Schweizer Mobilitäts-Monitor 2022
Angst vor Machtverlust wegen Elektroautos

Wieso entscheiden sich Schweizerinnen und Schweizer fürs Auto, Carsharing-Angebote oder den öffentlichen Verkehr? Dieser Frage geht eine Studie der Universitäten Luzern und St. Gallen nach. Wie sich zeigt, ist das Gefühl von Kontrolle dabei entscheidend.
Publiziert: 18.03.2022 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2022 um 14:29 Uhr
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Mobilität ist ein sehr emotionales Thema. Motive wie Spass, Flow (Fluss), Kontrolle und Macht sind je nach Verkehrsmittel anders ausgeprägt.
Foto: Mazda
Martin A. Bartholdi

Am Steuer eines Autos zu sitzen, gibt uns ein Gefühl von Kontrolle und Macht. Wir sagen, wo es lang geht und in eingeschränktem Rahmen wie schnell. Interessanterweise scheint gerade dieses Gefühl beim Wechsel auf ein Elektroauto im Weg zu stehen.

Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Studie über neue Mobilitätsformen der Universitäten Luzern und St. Gallen: der «Swiss Mobility Monitor». Die 1047 Befragten aus der ganzen Schweiz verbinden des Gefühl von Macht und Kontrolle mit Benzin- und Dieselmotoren, aber nicht mit Elektroautos. Der Grund dafür sei auch, dass Mobilität ein sehr emotionales Thema sei. Motive wie Spass, Flow (Fluss), Kontrolle und Macht sind je nach Verkehrsmittel anders ausgeprägt und beeinflussen uns, wenn wir uns für eine Form der Mobilität entscheiden.

Der machtvolle Stromer

Die Leiter der Studie, die Professoren Reto Hofstetter (Uni Luzern) und Andreas Herrmann (Uni St. Gallen), vermuten, dass die Bevölkerung wegen des befürchteten Kontrollverlusts der Elektromobilität zurückhaltend gegenübersteht. Wenig überraschend zeigt sich unter den Fahrerinnen und Fahrern von Elektroautos ein anderes Bild. Sie fühlen nach dem Wechsel von Verbrennern auf Stromer sogar ein noch stärkeres Gefühl von Macht und Kontrolle, aber auch (Fahr-)Spass und Flow.

So wurde nachgefragt

Der «Swiss Mobility Monitor» fokussiert sich auf Motive und Bedürfnisse, welche die Schweizerinnen und Schweizer neue Mobilitätsformen nutzen lassen oder sie davon abhalten. Dafür wurden 1047 in der Schweiz lebende Personen über 18 Jahren zwischen dem 9. und 15. Dezember 2021 online befragt. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer betrug 46.6 Jahre. 45.7 Prozent der Befragten waren Frauen, die männlichen Teilnehmer machten 54.3 Prozent aus. Von den Befragten stammen 71,2 Prozent aus der Deutschschweiz, 24 Prozent aus der französischsprachigen Romandie und 4,8 Prozent sprechen Italienisch.

Die Leitung über die Studie hatten die Professoren Reto Hofstetter von der Universität Luzern und Andreas Herrmann von der Universätit St. Gallen. Der «Swiss Mobility Monitor» entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mobilität der Universität St. Gallen, der Zürich Versicherung und der Onlineplattform Autoscout24. Das Marktforschungs-Institut Link führte die Befragung durch.

Der «Swiss Mobility Monitor» fokussiert sich auf Motive und Bedürfnisse, welche die Schweizerinnen und Schweizer neue Mobilitätsformen nutzen lassen oder sie davon abhalten. Dafür wurden 1047 in der Schweiz lebende Personen über 18 Jahren zwischen dem 9. und 15. Dezember 2021 online befragt. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer betrug 46.6 Jahre. 45.7 Prozent der Befragten waren Frauen, die männlichen Teilnehmer machten 54.3 Prozent aus. Von den Befragten stammen 71,2 Prozent aus der Deutschschweiz, 24 Prozent aus der französischsprachigen Romandie und 4,8 Prozent sprechen Italienisch.

Die Leitung über die Studie hatten die Professoren Reto Hofstetter von der Universität Luzern und Andreas Herrmann von der Universätit St. Gallen. Der «Swiss Mobility Monitor» entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mobilität der Universität St. Gallen, der Zürich Versicherung und der Onlineplattform Autoscout24. Das Marktforschungs-Institut Link führte die Befragung durch.

Mobilitätsforscher Andreas Herrmann meint zu diesem Phänomen: «Man muss die Elektromobilität einmal selber ausprobieren, um sie zu mögen.» Stellt sich nur die Frage, wie diese Angst vor dem Kontrollverlust gemindert wird, damit diese Fahrerinnen und Fahrer überhaupt einmal in ein Elektroauto sitzen. Denn wenig überraschend zeigt die Studie, dass jeder von seiner gewählten Art der Mobilität überzeugt ist. Wer räumt schon gerne eine Fehlentscheidung ein?

Schweizer sind Gewohnheitstiere

Entsprechend zeigt sich ein ähnliches Bild bei Carsharing-Angeboten oder autonomen Fahrzeugen. Ein Grossteil der Befragten bevorzugt ein eigenes Auto, das sie selber steuern. Sie erwarten sich mehr Kontrolle und mehr Spass beim Fahren. Wer hingegen Carsharing nutzt, ist auch dem autonomen Fahren sowie anderen neuen Mobilitätsformen gegenüber positiver eingestellt.

Die weiteren Resultate der Studie zeigen, dass die Schweizerinnen und Schweizer klassische Gewohnheitstiere sind. So ist beispielsweise Carsharing kaum verbreitet und nur sieben Prozent haben schon ein Auto online gekauft. Der Mehrheit bevorzugt es, ein Auto zu besitzen und kauft es bei einem Autohändler vor Ort. 88 Prozent der Befragten planen auch weiterhin das Auto beim Händler zu kaufen, da sie ihm mehr vertrauen als einem Online-Handel.

Das heisst aber nicht, dass die Garagisten sich nicht für das digitale Zeitalter rüsten sollten (hier erfahren Sie mehr über die Zukunft der Garagen). Denn die heutigen Autokäufer denken teilweise noch nicht so digital wie die Generationen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind.

Was heute schon Standard ist

Was heute schon gut funktioniert, sind sogenannte multimodale Mobilitätsangebote. Fast die Hälfte der Befragte nutzt solche. Dabei werden mehrere verschiedene Verkehrsmittel im Alltag kombiniert. Das kann bedeuten, dass jemand mit dem Velo oder Auto zum Bahnhof fährt und von dort mit dem Zug zur Arbeit. Es kann aber auch bedeuten, heute mit dem Zug und morgen mit dem Auto ins Büro zu fahren.

Allerdings gibt es entsprechende «Park&Rail»-Angebote schon seit Jahrzehnten. Hier dürfen wir gespannt sein, welche neuen Möglichkeiten sich mit dem autonomen Fahren und möglicher Vernetzung noch ergeben werden. Aber dafür muss es wohl gelingen, ein Gefühl der Macht und Kontrolle übers Smartphone statt das Lenkrad zu wecken.

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