Way Ray zeigt den Holograktor
Zürcher Start-up will Autos revolutionieren

Der Holograktor des Schweizer Unternehmens Way Ray ist ein faszinierendes, äusserst futuristisches Konzeptfahrzeug. Die darin verbaute Lasertechnik für Head-up-Displays kommt aber bald auf den Massenmarkt. Blick konnte schon Platz nehmen.
Publiziert: 02.12.2021 um 00:49 Uhr
1/25
Das Zürcher Start-up Way Ray hat sein erstes selbst entwickeltes Konzeptfahrzeug vorgestellt, den Holograktor.
Foto: zVg
Lorenz Keller

Es kommt nicht oft vor, dass ein Schweizer Unternehmen ein Auto vorstellt. Doch nicht nur deshalb ist der Holograktor des Zürcher Start-ups Way Ray was ganz Besonderes. Zwar wird das futuristische Fahrzeug nicht allzu bald auf der Strasse zu sehen sein. Aber der Dreiplätzer mit Elektroantrieb und Joysticks ist die Plattform, um die neuste Technik des Schweizer Autozulieferers zu zeigen.

Way Ray arbeitet bereits seit neun Jahren an holografischen Head-up-Displays, die direkt in die Frontscheibe integriert sind. Das Start-up mit Ablegern in mehreren Ländern beschäftigt inzwischen 250 Angestellte. 100 Millionen Franken haben Investoren wie Alibaba, Hyundai oder Porsche eingeschossen.

Holo-Screen kommt 2023

«2023 kommt das erste Serienmodell, das unsere Technik eingebaut hat», sagt Vitaly Ponomarev (33), Gründer und CEO von Way Ray. Die zentrale Idee hinter der Technik: Mit speziell entwickelten Lasern werden Grafiken und Informationen direkt an die Scheibe und somit ins Sichtfeld des Fahrers projiziert. Also etwa Navigationshinweise, aber auch Informationen zu Sehenswürdigkeiten oder Shops oder Warnungen zu anderen Verkehrsteilnehmern oder Fussgängern.

Im Vergleich zu konventionellen Head-up-Displays ist das Sichtfeld grösser, und die holografischen Einblendungen sind wie bei Augmented Reality direkt in die Realität eingebunden. Ein Navi-Pfeil wirkt also so, als würde er auf der Strasse liegen. Für das Gehirn verschmelzen Realität und virtuelle Projektion – was auch nicht anstrengend ist wie etwa Virtual Reality. Nebeneffekt: Während ein System mit konventioneller Technik 20 bis 25 Liter Einbau-Raum braucht, sind es bei Way Ray drei bis vier Liter – ein echtes Argument für die Schweizer Innovation.

Way Ray sei der einzige Hersteller, der so etwas momentan könne, meint Vitaly Ponomarev. Von Software über Laser bis zur Folie in den Scheiben werde alles selbst produziert. «Ich bin überzeugt, dass wir als Deep-Tech-Automobilzulieferer den grössten Marktanteil erobern werden», sagt der Way-Ray-Chef zuversichtlich.

Projektionen für alle

Das Holograktor genannte Konzeptfahrzeug blickt bereits weiter voraus: Hier gibt es gleich zwei holografische Projektionen auf die Frontscheibe – für Fahrer und Beifahrer. Wer hinten in der Mitte sitzt, sieht Einblendungen vor sich auf einer Scheibe, aber auch an der Seite. Für die Technik wurde extra unter dem Dach Platz geschaffen. Die Idee: Die Insassen erhalten Informationen, Angebote und Inhalte direkt auf die Scheibe projiziert. Auch eine Gamification der Fahrt ist möglich, so könnten andere Fahrzeuge etwa als Avatare mit eigenem Design dargestellt werden. Dazu gibt es es auch noch an jedem Sitz zwei Joysticks.

Der Holograktor ist speziell für moderne Mobilitätsformen ausgelegt, Fahrdienste wie Uber etwa oder Carsharing. Dank gesponserten Inhalten könnte auch der Fahrpreis gesenkt werden. Sitzt der Fahrer im Auto, sorgt ein Luftvorhang dafür, dass die Sitze klimatisch voneinander abgetrennt sind – ohne dass es physische Barrieren braucht. Es ist sogar möglich, dass der Fahrer quasi im Homeoffice arbeitet: Der Holograktor lässt sich aus der Ferne über einen Simulator steuern.

Serienchancen? Definitiv!

Auch wenn vieles noch futuristisch tönt, ist der Holograktor so konzipiert, dass er innert vier Jahren zur Serienreife entwickelt werden könnte. Um etwa im Flottenbetrieb zum Einsatz zu kommen. Auch deshalb hat man mit Sasha Selipanov einen erfahrenen Autodesigner engagiert, der unter anderem am Lamborghini Huracan und am Bugatti Chiron beteiligt war. Der Höcker auf dem Dach des Konzepts ist der Lasertechnik für den Rücksitz geschuldet. Da man das nicht verstecken kann, ist daraus eine Art dicker Spoiler geworden. Das 4,40 Meter lange Auto soll E-Antrieb mit einer Reichweite von 600 Kilometern haben.

Way Ray zeigt mit dem Holograktor auch, wohin sich die Autoindustrie entwickeln muss: Software, Anwendungen und Dienstleistungen werden wichtiger, der eigentliche Autoverkauf nimmt an Bedeutung ab. Dass die individuelle Mobilität zugunsten von Carsharing zurückgeht, kann schon heute beobachtet werden. Setzt sich der holografische Screen durch, dann könnte es durchaus sein, dass Way Ray auch den Holograktor Realität werden lässt – und wir dereinst dann wieder ein echtes Schweizer Auto über Schweizer Strassen fahren sehen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?