Schon beim Anblick des Autos können wir uns ein Lächeln nicht verkneifen. Irgendwie sieht die kleine Alpine schon herzig aus, neben den anderen Autos in der Testwagen-Garage. Aber eben auch brachial: Schwarze Karbon-Motorhaube, Heckspoiler mit Schwanenhalshalterungen, dazu Seitenschweller, Diffusor und Frontlippe. Da sieht der herzige Flitzer richtig böse aus.
Vor der Fahrt
Bei der Alpine A110 R handelt es sich um die teuerste und radikalste Ausführung der Modellreihe: Ab 116’000 Schweizer Franken trägt sie viel Karbon, was 34 Kilogramm Gewicht spart, extremere Anbauten, die für bessere Aerodynamik sorgen und ein nachgeschärftes Fahrwerk. Doch: Die Leistung bleibt gegenüber der A110 S bei unveränderten 300 PS (221 kW). Karbonschalensitze sorgen per Sechs-Punkt-Gurt für optimalen Halt – auch wenn man nur kurz zum Supermarkt fährt. Beim Platzangebot siehts eher eng aus, sowohl innen als auch in den Kofferräumen vorne und hinten, die eher grössere Handschuhfächer sind. Die Alpine ist aber auch nicht gemacht, um damit in die Ferien zu fahren.
Auf der Strasse
Schafft man noch den Einstieg ins tiefe Auto, folgt die zweite Herausforderung beim Anschnallen. Denn der Sechs-Punkte-Gurt muss bei jedem Fahrerwechsel wieder angepasst werden. Einen normalen Gurt gibt es nicht – wäre ja Zusatzgewicht. Los gehts nach dem Festzurren per roten Startknopf auf der Mittelkonsole. Drei Fahrmodi stehen zur Verfügung – Normal, Sport oder Track. Wobei sich der Sportmodus schon im Stand durch die lautere und blubbernde Auspuffanlage bemerkbar macht und man für Track ewig lange auf die Taste drücken muss, damit man ihn nicht versehentlich einlegt. Das Fahrwerk ist hart, aber noch vertretbar, dafür sind die Sitze auch auf längeren Reisen erstaunlich bequem.
Das war gut
Ein Riesenspass, man wird mit jedem gefahrenen Meter süchtiger. Bemerkenswert, wie spielend leicht sich die A110 R um die Kurven bewegen lässt. Fast fühlt man sich, als fahre man ein Go-Kart: Die Lenkung ist direkt und präzise, die Gasannahme scharf und die Traktion der warmgefahrenen Michelin Semi-Slicks sehr gut. Sollten die angetriebenen Hinterräder dann doch mal den Halt verlieren, lässt sich die Alpine problemlos wieder einfangen. Gut sind ebenso die Bremsen, die im Vergleich zur A110 S eine verbesserte Kühlung bekommen haben. Sie sind standfest und lassen sich super dosieren. Dazu kommt, dass die R die schnellste Alpine ist: Der Sprint von 0 auf Tempo 100 dauert 3,9 Sekunden.
Das war schlecht
Zu meckern gibts eigentlich nichts – wenn man daran denkt, dass solch eine Alpine weder Vernunft-, noch Familienauto ist. Aber: Der 1,8-Liter-Turbomotor mit vier Zylindern sorgt für 300 PS (221 kW) und 340 Newtonmeter und liefert diese über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder. Aber etwas mehr Leistung für giftigeren Durchzug wäre nicht schlecht. Auch ein Update fürs seit dem Launch 2017 unveränderte Multimediasystem würde der A110 gut stehen.
Antrieb 1,8-Liter-R4-Turbobenziner, 300 PS (221 kW), 340 Nm@2400 bis 6000/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,9 s, Spitze 285 km/h
Masse L/B/H 4,18/1,798/1,25 m, Leergewicht 1082 kg, Kofferraum 96 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 6,8/8,0 l/100 km, 159/190 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz D
Preis ab 116'000 Fr., Testwagen mit Optionen 123'170 Fr.
Antrieb 1,8-Liter-R4-Turbobenziner, 300 PS (221 kW), 340 Nm@2400 bis 6000/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,9 s, Spitze 285 km/h
Masse L/B/H 4,18/1,798/1,25 m, Leergewicht 1082 kg, Kofferraum 96 l
Umwelt Verbrauch Werk/Test 6,8/8,0 l/100 km, 159/190 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz D
Preis ab 116'000 Fr., Testwagen mit Optionen 123'170 Fr.
Das bleibt
Für die Sonntagmorgentour über ein paar Pässe ist die A110 R definitiv das Richtige. Für die Tour zum Beck davor eher nicht; schon weil Innenspiegel und Heckscheibe fehlen. Was auf einer Rennpiste aber nicht wirklich stört. Ob Gewichtsersparnis, besseres Fahrwerk und schärfere Optik den Aufpreis von über 35’000 Franken gegenüber der A110 S rechtfertigen, bleibt Geschmackssache. Zum Vergleich: Für rund 10'000 Franken weniger gibt es einen Porsche Cayman GTS – und das mit 100 PS mehr und immerhin etwas Alltagstauglichkeit.