Radikal und Karbon. Diese zwei Worte hören wir von den Alpine-Technikern immer wieder, als sie uns ihr neuestes Werk erklären. Die Alpine A110 R ist das letzte neue Modell mit Verbrennungsmotor der französischen Renault-Sporttochter – und auch das radikalste: Die 18-Zoll-Räder aus Karbon statt Alu bringen 12,5 Kilo Gewichtsreduktion. Neu konstruierte Karbonschalen statt der bisherigen Rennsitze sparen weitere 5,1 Kilogramm. Dazu wiegt auch die Frontschürze mit grösseren Lufteinlässen, Karbon-Spoilerlippe und Karbon-Fronthaube 2,9 Kilogramm weniger.
Spielzeug für die Rennstrecke
Aber die auffälligste Gewichtsoptimierung bei der Heckabdeckung ist vor allem beim Fahren gewöhnungsbedürftig. Statt einer Heckscheibe gibts jetzt ein weiteres Karbonteil mit Luftschlitzen. Sie sollen den Temperaturhaushalt im Motorabteil optimieren – und den Sportwagen weiter erleichtern. Auch die Trennscheibe direkt hinter den Sitzen fehlt. Stattdessen gibts dort jetzt eine wabenartige, extrem leichte, aber blickdichte Abdeckung. Spart Gewicht, nimmt aber die Sicht nach hinten. Und weil man nach hinten sowieso nichts sieht, kann auch der Innenspiegel wegfallen. Eine Kamera als Alternative wäre wohl zu schwer.
Eine Kamera brauchts auf der Rennstrecke ja auch nicht, wie uns Produktmanager Xavier Sommer plausibel machen will. Damit sagt er, wofür die vierte A110-Variante eigentlich konzipiert ist. «Während die Alpine A110 S für den Gebrauch auf der Strasse und auch auf der Rennstrecke gedacht ist, verhält es sich bei der A110 R genau umgekehrt. Konzipiert für die Piste, kann man sie auch im Alltag fahren.»
Warum nicht mehr Leistung?
Nur: Rechtfertigen radikaler Leichtbau und Verbesserungen bei Fahrwerk und Aerodynamik fast 30'000 Franken Preisaufschlag? Oder anders gefragt: Warum gabs dafür nicht auch noch einen kleinen Leistungsschub? Xavier Sommer: «Das Paket, wie es sich jetzt für die A110 R präsentiert, stimmt. Das werden sie bei ihrer Testfahrt auf der Rennstrecke erfahren. Das Gewicht von nur 1082 Kilogramm korrespondiert prima mit den 300 PS Leistung und der Balance unseres Mittelmotorsportwagens. In 3,9 Sekunden sind sie auf Tempo 100 und werden bis 285 km/h schnell.»Aber dann wird Sommer doch ehrlich: «Natürlich spielte bei der Entscheidung auch das Thema CO₂ eine Rolle.»
Der jetzt präsentierte Alpine A100 R ist das letzte neue Modell mit Verbrennermotor der sportlichen Renault-Tochter. Voraussichtlich ab 2026 werden die Franzosen als Nachfolger der A110-Baureihe einen rein elektrischen Sportwagen präsentieren.
Schon ein Jahr früher folgt laut Renault-Konzernchef Luca de Meo der Elektro-Crossover Alpine GT X-Over, der auf der gleichen Plattform basiert wie Renault Megane E-Tech oder Nissan Ariya. Dieser sportliche Alpine-SUV hat den bis dann ebenfalls rein elektrisch erhältlichen Porsche Macan im Visier. Ebenfalls noch 2025 soll ein elektrischer Kompaktsportler als Alpine-Version des Renault 5 kommen.
Alpine erweitert damit sein Modellprogramm kontinuierlich und will künftig in Europa, Japan und Singapur rein elektrisch unterwegs sein.
Der jetzt präsentierte Alpine A100 R ist das letzte neue Modell mit Verbrennermotor der sportlichen Renault-Tochter. Voraussichtlich ab 2026 werden die Franzosen als Nachfolger der A110-Baureihe einen rein elektrischen Sportwagen präsentieren.
Schon ein Jahr früher folgt laut Renault-Konzernchef Luca de Meo der Elektro-Crossover Alpine GT X-Over, der auf der gleichen Plattform basiert wie Renault Megane E-Tech oder Nissan Ariya. Dieser sportliche Alpine-SUV hat den bis dann ebenfalls rein elektrisch erhältlichen Porsche Macan im Visier. Ebenfalls noch 2025 soll ein elektrischer Kompaktsportler als Alpine-Version des Renault 5 kommen.
Alpine erweitert damit sein Modellprogramm kontinuierlich und will künftig in Europa, Japan und Singapur rein elektrisch unterwegs sein.
Bedingt alltagstauglich
Unsere fünf Runden auf der Rennstrecke von Jarama (E) zeigen: Die Alpine A110 R ist tatsächlich für die Rennstrecke zugeschnitten, lässt sehr flotte Rundenzeiten zu. Das Handling des straff abgestimmten und um nochmals zehn Millimeter tieferliegenden Zweisitzers lässt – mindestens für uns Hobby-Rennfahrer – keine Wünsche offen. Später, auf öffentlichen Strassen, müssen wir aber doch einige Abstriche machen. Nicht nur bei der Sicht nach hinten.
Denn die Dreipunkt-Renngurten bieten zwar auf der Piste sicheren Rückhalt, im Strassenverkehr sind sie aber unpraktisch, ja sogar gefährlich. Sie verunmöglichen den Blick links über die Schulter, um etwa Fahrzeuge aus einer schräg einmündenden Strasse zu erkennen. Fahrten auf altem Asphalt werden in der Alpine wenig überraschend zur Hoppelpartie. Und dann die Angst um die exorbitant teuren Karbon-Felgen: Beim Parkieren oder auf engen Strassen könnten sie ja an einer fiesen Bordsteinkante schrammen oder hängenbleiben.
Happiger Preis
Gibts die Basis-Alpine A110 mit 252 PS ab 66'750 Franken, schien uns der Preis von 79'900 Franken für die mit 300 PS zwar etwas stärkere A110 S schon ziemlich selbstbewusst. Doch jetzt kostet die gleichstarke Alpine A110 R mit 109'000 Franken nochmals fast 30'000 Franken mehr. Zum Vergleich: Einen Porsche Cayman S mit 350 PS gibts ab 88'500 Franken. Da fragen wir: Gibts tatsächlich Leute, die sich ein solch radikales Spielzeug zu diesem happigen Tarif leisten? «Gibt es», grinst Xavier Sommer, «wir verkaufen bereits das Kontingent von 2024.» Limitiert sei die Alpine A110 R aber nicht, wie bislang häufig zu lesen. «Nur nummeriert, nicht limitiert», sagt Sommer.