Insgesamt sei das vergangene Jahr – je nach Datensatz – das zweitwärmste oder zusammen mit 2020 das wärmste Jahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, schreiben der europäische Klimawandeldienst Copernicus und die Weltwetterorganisation (WMO) in einem gemeinsamen Bericht (ESOTC), der am Montag veröffentlicht wurde. Die Aufzeichnungen reichen bis 1940 und teils auch weiter zurück.
«2023 war ein komplexes und vielschichtiges Jahr, was die Klimagefahren in Europa angeht», sagte der Direktor des Copernicus Climate Change Service (C3S), Carlo Buontempo. «Wir wurden Zeuge von weitverbreiteten Überschwemmungen, aber auch von extremen Waldbränden mit hohen Temperaturen und schweren Dürren.» Diese Ereignisse hätten nicht nur die natürlichen Ökosysteme belastet, sondern auch die Landwirtschaft, die Wasserwirtschaft und die öffentliche Gesundheit vor grosse Herausforderungen gestellt.
9,5 Milliarden Franken an Schäden
Dem Bericht zufolge waren im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen Menschen von Überflutungen betroffen, mehr als eine halbe Million Menschen von Stürmen. Die wetter- und klimabedingten Schäden werden auf weit mehr als 10 Milliarden Euro (gut 9,5 Milliarden Franken) geschätzt. «Leider ist es unwahrscheinlich, dass diese Zahlen in naher Zukunft kleiner werden», sagte Buontempo mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel.
Über ganz Europa gemittelt waren im vergangenen Jahr 11 Monate überdurchschnittlich warm. Der September sei sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1940 gewesen. Insgesamt sei ein Rekordwert an Tagen mit sogenanntem extremen Hitzestress registriert worden, also gefühlten Temperaturen von über 46 Grad. Die Zahl der hitzebedingten Todesfälle sei in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um 30 Prozent gestiegen.
Meere so warm wie nie zuvor
Insgesamt fiel im vergangenen Jahr 7 Prozent mehr Regen als im Durchschnitt. Es sei eines der nassesten bislang registrierten Jahre gewesen, heisst es in dem Bericht. In einem Drittel des Flussnetzes in Europa seien Wassermengen verzeichnet worden, die die Hochwasserschwelle überschritten. So gab es schwere Überflutungen unter anderem in Italien und Griechenland, Ende des Jahres waren Teile Norddeutschlands betroffen.
Die Meere rund um die europäischen Küsten waren im Mittel so warm wie nie zuvor seit mindestens 1980. Auch auf den Gletschern war es viel zu warm. «Nach dem Rekord-Eisverlust im Jahr 2022 war es ein weiteres aussergewöhnliches Verlustjahr in den Alpen», schreiben Copernicus und WMO. In diesen beiden Jahren verloren die Gletscher in den Alpen demnach rund zehn Prozent ihres Volumens.
Gleichzeitig waren die Bedingungen für die Herstellung von Ökostrom im Jahr 2023 dem Bericht zufolge sehr günstig, sein Anteil am gesamten Strommix lag mit 43 Prozent so hoch wie nie zuvor.
(SDA)