Französische und italienische Autohersteller haben es wohl einfacher als wir Deutschsprechenden: In ihren Sprachen ist das Auto grundsätzlich weiblich. So heisst es südlich des Gotthards «La Ferrari 308» oder westlich des Röstigrabens «La Renault Floride». Der deutsche Sprachgebrauch fordert dagegen, dass wir Autos immer männlich betiteln – es sei denn, sie haben weibliche Modellnamen.
Wir haben die femininen Modelle unter unseren Autos aufgespürt. Motorräder werden gar immer weiblich bezeichnet. So heisst es die Kawasaki, die Ducati und die Honda. Fahre ich ein Auto der Marke BMW, dann sitze ich in einem BMW – bin ich jedoch auf BMWs motorisierten Zweirädern unterwegs, fahre ich eine BMW.
Alfa Romeo Giulia und Giulietta
Das wohl bekannteste Beispiel eines weiblichen Autos sind der Alfa Romeo Giulia, aber die Giulietta. Hier an der Schreibweise zu erkennen – mit Markennamen sind die Autos in der deutschen Sprache männlich. Der Legende nach wurden die Verantwortlichen der Marke Alfa Romeo Anfang der 1950er-Jahren mit dem Satz «Ihr seid acht Romeos, aber ohne eine Giulietta» geneckt. Das bezog sich auf die Verdi-Oper «Romeo und Julia» – man merkte aber schnell, dass die italienische Verniedlichungsform von Julia zu einem Auto passen würde.
Chevrolet Corvette
Die Corvette von Chevrolet wurde nach einem kleinen, wendigen Kriegsschiff namens Korvette benannt. Weil Schiffe im Allgemeinen weiblich bezeichnet werden – die Titanic, die MS Helvetia und die Queen Elizabeth –, übertrug sich das auch aufs Auto: General Motors suchte in den 1950er-Jahren verzweifelt einen Namen für einen neuen Chevrolet-Sportwagen – und ein Mitarbeiter fand den Schiffsnamen in einem Wörterbuch.
Citroën DS
Die Citroën DS erhielt ihren Namen per Zufall: Die D-Modellreihe wurde intern im Plural als die «D’s» bezeichnet – was «De-Es» ausgesprochen wird. Im Laufe der Zeit erkannte Citroën wohl die sprachliche Ähnlichkeit zum französischen Wort «la déesse», was übersetzt «die Göttin» heisst. Dieses Wortspiel wurde dann als Modellbezeichnung für die D-Reihe von 1955 bis 1975 übernommen. Heute ist DS Automobiles eine eigene französische Automobilmarke des Stellantis-Konzerns.
Dodge Viper
Inspiration für das Design der Viper war die Shelby Cobra von 1962 – übrigens auch weiblich. 30 Jahre später von Fiat-Chrysler-Automobiles-Tochter entworfen, suchte der damalige Chefdesigner Tom Gale (79) verzweifelt nach einem schlangenähnlichen Namen, um sein neues Modell in eine Reihe mit der Cobra zu stellen. Eines Tages traf sich Gale mit dem bekannten italienischen Automobil-Designer Giorgio Giugiaro (84) und fragte nach einem Schlangennamen auf Italienisch. Giugiaro antwortete: «Vipera» – voilà, die Dodge Viper war geboren.
BMW Isetta
Die kultige Knutschkugel von 1955 hat viele Spitznamen – doch den Namen Isetta kennt man genauso gut. Nach dem Zweiten Weltkrieg war BMW in einer Krise. 1953, als die Iso Isetta auf dem Turiner Autosalon vom italienischen Mobilhersteller Iso Rivolta enthüllt wurde, kaufte BMW in der Hoffnung auf blendende Verkaufszahlen und Einnahmen die Produktionslizenz des Mini-Mobils. Sie nannten es BMW Isetta – was eine Verniedlichungsform von Iso ist und deswegen grundsätzlich weiblich betitelt wird.
Lotus Elise
Die Elise wurde 1995 an der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt (D) vom damaligen Eigentümer von Lotus und Bugatti, Romano Artioli (90), vorgestellt. Den zweisitzigen Roadster benannte Artioli nach seiner Enkelin Elisa, die zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt war. Vergangenes Jahr ging die letzte Elise Sport 240 der «Final Edition» in der Farbe Championship Gold an eben jene Elisa Artioli (30).
Renault Alpine
Die 1955 von Jean Rédélé (1922–2007) gegründete französische Sportwagenmarke Alpine wurde nach Rédélés Sieg bei der Alpenfahrt in Österreich 1954 benannt. Alpine-Modelle sind aufgrund ihrer französischen Herkunft weiblich. 1978 vom Renault-Konzern übernommen, werden nach Unterbrechungen seit 2017 wieder Modelle unter dem Namen Alpine produziert.
Toyota Celica
Die japanischen Coupés, die von 1970 bis 2015 produziert wurden, fanden ihren Namensursprung im romanischen Sprachstamm. «Caelica» bedeutet im Neulateinischen «die Himmlische» – woher wohl auch der weibliche Artikel kommt. Im spanischen Sprachgebrauch ist es kein allzu geläufiges Wort – «célica» wird dort als himmlisch übersetzt und Toyota übernahm die spanische Herkunft als offizielle Namensabstammung.