Wie alle Lebewesen ist der Mensch auf Überleben programmiert – Stress macht in stärker. Und wie alle Programme kann man auch dieses hacken. Dazu muss man wissen, was uns stresst und wie man den Stress richtig dosiert. Die wichtigsten Stressfaktoren sind - Hunger, Kälte, Wärme und körperliche Anstrengung. Bei Stress aktiviert der Körper seine Abwehrsysteme und stellt mehr Energie zur Verfügung. Bei wiederholtem Stress er höht er die Leistungsfähigkeit dieser Systeme. Insbesondere stellen die Zellen zusätzliche Mitochondrien her, das sind kleinen Chemiekraftwerke, die Adenosintriphosphat herstellen, das Benzin aller Lebewesen.
Unser Hormonsystem reagiert nicht auf alle oben genannten Stressfaktoren gleich. Zu den Besonderheiten des Hitze-Stress gehört die Bildung von Hitzeschock-Proteinen HSP. Bei Drosophilia-Fliegen genügen schon dreimal zwei Stunden milde Hitze von 34 Grad, um die HSP-Produktion dauerhaft um 70 bis 100 Prozent zu erhöhen. HSP schützen andere Proteine vor Hitzeschäden. Nebenbei haben sie aber noch andere Funktionen. Im Tierversuchen kann man testen, was geschieht, wenn die Produktion von Hitzeschock-Proteinen zunächst runter und dann wieder hoch gefahren wird:
Hitzeschock-Proteine
Entzündungen klingen ab, die Zellen reagieren besser auf Insulin, bzw. können Zucker besser verbrennen, die Telomere werden länger, d.h. der Zellkern ist besser geschützt, die Mitochondrien werden, die Beta-Zellen, die in der Bauchspeicheldrüse Insulin produzieren, arbeiten besser, es wird mehr Körperfett verbrannt und es werden weniger Amyloide gebildet. Das sind die Ablagerungen im Gehirn, die bei Alzheimer-Patienten gehäuft auftreten. Und natürlich werden in den Zellen mehr Mitochondrien gebildet.
Das ist eine eindrückliche Liste, doch was haben wir Menschen davon? Und wie genau aktiviert man diese Hitzeschock-Proteine? Dazu gibt es zahlreiche klinische Studien. Zum Beispiel diese hier:
44 Frauen, die unter chronischen Muskelschmerzen (Fibromyalgie) litten, gingen zwölf Wochen lang, dreimal wöchentlich in die Sauna und zweimal in eine Therapie im warmen Wasser. Dadurch reduzierte sich das Schmerzempfinden um mindestens 31 bis maximal 77 Prozent. Ein Nachkontrolle nach sechs Monaten zeigte praktisch unveränderte Werte. Die Besserung hielt offensichtlich an.
Leistungssteigerung
Sechs finnische Langstreckenläufer gingen drei Wochen lang nach jedem Training in die Sauna. Danach absolvierten sie drei Wochen lang das gleiche Training, aber ohne Sauna. Hinterher wurde jeweils auf dem Laufband ein Testlauf im Wettkampftempo eines 5-Kilometerlaufs absolviert. Nach den drei Sauna-Wochen hielten sie dieses Tempo im Schnitt 32 Prozent (21 bis 43 Prozent) länger durch, was einer um etwa zwei Prozent kürzeren (schnelleren) Laufzeit entspricht, oder etwa 20 Sekunden auf fünf Kilometer. Für trainierte Athleten ist das eine beträchtliche Leistungssteigerung. Dass alle sechs Läufer ihre Leistung deutlich verbessern konnten, zeigt, dass es sich kaum um ein zufälliges Ergebnis handeln kann.
In einem Experiment der Universität Wien ging es um die Frage, ob Saunieren eine vorbeugende Wirkung gegen die Grippe hat. Je 25 Testpersonen (mit und ohne Sauna) mussten 6 Monate alle Fälle von Fieber und Grippe melden. In den ersten drei Monaten gab es keine grossen Unterschiede, doch in der zweiten Hälfte traten in der Sauna- Gruppe nur halb so viele Grippe-Fälle auf.
Gegen Krankheiten vorbeugen
In Finnland wurden rund 2500 Sauna-Besucher während 21 Jahren verfolgt. Es zeigt sich ein klarer Zusammenhang: Je sau-nah, desto ferner der Tod. Je häufiger und je länger jemand in der Sauna sass, desto geringer das Risiko an irgendeiner Krankheit zu sterben. Sauna-Sitzungen von 19 Minuten oder länger halbierten das Risiko gegenüber Sessionen von elf Minuten und weniger. Was natürlich auch damit zusammenhängen kann, dass man schon sehr gesund sein muss, um soviel Sauna überhaupt aushalten, geschweige denn geniessen zu können. (Zusammenfassung auf deutsch hier.)
Dass das Schwitzen in der Sauna zur Ausscheidung von Giften führt, wurde inzwischen durch diverse Studien bestätigt. Dabei werden einerseits fettlösliche Substanzen wie Milchsäure, Harnstoffe und Schwermetalle über die Haut, bzw. den Schweiss ausgeschwemmt. Andererseits bewirkt die Wärme für eine Anreicherung von Sauerstoff im Blut, was die Ausscheidung von wasserlösliche Substanzen über die Nieren anregt.
Warmduscher schlafen ruhiger
Aber es muss nicht unbedingt die Bullenhitze einer finnischen Sauna sein. Unseren entfernten Cousins, den Drosophilia-Fliegen, reichte auch ein ausgiebiges Sonnenbad. In einer Infrarot-Sauna hält man es länger aus und zudem hat das infrarote Licht noch in paar zusätzliche Vorteile. (Siehe hier) Auch warmes Wasser hilft – besonders wenn man sich etwa anderthalb Stunden vor der Nachtruhe unter die Dusche stellt oder ins Bad legt. Das wärmt den Körper auf und der anschliessende Rückgang der Temperatur sorgt für einen tiefen, ruhigen Schlaf.