Opel Insignia GSi im BLICK-Test
Alte Besen fegen besser

Der Volksmund weiss: «Alte Besen fegen gut.» BLICK weiss nach dem Test des frisch gelifteten Opel Insignia GSi: Zwar wirkt das Flaggschiff drinnen etwas angestaubt, aber es (kurven-)fegt zeitgemäss.
Publiziert: 19.01.2021 um 04:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2021 um 16:00 Uhr
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Modellgepflegt: Das geliftete Opel-Flaggschiff Insignia erkennt man an der neuen Front mit anderem Grill, neuen Leuchten ...
Foto: Timothy Pfannkuchen
Timothy Pfannkuchen

Der bereits seit fast vier Jahren angebotene Insignia ist neben dem Astra der letzte Opel aus der Zeit unter General Motors (GM). Mit einem Facelift frischt die unter dem PSA-Konzerndach derzeit aufstrebende Marke ihn per sofort auf. PSA-basierte Neuheiten wie Corsa oder Mokka samt ihren E-Varianten haben zwar gegenüber der GM-Erbmasse Priorität. Aber technisch tut sich dennoch was beim Insignia!

Das ist neu

«Cooler Schlitten», sagt der Nachbar. Auch wenn er noch aus der «Ami-Ära» (GM verkauft ihn bis heute als Buick Regal) stammt, sieht der nun geliftete Insignia gerade als Grand Sport mit «Flachdach» statt Sports Tourer (Kombi) alles andere als alt aus. Die Front mit Grill und Leuchten im aktuellen Opel-Style ist gegenüber dem bisherigen Modell neu. Der GSi-Look ist cool, und drunter gibts zugunsten weniger Durst einen neuen Motor mit nun 230 statt 260 PS und neu einen zuschaltbaren statt permanenten Allradantrieb.

Opel Insignia Grand Sport GSi

Antrieb 2.0-R4-Turbo-Benziner, 230 PS (169 kW), 350 Nm@1500–4000/min, 9-Stufen-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,4 s, Spitze 237 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,94/1,46 m, 1725 kg, Laderaum 490–1450 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 8,0/8,8 l/100 km = 181/204 g/km CO2-Ausstoss, Energie F
Serienausstattung 20-Zoll-Alus, Brembo-Bremsen, Verstellfahrwerk, Matrix-LED-Licht, Keyless, Navigation, Rückfahrkamera, Spur-, Totwinkel-, Notbrems-Assistent, Zwei-Zonen-Klimaautomat, Alcantara-Bezüge, u.a.
Preise Grand Sport GSi ab 54'060 Fr., Testwagen inkl. Optionen (u.a. kabelloses Laden, Radartempomat, Bose-Sound, Nappa-Sportsitze, Head-up-Display, Metallic) 62'660 Fr., Basis-Grand-Sport (1.5 D, 122 PS/M6/FWD) ab 36'600 Fr.

Antrieb 2.0-R4-Turbo-Benziner, 230 PS (169 kW), 350 Nm@1500–4000/min, 9-Stufen-Automat, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 7,4 s, Spitze 237 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,94/1,46 m, 1725 kg, Laderaum 490–1450 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 8,0/8,8 l/100 km = 181/204 g/km CO2-Ausstoss, Energie F
Serienausstattung 20-Zoll-Alus, Brembo-Bremsen, Verstellfahrwerk, Matrix-LED-Licht, Keyless, Navigation, Rückfahrkamera, Spur-, Totwinkel-, Notbrems-Assistent, Zwei-Zonen-Klimaautomat, Alcantara-Bezüge, u.a.
Preise Grand Sport GSi ab 54'060 Fr., Testwagen inkl. Optionen (u.a. kabelloses Laden, Radartempomat, Bose-Sound, Nappa-Sportsitze, Head-up-Display, Metallic) 62'660 Fr., Basis-Grand-Sport (1.5 D, 122 PS/M6/FWD) ab 36'600 Fr.

Das gefällt uns gut

Opel war sehr früh beim Matrix-LED-«Wunderlicht» dabei – das sieht man nun daran, wie viel man nachts sieht: Das neue System mit jetzt 84 LED je Seite leuchtet perfekt aus und spart andere so exakt aus, dass keiner lichthupt. Das bekommt wie das satte «Flump!» der Türen manche Edelmarke nicht hin. Verarbeitung? 1A! Schon der Grösse wegen fühlt sich der Mittelklässler fast nach Oberklasse an. Die optionalen Sportsitze sind top in Halt wie Komfort, die Geräuschdämmung ist erster Güte. Und mitunter ist Altes besser: Nervt über Land der Spurhalter, reicht hier statt Touchscreen ein Knopf zum Abschalten.

Das gefällt uns weniger

Der Grand Sport ist der schönere, aber hinten am Kopf knappere Insignia. Beinfreiheit allerdings gibts massig wie im Kombi. Nur schade, dass sonst fast alles beim Alten blieb. Das Cockpitdesign ist altväterlich, edles Dekor fehlt weitgehend, und der eigenartige Instrumenten-Mix aus analog und digital bleibt erhalten. Auch das gute Infotainment haut optisch nicht vom Hocker.

So fährt er sich

Aber fahren – das kann der Insignia richtig, richtig gut! Schön satt fühlt er sich an, sehr souverän. In «Tour» geniessen wir trotz etwas Gerumpel in der City ausserorts geschmeidigen Reisekomfort. Wer «Sport» wählt, darf staunen, wie zackig der Fünf-Meter-Schlitten einlenken kann, behände in Ecken sticht und ohne Schieben über die Vorderräder Bögen nimmt – auch dank des 4x4 mit Torque Vectoring. Dieser vermeintlich alte Besen kurvenfegt besser als viele neuere.

Die 230 PS passen am besten, wenn man ohne Hektik auf der Welle des früher anliegenden Drehmoments surft. Der Sound ist dezent und tönt seltsamerweise fast nach Kompressor. Drehgier ist des Zweiliters Sache nicht, und der Automat schaltet weich, aber wird bei hektischer Gangart zu nervös. Also lieber flott, aber noch gelassen statt auf der letzten Rille fahren. Und der tiefere Durst? 8,8 l/100 km im Test sind heute für 230 PS und 4x4 so knapp okay, aber nicht mehr.

Das BLICK-Fazit

Trotz GM-Vergangenheit gehört der Insignia keineswegs zum alten Eisen – im Gegenteil. Nein, kein Kostverächter, und ja, drinnen nicht up to date. Aber er sieht klasse aus, fährt sich exzellent, hat Platz und ist dank viel Ausstattung ein guter Preis-Leistungs-Deal. Und zeigt nebenher in Kurven all den modischen Sport-SUVs, wie viel spassiger es sein kann, Mittelklasse-Limousine zu fahren.

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