen in Brand, um neues Weideland zu schaffen. In der derzeitigen Trockenzeit greifen die Flammen aber auch immer wieder auf noch intakte Waldflächen über.
Besonders der brasilianische Präsident Bolsonaro ist international in die Kritik geraten, weil er die wirtschaftliche Nutzung des für das Weltklima bedeutenden Regenwaldes vorantreibt.
Klimaneutral bis 2050
Schon vor dem Gipfel sagten die Teilnehmerstaaten konkrete Massnahmen zu. 66 Länder, zehn Regionen, 102 Städte und 93 Konzerne verpflichteten sich zur Klimaneutralität bis 2050. Unter dem Strich wollen sie dann also keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstossen. Der Bundesrat hat Ende August beschlossen, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll.
Russland tritt Pariser Abkommen bei
Weiteres starkes Signal: Russland trat am Montag per Regierungsverfügung dem Klimaschutzabkommen von Paris offiziell bei. Unklar blieb aber, wie die Regierung den Ausstoss des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 reduzieren will. Die Rohstoffgrossmacht, die vor allem von ihren Gas- und Ölressourcen lebt, gehört zu Ländern mit dem höchsten Ausstoss von Kohlendioxid.
196 Mitgliedsstaaten der UN-Klimakonvention haben sich am 12. Dezember 2015 in Paris darauf geeinigt, dass sie alles unternehmen wollen, um den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad – sicher aber auch deutlich unter 2 Grad Celsius – zu beschränken. Das soll vor allem über die Reduktion von CO2-Emissionen erreicht werden. Auch die Schweiz hat das Pariser Abkommen ratifiziert.
Doch der Vertrag hat einen Pferdefuss: Er sieht erstens keine verpflichtenden Massnahmen für die einzelnen Staaten vor, wie der CO2-Ausstoss verkleinert werden soll. Vor Beginn der Klimaverhandlungen in Paris hatten 187 Staaten nationale Klimaaktionspläne und entsprechende CO2-Reduktionsziele eingereicht. Allerdings würden diese zu einer Erderwärmung von etwa 2,7 Grad führen.
Zweitens droht keinem Land eine Strafe, wenn es die Ziele nicht erreicht oder einfach untätig bleibt. Auf wie wackligem Boden das Abkommen steht, zeigt der Rückzug der USA, den Präsident Donald Trump am 1. Juni 2017 bekannt gegeben hat.
196 Mitgliedsstaaten der UN-Klimakonvention haben sich am 12. Dezember 2015 in Paris darauf geeinigt, dass sie alles unternehmen wollen, um den globalen Temperaturanstieg möglichst auf 1,5 Grad – sicher aber auch deutlich unter 2 Grad Celsius – zu beschränken. Das soll vor allem über die Reduktion von CO2-Emissionen erreicht werden. Auch die Schweiz hat das Pariser Abkommen ratifiziert.
Doch der Vertrag hat einen Pferdefuss: Er sieht erstens keine verpflichtenden Massnahmen für die einzelnen Staaten vor, wie der CO2-Ausstoss verkleinert werden soll. Vor Beginn der Klimaverhandlungen in Paris hatten 187 Staaten nationale Klimaaktionspläne und entsprechende CO2-Reduktionsziele eingereicht. Allerdings würden diese zu einer Erderwärmung von etwa 2,7 Grad führen.
Zweitens droht keinem Land eine Strafe, wenn es die Ziele nicht erreicht oder einfach untätig bleibt. Auf wie wackligem Boden das Abkommen steht, zeigt der Rückzug der USA, den Präsident Donald Trump am 1. Juni 2017 bekannt gegeben hat.
Zeit der Ausreden muss vorbei sein
«Das ist kein Klima-Gipfel der Reden. Wir haben genug geredet», sagte Guterres. «Das ist kein Klima-Gipfel der Verhandlungen. Man verhandelt nicht mit der Natur. Das ist ein Klima-Gipfel der Taten.»
Nach seinen Angaben haben 59 Staaten zugesichert, ehrgeizigere Pläne für den Klimaschutz vorzulegen. Nach dem Pariser Uno-Klimaabkommen von 2015 sollten das allerdings bis 2020 eigentlich alle Unterzeichner machen. Bisher sind es nur etwa ein Drittel.
Wir steuern auf 3 Grad Erderwärmung zu
Guterres hat den Gipfel einberufen, um die Dringlichkeit des Kampfes gegen den Klimawandel zu verdeutlichen. Die Welt hinkt weit hinter den Zielen des Pariser Abkommens von 2015 hinterher. Ziel ist es, die Erderhitzung auf deutlich unter 2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad.
Wenn man alles zusammennimmt, was die Staaten bisher zugesagt haben, steuert der Planet aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auf rund 3 Grad zu. Das hat katastrophale Folgen, die jetzt schon in vielen Weltregionen sehr deutlich zu spüren sind, zum Beispiel durch den steigenden Meeresspiegel und die Zunahme extremer Wetterphänomene wie Wirbelstürme.
Nicht alle durften reden
Rederecht erhielten bei dem Gipfel nur Länder mit konkreten Plänen, darunter grosse Wirtschaftsmächte wie Deutschland, Frankreich, Indien oder die Türkei. Die Rede von Bundespräsident Ueli Maurer war für Mitternacht (MESZ) angekündigt.
Aber auch kleine Staaten, die wenig für den Klimawandel können, aber besonders stark unter ihm leiden, erhielten das Wort: die Marshallinseln, die Seychellen, Jamaika oder auch Tonga standen auf der Liste. Neben den USA erhielten Klimasünder wie Brasilien, Südkorea, Japan, Saudi-Arabien und Australien kein Rederecht.
Einen Tag vor dem Uno-Klimagipfel hatte die Uno einen Bericht veröffentlicht, demzufolge die fünf Jahre von Anfang 2015 bis Ende 2019 die wohl heissesten der Geschichte sein werden. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf werden die durchschnittlichen globalen Temperaturen in der jetzigen Fünf-Jahres-Zeitspanne «auf 1,1 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) und 0,2 Grad Celsius wärmer als 2011-2015 geschätzt». (SDA)