Jean Rédélé: Der Alpine-Boss würde 100 Jahre alt
Er machte Sportwagen federleicht

Vom Händler zum Tüftler: Jean Rédélé machte Karriere als Renault-Garagist, doch in die Automobilgeschichte schrieb er sich als Gründer der legendären Marke Alpine ein. Jetzt würde er 100 Jahre alt.
Publiziert: 17.05.2022 um 15:31 Uhr
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Vom Garagisten zum Tüftler und Rennstall-Besitzer: Heute vor 100 Jahren, am 17. Mai 1922, wurde Jean Rédélé (2. v. l.) geboren.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Sein erster Rennerfolg entsprang einer Wette. Sein 203 werde ihm um die Ohren fahren, prophezeite der lokale Peugeot-Händler dem Renault-Garagisten Jean Rédélé (1922–2007) aus dem gleichen Dorf. Doch der Herausforderer zog den kürzeren gegen den jungen Rédélé und dessen Renault 4CV. Das war der Beginn einer steilen Motorsport-Karriere – und der Geschichte des Sportwagenbauers Alpine.

Heute vor 100 Jahren, am 17. Mai 1922, wurde Jean Rédélé geboren. Begonnen hatte er mit Lastwagen: Im Jahr 1946 übernimmt er mit 24 Jahren die Garage seines Vaters in Dieppe (F). Statt vom Autoverkauf lebt er in den Nachkriegsjahren vom Reparieren gestrandeter US-Militär-Lastwagen. Aber nach dem Sieg gleich in seinem ersten Rennen steht Rédélé nur noch der Sinn nach Motorsport: Rallye von Dieppe, Rallye Monte Carlo, Mille Miglia: Rédélé steigt voll ein und holt Klassensiege. Bloss hält der 4CV nicht mehr mit seinen gestiegenen Ansprüchen mit: 1955 gründet Rédélé mit Alpine seine eigene Marke.

Alles muss raus

Das Konzept: Technik von Renault, flache Karosserien mit geringem Luftwiderstand und alles weglassen, was entbehrlich ist. Für sein erstes Modell A106 verkleidet er Renaults 4CV mit einer Glasfaser-Karosserie und verkauft immerhin 251 Stück der 42-PS-Boliden. Zur Legende wurde dann ab 1962 die A110. Die? Ja, denn Autos von Alpine sind immer weiblich. Die Flunder mit 138 PS wird Rallye-Seriensiegerin: Europameisterinin 1970, Markenweltmeisterin 1971, dazu gibts einen Weltmeistertitel 1973 und einen zweiten Platz zwei Jahre später. Dank geringem Gewicht fährt sie selbst mit ihrem 1,6-Liter-Motor der Konkurrenz um die Ohren.

Das Alpine Motorsport-Team tritt ausserdem in Formel 1 und Formel 3 an und holt 1978 einen Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Aber dank Lamborghini, Ferrari und Co. steigen die Ansprüche der Kundschaft an Leistung und Luxus – kleiner Motor, leichtes Auto, das war einmal: Die A310 als A110-Nachfolger kann den Erwartungen nicht gerecht werden; und mit der GTA von 1984 und der A610 von 1991 werden dann auch die Alpine-Modelle fetter, als es Rédélé eigentlich recht sein konnte. Sein geplanter Kleinwagen scheitert 1970 an zu hohen Kosten.

Neustart ab 2012

Schon 1973 verkauft Rédélé Teile von Alpine an Renault. Bis 1978 folgt der Rest und Rédélé zieht sich zurück. Er stirbt am 10. August 2007. Zu diesem Zeitpunkt war seine Marke längst zu einem blossen Aufkleber auf Sportmodellen von Renault verkommen. Bis 2012: Renault besinnt sich und entwickelt bis 2017 eine neue A110 nach altem Konzept: Kleiner Motor, flunderflache Karosserie und alles weglassen, was entbehrlich ist. Seit 2016 fährt Alpine wieder Formel 1. Und auch nach Le Mans will die Marke 2024 zurückkehren.

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