Arbeitsweg
Pendeln belastet die Psyche und verkürzt das Leben

Mit der Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort steigt bei Pendlern die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Erkrankung. Die Fehltage liegen bei Arbeitnehmern, die mindestens 50 Kilometer zum Arbeitsplatz pendeln, um 15 Prozent höher als bei denjenigen, die maximal zehn Kilometer Wegstrecke zurücklegen müssen.
Publiziert: 26.04.2018 um 08:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 19:15 Uhr
Foto: KEY

Es fühlt sich nicht nur so an: Pendeln ist tatsächlich schlecht für die Gesundheit. Wer einen längeren Arbeitsweg hat, fehlt am Arbeitsplatz häufiger wegen psychischer Erkrankungen. Die AOK in Deutschland hat herausgefunden, dass Pendler, die in eine Richtung mehr als 50 Kilometer zur Arbeit fahren, im vergangenen Jahr an 3,2 Tagen wegen einer psychischen Erkrankung fehlten. Wer hingegen unter zehn Kilometer Wegstrecke hat, fehlte an 2,9 Tagen wegen psychischer Erkrankungen. Treiber ist dabei die Diagnose «Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen» (ICD F43). Hierunter fallen depressive Verstimmungen, Ängste, Sorgen und das Gefühl, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen.

Stosszeiten-Stress

„Lange Fahrstrecken zum Arbeitsort belasten die Psyche. Wird die Distanz zum Arbeitsort durch einen Wohnortwechsel verkürzt, kann die relative Wahrscheinlichkeit von Fehltagen aufgrund einer psychischen Erkrankung um bis zu 84 Prozent reduziert werden", sagt Helmut Schröder, Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. Dies konnte mit Hilfe einer Analyse der Arbeitsunfähigkeiten der AOK-versicherten Beschäftigten in den letzten fünf Jahren ermittelt werden. Bei knapp 58 Prozent der mehr als 13 Millionen erwerbstätigen AOK-Mitglieder des Jahres 2017 liegen Wohn- und Arbeitsort bis zu zehn Kilometer auseinander. Dahingegen müssen 10,6 Prozent von ihnen Distanzen von mehr als 50 Kilometern zum Arbeitsort überbrücken.

14,5 Kilometer im Durchschnitt

Der durchschnittliche Schweizer Arbeitsweg misst 14,5 Kilometer. Wer zur Arbeit oder zur Schule geht oder fährt, braucht von Tür zu Tür etwa eine halbe Stunde.

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Wer pendelt, wird dick

Das zeigt eine Befragung von 1500 Pendlern in Grossbritannien, die von der königlichen Gesellschaft für öffentliche Gesundheit in Auftrag gegeben wurde.

So gab die Hälfte der Befragten an, durch das Pendeln gestresst zu sein. Ein Drittel gestand, zu Snacks zu greifen, um die Fahrten zu überstehen. Unter dem Strich verputzt diese Gruppe rund 800 zusätzliche Kalorien pro Woche. Das entspricht in etwa zwei Big Macs. Ein Viertel der Befragten klagte darüber, wegen des Pendelns weniger Zeit für Sport zu haben.

«Pendeln schadet der Gesundheit und dem Wohlbefinden», betont Shirley Cramer, CEO der königlichen Gesellschaft für öffentliche Gesundheit, in der «Sun». «Es verursacht steigenden Stress, macht unsere Taillen breiter und führt dazu, dass wir zu Zeiten essen, die wir eigentlich mit gesunden Aktivitäten verbringen könnten.» Unter dem Strich verkürzt Pendeln damit die Lebenserwartung.

Zwei Drittel pendeln

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Die 1. Klasse auf Pendlerstrecken sollte abgeschafft werden

Aus diesem Grund fordert Cramer, dass die Transportunternehmen vertraglich verpflichtet werden, auf das Wohlergehen der Passagiere zu achten. Sie schlägt ausserdem vor, die 1. Klasse auf Pendlerstrecken abzuschaffen. «Das würde den verzweifelt benötigten zusätzlichen Raum freimachen», so Cramer. Eine Punkt, der auch in der Schweiz – kontrovers – diskutiert wird. Mehr als die Hälfte der für die Studie Befragten gab ausserdem an, dass gestaffelte Arbeitszeiten die Lage massive verbessern würden.

2014 hatte eine andere Studie gezeigt, dass das Gefühl, glücklich und im Leben befriedigt zu sein, abnahm, je länger der Arbeitsweg dauerte. (aponet)

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