So fährt die elektrische S-Klasse
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Kaum ein Stromer kommt weiter:So fährt die elektrische S-Klasse

Auf der Holzbank zum Hightech-Flaggschiff
So fährt die elektrische S-Klasse

Mercedes fährt in die Zukunft. Der elektrische EQS ist das neue Hightech-Flaggschiff und bietet bis zu 780 Kilometer Reichweite, einen XXL-Hyperscreen und Luxus pur. Blick hat den wichtigsten Mercedes des Jahres getestet.
Publiziert: 27.07.2021 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2021 um 09:57 Uhr
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Ab September kommt der elektrische Luxusliner Mercedes EQS in die Schweiz.
Foto: Mercedes
Martin A. Bartholdi

Mit dem EQS hat Mercedes ein schnittiges und geradezu futuristisches Elektroauto auf die Strasse gestellt. Es läutet eine neue Ära ein. Denn schon ab 2030 will die Traditionsmarke, die einst das Verbrenner-Auto erfunden hat, nur noch Elektroautos verkaufen – zehn Jahre früher als bisher geplant. Umso kurioser, dass das Hightech-Gefährt auf simplen Holzbänken à la Münchner Oktoberfest seinen Anfang nahm.

Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer (56) erinnert sich: «Wir starteten 2016 mit dem Ziel, eine elektrische S-Klasse zu bauen. Aber wir stellten unsere gesamte Arbeitsweise aus der Vergangenheit in Frage.» Einzelbüros wurden abgeschafft. «Wir haben eine Betriebshalle leer geräumt und Holzbänke, ein paar Schreibtische und Sofaecken reingestellt. In diesem offenen Büro haben wir das gesamte Entwicklungsteam zusammengesteckt.»

Der Stern verschwindet

Die neuen Freiheiten führten dazu, dass der EQS zum Beispiel die erste S-Klasse ohne Stern auf der Motorhaube ist. Wegen der gewölbten Haube, die sich perfekt in die tropfenförmige Seitenansicht integriert, könnte der Fahrer den Stern gar nicht sehen. Diese Form wiederum ist entscheidend für die Reichweite.

Der EQS hat mit 0,20 den tiefsten cw-Wert eines Serienautos – sprich: Kein Auto ist so windschlüpfig. Vor allem bei Elektrofahrzeugen sorgt ein tiefer cw-Wert, also geringer Luftwiderstand, für spürbar mehr Reichweite. Vorgemacht habens die aktuelle Generation des Toyota Prius oder das Tesla Model 3 mit cw-Werten von 0,24 beziehungsweise 0,23.

600 Kilometer im Alltag

Beim EQS heisst das: Bei der 245 kW (333 PS) starken Heckantriebsversion sind laut WLTP-Messzyklus 780 Kilometer mit einer Akku-Ladung möglich. Die 385 kW (523 PS) starke Allradversion schafft noch 676 Kilometer. Auf unserer ersten Probefahrt von Andermatt über den Oberalp-Pass und entlang des Walensees nach Rapperswil lag die Reichweite des Allrad-EQS hochgerechnet bei knapp 600 Kilometer. Beruhigend.

Flotte Passfahrten sind allerdings nicht wirklich das Haupttalent des EQS. Natürlich gehts in 4,3 oder 6,2 Sekunden auf Tempo 100, aber auf der Bremse und in den Kurven schieben seine 2,5 Tonnen Leergewicht spürbar zu Tal. Zudem fehlt der irre Elektro-Punch der Konkurrenten Porsche Taycan und Tesla Model S. Der dürfte dem nächstes Jahr folgenden AMG-EQS mit 470 kW (639 PS) vorbehalten bleiben.

Leise rollt der EQS

Die Elektro-Limousine ist voll und ganz auf Komfort ausgelegt. Das fängt bei der feinen Lenkung und der seidigen Federung an, Höhepunkt ist aber der Geräuschkomfort. Praktisch kein Laut dringt in den Innenraum. Der E-Antrieb ist sowieso schweigsam, aber auch die Pumpen der Akku-Kühlung oder die Reifen sind nicht zu hören. Bloss stürmischer Wind dringt ab und an durch.

Aber selbst das lässt uns im luxuriösen Innenraum des EQS kalt – das Ambiente ist definitiv S-klassig. Kleiner Makel: Die Plastikabdeckung um den Startknopf in der Mittelkonsole wirkt zu billig, selbst für eine A-Klasse, auch wenn wir dort noch eher darüber hinwegsehen könnten. Im EQS fällt sie doppelt auf, weil das Sternenschiff ansonsten nicht mit Luxus spart. Technologisch setzt er mit dem neuen XXL-Hyperscreen gegenüber der S-Klasse gar noch einen drauf.

Schon nächste Woche sollte der EQS bestellt werden können; die ersten Exemplare rollen im September in die Schweiz. Die Preise sind noch nicht bekannt, dürften aber bei rund 125'0000 Franken starten. Eine günstigere Einstiegsversion folgt nächstes Jahr. Dafür gibts aber auch die erste elektrische Luxus-Limousine, bei der Reichweitenangst wirklich kein Thema mehr ist.

Nachgefragt bei Mercedes-Schweiz-Chef Marc Langenbrinck (52)

Wie gross ist das Interesse der Schweizer Kunden am Mercedes EQS?
Marc Langenbrinck: Riesig! Aber das überrascht mich nicht, weil das Auto komplett anders aussieht als alle bisherigen Mercedes. Wir hatten kürzlich einen Schweizer Kundenevent. Dabei haben 25 von 30 Kunden gesagt, sie wollen den EQS kaufen. Ich habe inzwischen ein Gespür dafür, wenn wir ein echten Verkaufsschlager im Angebot haben und der EQS ist definitiv einer.

Er bleibt ein Mercedes und entsprechend exklusiv. Inwiefern kann der EQS so die Elektromobilität bei Mercedes befeuern?
Wenn der EQS zum Statussymbol wird, werden die Kunden automatisch wechseln. Aber auch dann hat sich die Elektromobilität noch nicht durchgesetzt. Jeder Kunde, der sich bei uns für ein Elektroauto interessiert, fragt praktisch als erstes: Wo lade ich das?

Wie hilft Mercedes da den Kunden?
Unterwegs haben sie über «Mercedes Me Charge» Zugriff auf 200'000 öffentliche Ladestationen in Europa. Die Daten für die Abrechnung sind im Auto hinterlegt. Sie müssen nur einstecken und laden. Für Zuhause bieten wir nicht nur einfach eine Wallbox. Unser Gesamtpaket umfasst das Testen des Anschlusses und gar einen Elektriker für die Montage. Wir bringen sozusagen den Zapfhahn und den Schlauch ins Haus. Der Tank muss von woanders herkommen: Aber dafür gibt es ja die Strom-Industrie. In den 1910er und 1920er Jahren hat von den Autoherstellern auch niemand erwartet, Tankstellen zu bauen.

Andrea Brunner

Wie gross ist das Interesse der Schweizer Kunden am Mercedes EQS?
Marc Langenbrinck: Riesig! Aber das überrascht mich nicht, weil das Auto komplett anders aussieht als alle bisherigen Mercedes. Wir hatten kürzlich einen Schweizer Kundenevent. Dabei haben 25 von 30 Kunden gesagt, sie wollen den EQS kaufen. Ich habe inzwischen ein Gespür dafür, wenn wir ein echten Verkaufsschlager im Angebot haben und der EQS ist definitiv einer.

Er bleibt ein Mercedes und entsprechend exklusiv. Inwiefern kann der EQS so die Elektromobilität bei Mercedes befeuern?
Wenn der EQS zum Statussymbol wird, werden die Kunden automatisch wechseln. Aber auch dann hat sich die Elektromobilität noch nicht durchgesetzt. Jeder Kunde, der sich bei uns für ein Elektroauto interessiert, fragt praktisch als erstes: Wo lade ich das?

Wie hilft Mercedes da den Kunden?
Unterwegs haben sie über «Mercedes Me Charge» Zugriff auf 200'000 öffentliche Ladestationen in Europa. Die Daten für die Abrechnung sind im Auto hinterlegt. Sie müssen nur einstecken und laden. Für Zuhause bieten wir nicht nur einfach eine Wallbox. Unser Gesamtpaket umfasst das Testen des Anschlusses und gar einen Elektriker für die Montage. Wir bringen sozusagen den Zapfhahn und den Schlauch ins Haus. Der Tank muss von woanders herkommen: Aber dafür gibt es ja die Strom-Industrie. In den 1910er und 1920er Jahren hat von den Autoherstellern auch niemand erwartet, Tankstellen zu bauen.

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