Der erste elektrische AMG im Test
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Mercedes-AMG EQS mit 761 PS:Der erste elektrische AMG im Test

Mercedes-AMG EQS mit 761 PS im Test
Das Strommonster ist der irrste AMG aller Zeiten

Der erste elektrische Mercedes-AMG ist da und summt alles in Grund und Boden: Mit bis zu 761 PS wird das S-Klasse-Pendant EQS bei AMG zu Katapult und Kurvenstar, ohne die Contenance als geräumiger Luxusliner zu verlieren. Und tönt – elektrisch.
Publiziert: 20.12.2021 um 04:19 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2021 um 16:59 Uhr
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Unfassbar schneller Kurvenstar: Der erste elektrische AMG heisst offiziell Mercedes-AMG 53 4Matic+ und hat stets Allradantrieb.
Foto: Daniel Maurer/Daimler
Timothy Pfannkuchen

Muss ich unwillkürlich fassunglos lachen, ist es wieder passiert: Immer einmal wieder justiert im Job als Autoredaktor ein Auto mein Power-Koordinatensystem neu, weil es auf zuvor unvorstellbare Art schnell ist. Wie 2001 der Dragster Mercedes SL 55 AMG, 2007 der Nissan GT-R oder 2015 das Tesla Model S P85D.

Jetzt muss ich wieder lachen, weil ich kaum glauben kann, was und wie es hier abgeht: Der Mercedes-AMG EQS 53 4Matic+ ist nicht wegen der bis zu 761 E-PS ein Wahnsinn. Sondern, weil er irgendwie das automobile Raum-Zeit-Kontinuum sprengt: Er ignoriert Länge (5,22 Meter), Gewicht (2,7 Tonnen) und Unter- und Übersteuern einfach. Und kurvt wie wild, ohne je die Contenance zu verlieren.

AMG tut der «Maske» gut

Das erste Elektroauto der Mercedes-Sportabteilung ist grundsätzlich ein EQS, also das Elektrik-Pendant zur S-Klasse. Das quasi elektrische Design – mangels Verbrenner vorne kurz, für die Aerodynamik hinten schräg – polarisiert. Fraglos tut der AMG-Trimm dem EQS gut: Die sonst ausdruckslose schwarze «Maske» an der Front beispielsweise gewinnt dank der Chromstäbe an Glanz und Glamour.

Drinnen bequemes Sportmobiliar und der gewaltige «Hyperscreen» mit den drei Monitoren. Die schlechte Nachricht: Die Lenkrad-Touchknöpfe sind fummelig. Die gute Nachricht: Die Drehknöpfe für Fahrmodi, Sound und Co. im Lenkrad und das Head-up-Display sind klasse, und bald nach dem ersten Digital-Schock der Monitor-Wand fällt Bedienen leicht. Der riesige Fond taugt zum Hineinlümmeln (am Knie zwei Handlängen frei), der Laderaum unter der Klappe für die Ferien.

Der Klang des Stromzeitalters

Beim Entriegeln summbrummt der AMG-EQS kurz auf: Klangfarbe «Star Wars», die «Dunkle Seite der Macht» wohlgemerkt. Will man das, tönt er auch in Fahrt à la imperialer Sternenzerstörer – innen und aussen (siehe Video)! Sehr cool, aber irgendwann war es lustig genug, wir schalten es ab. Extrem sanft und äusserst leise gleiten wir, einen Hauch bodennäher als im normalen EQS. Luftfederung, adaptive Dämpfung, Hinterachslenkung und voll variabler 4x4 sind an Bord.

So weit, so EQS. Dann eine wunderbar gewundene Passstrasse. Modus-Schalter im Test-AMG mit «Dynamic Plus»-Paket (4984 Fr., dann 761 statt 658 PS) auf «Sport+». Die Lenkung schärfer. Aber der Schwebekomfort bleibt. Das soll ein AMG sein? Pedal treten: Woah! Wie ein Lichtschalter: Klick – volle Power, ab geht es wie ein Tennisball beim Aufschlag, schiebt gnaden- und endlos. Faszinierend – obwohl oder eher noch gerade weil ihm für AMG-Verhältnisse das Raue fehlt.

Mercedes-AMG EQS 53 4Matic+

Antrieb 2 E-Motoren (PSM), 658 PS/484 kW (mit «Dynamic Plus»-Paket 761 PS/560 kW), 950 (1020) Nm, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku netto 107,8 kWh, Laden AC/DC 11–22/200 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,8 (3,4) s, Spitze 220 (250) km/h, Reichweite WLTP 529–586 km
Masse L/B/H 5,22/1,93/1,51 m, Gewicht 2655 kg, Laderaum 610–1770 l
Umwelt WLTP 21,1–23,4 kWh/100 km, 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 189'300 Fr. (Basis-EQS: 450+, 333 PS/254 kW, 740 km, 137'200 Fr.)

Daniel Maurer/Daimler

Antrieb 2 E-Motoren (PSM), 658 PS/484 kW (mit «Dynamic Plus»-Paket 761 PS/560 kW), 950 (1020) Nm, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku netto 107,8 kWh, Laden AC/DC 11–22/200 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,8 (3,4) s, Spitze 220 (250) km/h, Reichweite WLTP 529–586 km
Masse L/B/H 5,22/1,93/1,51 m, Gewicht 2655 kg, Laderaum 610–1770 l
Umwelt WLTP 21,1–23,4 kWh/100 km, 0 g/km CO2, Energie A
Preis ab 189'300 Fr. (Basis-EQS: 450+, 333 PS/254 kW, 740 km, 137'200 Fr.)

Viel Spass kostet viel Strom

Erste Kurve bis x-te Kurve: Der EQS jagt wie festgeklettet um jeden Bogen, nur in arg engen Ecken drücken die Kilos. Das ist Kurvenjagen in fast beängstigender Leichtigkeit und Exaktheit. Wie ein Porsche Taycan? Jein: Der Porsche ist ja ein flacher Sportwagen, aber dies hier eine dicke Luxuslimo. Eigentlich. Ich lache: Das gibt es doch nicht – eine Lücke in der Auto-Matrix, Fahren à la Playstation. Nur muss man aufpassen, nicht bremsen zu vergessen und die Tempolimiten.

Auf der Passhöhe vergeht der Spass: Ui, die Reichweite wird knapp! Was jetzt? Nichts jetzt: Bergab die stärkste der drei Rekuperations-Stufen rein, jetzt fahren wir sehr zügig, aber mit «One-Pedal-Drive». So ist man ohne Fussbremse und dafür mit bis zu 300 kW Stromrückgewinnung unterwegs. Zurück in der Ebene ist der Akku dann wieder voll genug, um uns sicher bis an unser Ziel zu bringen.

Trotz Bleifuss 400 Kilometer

Auf dem US-Highway gleiten wir wieder in «Comfort», testen den souveränen teilautonomen Modus. Am Ziel nochmals über den kleinen Wendekreis dank der Hinterachs-Lenkung staunen – und zählen: Das Strom-Katapult kommt im offiziellen WLTP je nach Version 529 bis 586 Kilometer. Wir kommen trotz Heizen (aussen 4 bis 14 Grad) und viel Heizen per rechtem Fuss doch 406 Kilometer.

Was für ein Teil: Edelschweber goes Sportbarbar. Wieso heisst er dann eigentlich «nur» 53, nicht 63? «Ein 63er performt auch auf der Rennstrecke», antwortet AMG-Entwicklungschef Jochen Hermann (53). Der 53er ist eben Strassensport – aber wie! Unser Fazit: Ja, der Starkstromer ist der perfekte Start für AMG ins E-Zeitalter. Der AMG-EQS kann unfassbar viel – und kostet dafür unfassbar viel. Preis zum Schweiz-Start im Frühjahr 2022: ab 189'300 Franken. Ohne Extras.

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