Erste Fahrt im neuen Aston Martin DB12
Aston Martin nabelt sich ab

Aston Martin nabelt sich ab: Die letzten Modelle setzten voll auf Mercedes-Technik, doch mit dem neuen DB12 greift der britische Sportwagenbauer wieder mehr auf Eigenes zurück. Und neue Partner für die elektrische Zukunft stehen schon parat.
Publiziert: 07.07.2023 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2023 um 14:26 Uhr
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Mit dem neuen DB12 will Aston Martin wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Ab August soll das V8-Coupé ab rund 225'000 Euro ohne Steuern in die Schweiz rollen.
Foto: Photographer Max Earey
Wolfgang Gomoll

Aston Martin hat eine Achterbahnfahrt hinter sich. Zuerst hochfliegende Pläne: Der britische Sportwagenbauer sah sich auf Augenhöhe mit Ferrari, plante Hypersportwagen en masse und die Auferstehung der Super-Luxusmarke Lagonda. Die nötige Technik sollte die Mercedes-Sporttochter AMG liefern, das Geld ein Börsengang im Jahr 2018. Doch der Kurs stürzte nach erstem Höhenflug ab, ebenso die Verkaufszahlen. Boss Andy Palmer (60) musste gehen und Ex-AMG-CEO Tobias Moers (57) übernahm.

Doch auch der ist schon wieder weg. Und Aston Martin wurde nun doch nicht zum zweiten Sport-Studio im Mercedes-Konzern, wie befürchtet. Mit dem neuen DB12 will sich die Marke wieder freischwimmen, auch Gewinne wären mal wieder nett. Mit Bescheidenheit sind die aber kaum zu holen, weshalb Aston Martin für den Sportwagen gleich ein neues Segment erfindet: Super-Tourer. Aston Martin soll die erste britische Ultra-Luxus-Marke werden. Das passende Preisschild hängt schon am DB12. Mit mindestens rund 225'000 Euro ohne Steuern ist er teurer als McLaren GT oder Ferrari Roma.

Aufgepeppter Mercedes-V8

Zum Anspruch passt der Auftritt des DB12, der mit 4,72 Metern Länge und einer Breite von 2,06 Metern (inklusive Aussenspiegel gar 2,14 Meter) nicht gerade kompakt ausfällt. Auch unter der Haube protzt der Aston: Mit 680 PS (500 kW) übertrumpft der DB12 McLaren GT, Bentley Continental und Ferrari Roma um jeweils 60 PS (44 kW). Dazu wurde der von Mercedes-AMG stammende V8 massiv überarbeitet: Grössere Turbolader samt aufwendiger Kühlung, schärfere Nockenwelle und eine veränderte Verdichtung sorgen für mehr Kraft. So erreicht der DB12 nach rund 3,6 Sekunden die 100 km/h-Marke und ist bis zu 325 km/h schnell.

Aston Martin DB12

Antrieb: 4.0-V8-Biturbo-Benziner, 680 PS (500 kW), 800 Nm@2750–6000/min, 8-Stufen-Automat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 325 km/h
Masse: L/B/H 4,73/2,06/1,30 m, Gewicht 1685 kg, Laderaum 262 l
Umwelt: WLTP 12,2 l/100 km, CO2-Ausstoss 276 g/km, Energie k.A.
Preise: ab 225'000 Franken

Antrieb: 4.0-V8-Biturbo-Benziner, 680 PS (500 kW), 800 Nm@2750–6000/min, 8-Stufen-Automat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,6 s, Spitze 325 km/h
Masse: L/B/H 4,73/2,06/1,30 m, Gewicht 1685 kg, Laderaum 262 l
Umwelt: WLTP 12,2 l/100 km, CO2-Ausstoss 276 g/km, Energie k.A.
Preise: ab 225'000 Franken

«Bei der Entwicklung des DB12 hatten wir mehr Prototypen und Ressourcen als je zuvor», sagt Ingenieur Simon Newton. Das wichtigste waren dabei die Fahrleistungen, um von der Strahlkraft des Formel-1-Teams profitieren zu können. Damit der DB12 agil um die Ecken pfeift, folgt er dem Transaxle-Konzept mit Motor vorne und Getriebe hinten – die Gewichtsverteilung: 48:52 vorne zu hinten. Ein elektronisches Hinterachsdifferenzial, neue adaptive Billstein-Dämpfer, steifere Stabilisatoren und eine gegenüber dem Vorgänger DB11 um sieben Prozent verwindungsresistentere Karosserie vervollständigen das Fahrwerk.

Eigenständiger Innenraum

Das Konzept geht voll auf. Der DB12 tritt mit einer fast brutalen Verve an. Die Lenkung ist nicht hyperdirekt, was vor allem auf Autobahnen entspannt, aber präzise genug, um das 1685 Kilogramm schwere Coupé flott um die Ecke zu zirkeln. Das Fahrwerk lässt sich anpassen: Auf Autobahnen ist GT die erste Wahl; wenns hügeliger wird, kommt man mit Sport oder Sport+ besser zurecht. Selbst in der schärfsten Einstellung agiert der DB12 nicht unkomfortabel. Nur die 8-Stufen-Automatik braucht noch Feinschliff, bis das Auto im August beim Händler steht.

Luxus spielt natürlich weiterhin eine Rolle: Der Innenraum ist fein beledert, aber die Mercedes-Anmutung gehört der Vergangenheit an. Das Infotainment mit zwei 10,25-Zoll-Monitoren und das Bedienkonzept stammen neu von Aston Martin. Grundsätzlich hat man alles im Griff, die analogen Regler fürs Klima fühlen sich solide an, aber das Navigationssystem funktioniert nicht immer einwandfrei. Auch ein Head-up-Display wäre nicht schlecht.

Und wie gehts weiter? Definitiv mit neuen Partnern: Der chinesische Autobauer Geely hat seine Aston-Anteile auf 17 Prozent erhöht. Und für kommende elektrische Modelle spannt Aston Martin mit Lucid zusammen. Der kalifornische Anbieter von Luxus-Stromern soll die Technikplattform beisteuern. Schöne Aussichten – das derzeitige Topmodell der Marke leistet 1111 PS.

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