Wie man Schildkröten kastriert:
Schildkröten-Männchen mit Geschlechtstrieb sind oft aggressiv, beissen einander in die Beine und sitzen, wenn sie sich paaren wollen, so heftig bei den Weibchen auf, dass Verletzungen entstehen. Manchmal geht sogar der Panzer des Weibchens kaputt. Das ist tragisch, denn bei guter Haltung kann eine griechische Landschildkröte, die sich als Haustier eignet, bis zu 100 Jahre alt werden.
Deshalb macht es Sinn, Schildkröten-Männchen zu kastrieren, damit sie ruhiger werden. Eine Kastration ist relativ aufwendig, weil ich endoskopisch an eine Stelle muss, die vom Panzer geschützt ist. Das Tier ist während des Eingriffs betäubt und wird beatmet. Inklusive Aufwachzeit dauert das Ganze zwei Stunden und kostet rund 800 Franken. Das sind in etwa die Kosten einer Kastration eines grossen Hundes.
Schildkröten kommen im Ei mit beiden Geschlechtern zur Welt, bei kühleren Temperaturen entwickeln sie sich zu Männchen, bei wärmeren zu Weibchen. Wenn Privatpersonen zu Hause Schildkröten aufziehen, verwenden sie selten einen Brutapparat. Das hat dazu geführt hat, dass es viel mehr Männchen gibt als Weibchen. Auch das spricht für die Kastration.»
Menschliche Dramen in der Tierarztpraxis:
In manchen Fällen betreue ich nicht nur ein Haustier, sondern auch seinen Besitzer. Kunden kommen zum Teil jahrzehntelang zu mir. Da werde ich als Veterinärin zur Vertrauensperson.
Nicht alle Kunden sind dankbar, aber die meisten. Einmal umarmte mich jemand, weil ich seinem Graupapagei helfen konnte, der beinahe an Kalziummangel gestorben wäre. Besonders geblieben ist mir ein Mann mit einem 60-jährigen Gelbbrustara – eine Papageienart, die sehr alt werden kann.
Der Vogel war so krank, dass wir ihn einschläfern mussten. Sein Besitzer war von klein auf mit dem Vogel aufgewachsen. An solche Dramen gewöhne ich mich nicht. Das geht mir fast genauso nahe, wie wenn eines meiner eigenen Tiere stirbt. Zuletzt tat das ein Chamäleon, das ich aufgenommen hatte, nachdem es in der Stadt Zürich im Freien entdeckt worden war.
Diese Tierart ist bewilligungspflichtig – doch der Besitzer liess sich nicht ausfindig machen, weil er das Tier wohl illegal beschafft hatte. Das Chamäleon war zuletzt so alt, dass es sich nicht mehr am Ast im Terrarium festhalten konnte. Der Anblick hat mir fast das Herz gebrochen.»
Beinamputationen bei Vogelspinnen:
Spinnen behandle ich relativ selten – es kann jedoch vorkommen, dass gleich fünf Personen eine innerhalb von einem Monat vorbeibringen. Weil ich selbst keine Spinne besitze und das Verhalten nicht so gut einschätzen kann, habe ich Respekt vor diesem Tier. Die Zusammenarbeit mit dem Besitzer ist umso wichtiger.
Einmal behandelte ich eine Vogelspinne, bei der sich die Haut nach dem Häuten nicht richtig gelöst hatte, wodurch ein Fühler und ein Bein abgeknickt wurden. Den Fühler konnte ich befreien, das Bein nicht. Weil es ihr im Weg war, musste ich es amputieren.
Damit es wieder nachwachsen konnte, durfte ich es nicht abschneiden, sondern musste es aus dem Körper herausziehen. Das Bein mit den Fingern festzuhalten, hat mich nicht angeekelt. Doch das Geräusch, das das Herausreissen erzeugte, fand ich sehr unappetitlich. Eine Art Knistern.»
Die Körpersprache von Reptilien:
Wenn Echsen gestresst sind, atmen sie viel schneller als sonst. Auf solche Aspekte der Körpersprache achte ich, wenn ich Reptilien behandle – denn ihr Gesichtsausdruck sieht für Menschen immer gleich aus. Bis Echsen zubeissen, braucht es viel. Davor versuchen sie erst einmal mit aller Kraft zu fliehen.
Bei gefährlichen Schlangenarten ist Vorsicht geboten, wenn sie ihren Hals zu einem S formen. Das tun sie in der Natur, wenn sie ein Beutetier sehen. Aus der Position heraus schnellen sie mit dem Kopf nach vorne und beissen zu.
Ich behandle auch Giftschlangen – doch festhalten muss sie die Besitzerin oder der Besitzer. Sie sind bewilligungspflichtig – genauso wie Riesenschlangen, die ihre Beute würgen. Um eine Riesenschlange festzuhalten, rechnet man einen Mann pro Meter. In der Klinik, in der ich früher gearbeitet habe, war einmal eine relativ bekannte Netzpython namens Dicke Berta stationiert. Sie wog rund 100 Kilogramm.
Von einer Giftschlange gebissen wurde ich zum Glück noch nie. Wenn sich eine Würgeschlange festbeisst, was mir schon passiert ist, kann man ihren Kopf unter Wasser halten, dann lässt sie los.»
Menschenfeindliche Meerschweinchen:
Meerschweinchen sind eigentlich keine Streicheltiere. Nur sehr selten habe ich welche in Behandlung, die auf ihren Halter fixiert sind. Normalerweise haben sie Menschen nicht gerne.
Wenn wir sie hochheben, werden sie nicht ruhig, weil sie es geniessen, sondern weil sie das Gefühl haben, von einem Greifvogel gepackt zu werden, was sie in eine Schockstarre fallen lässt. Das Hochdrücken des Kopfes, wenn wir darüber streicheln, wird auch oft als Zeichen der Zustimmung verstanden – es handelt sich aber um einen Abwehrreflex.
Es sind trotzdem tolle Haustiere zum Beobachten. Sie sind sehr kommunikativ untereinander – ich habe bei meinem manchmal das Gefühl, dass sie immer etwas am ‹Schwätzen› sind. Und wenn sie mich hören, beginnen sie zu pfeifen, denn dann gibt es meistens etwas zu fressen. Fressen ist ihre Tagesbeschäftigung.
Meerschweinchen ‹sünnelen› gerne. Dann legen sie sich auf die Seite, den Kopf auf den Boden und geniessen die Wärme. Als ich zum ersten Mal ein Meerschweinchen sah, das sich sonnte, dachte ich, es sei gestorben. Doch als ich aufs Gehege zuging, rannte es blitzschnell weg.»
Die Haltung exotischer Tiere habe in der Schweiz stark zugenommen, sagt Isabelle Zulauf – das Klischee des tätowierten Punks, der mit einer Schlange wohnt, gelte schon lange nicht mehr. «Heute halten vermehrt Familien Schlangen oder Echsen, weil die Kinder sich das wünschen.» In ihrer «Exotenpraxis» in Cham ZG behandelt die Veterinärin neben Heimsäugern seit rund 15 Jahren Reptilien und Vögel. Als eine der wenigen ausgewiesenen Spezialistinnen auf ihrem Gebiet wird Zulauf zurate gezogen, wenn zum Beispiel Mitarbeiter von Supermärkten exotische Spinnen in einer Lieferung Bananen entdecken. Die Baselbieterin wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Knonau ZH und besitzt selbst rund 50 Haustiere. Neben zahlreichen Schildkröten, Meerschweinchen, Hühnern einen Hund, zwei Katzen, eine Dornschwanz-Agame (eine Echsenart) und eine 25 Jahre alte Königspython namens Köbi, die ein Kunde nach der Behandlung nicht mehr abgeholt hat.
Die Haltung exotischer Tiere habe in der Schweiz stark zugenommen, sagt Isabelle Zulauf – das Klischee des tätowierten Punks, der mit einer Schlange wohnt, gelte schon lange nicht mehr. «Heute halten vermehrt Familien Schlangen oder Echsen, weil die Kinder sich das wünschen.» In ihrer «Exotenpraxis» in Cham ZG behandelt die Veterinärin neben Heimsäugern seit rund 15 Jahren Reptilien und Vögel. Als eine der wenigen ausgewiesenen Spezialistinnen auf ihrem Gebiet wird Zulauf zurate gezogen, wenn zum Beispiel Mitarbeiter von Supermärkten exotische Spinnen in einer Lieferung Bananen entdecken. Die Baselbieterin wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Knonau ZH und besitzt selbst rund 50 Haustiere. Neben zahlreichen Schildkröten, Meerschweinchen, Hühnern einen Hund, zwei Katzen, eine Dornschwanz-Agame (eine Echsenart) und eine 25 Jahre alte Königspython namens Köbi, die ein Kunde nach der Behandlung nicht mehr abgeholt hat.