Suchbegriffe verraten Suizidgedanken
So könnten Google & Co. Leben retten

Unser Suchverhalten im Internet sagt viel über unseren Gesundheitszustand aus. Forscher aus München wittern nun die Chance, Menschen mit Selbstmordgedanken helfen zu können.
Publiziert: 15.11.2016 um 11:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 16:13 Uhr
Sag mir, was du suchst, und ich sage dir, wie es dir geht: Suchmaschinen erkennen anhand der eingegebenen Begriffe die Gemütslage der User. Das kann helfen, Suizide zu verhindern.
Foto: Thinkstock

Durch ihre Suchanfragen im Internet verraten viele Menschen nicht nur ihre Interessen und Vorlieben, sondern häufig auch ihren gesundheitlichen Zustand. Einige Suchmaschinen folgen daher bereits Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und blenden Hilfsangebote ein: Beispielsweise Anzeigen für Telefonseelsorge, sobald nach bestimmten Begriffen gesucht wird, die auf Selbstmordgedanken hinweisen könnten. Diese Form von Prävention liesse sich noch weiter ausbauen, wie Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) festgestellt haben. Ihre Pilotstudie ist in der Fachzeitschrift «Health Communication» veröffentlicht.

Häufen sich die Suchbegriffe, steigt die Suizidrate

Suizide häufen sich an bestimmten Tagen im Jahr. Am Beispiel des Suchbegriffs «Vergiftung» haben die LMU-Forscher Florian Arendt und Sebastian Scherr den zeitlichen Verlauf von Google-Suchanfragen analysiert und nachvollzogen, an welchen Tagen und zu welchen Zeitpunkten dieses Wort besonders oft eingegeben wurde. Ihre Auswertung zeigt, dass die Suchanfragen genau an jenen Tagen zunehmen, an denen es auch deutlich mehr Suizidversuche gibt. «Zumindest an solchen Tagen wäre es daher in einem ersten Schritt notwendig, Hilfsangebote vermehrt anzuzeigen», sagt Scherr. Die LMU-Forscher schlagen daher vor, den Algorithmus von Suchmaschinen laufend auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse anzupassen, um solche Risikofaktoren stärker zu berücksichtigen.

Suchmaschinen sollten mehr Hilfangebote anzeigen

Eine solche gezielte Anpassung könne einen stärkeren Beitrag zur Suizidprävention liefern, sind sich die Wissenschaftler sicher. «Die Betreiber von Suchmaschinen haben hier eine gesellschaftliche Verantwortung», so Arendt. Momentan werden entsprechende Hilfsangebote nur in etwa 25 Prozent der Anfragen angezeigt, die auf einen potenziellen Suizid hinweisen, wie die beiden Wissenschaftler Beispiel von Google in einer früheren Studie herausfanden. «Damit vergeben Suchmaschinen die Chance, einer grossen Anzahl gefährdeter Personen zu helfen», sagt Scherr. (aponet)

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