Es ist der epische Dreikampf in der Luxusklasse. Seit Jahrzehnten konkurrieren Audi, BMW und Mercedes mit A8, 7er-Reihe und der S-Klasse um die Krone bei den Edel-Limousinen. Dabei gehts primär gar nicht um Verkaufszahlen – entscheidend ist, wer technisch vorne liegt. Denn viele Innovationen aus den Nobelmodellen finden sich im Laufe der kommenden Jahre auch in den Autos für den Massenmarkt.
Audi schenkte seinem A8 bei der jüngsten Modellpflege wenig Liebe, und ein passender Stromer lässt noch auf sich warten, während Mercedes seine Luxuskunden längst zwischen S-Klasse und dem Stromer EQS aufteilt. Doch BMW geht mit seinem Topmodell 7er einen völlig anderen Weg. Der neue BMW 7er wurde mit gigantischem Aufwand komplett neu entwickelt. Und er lässt die Wahl: BMW bietet den 7er wahlweise mit Benziner, Diesel, Plug-in-Hybrid oder als reine Elektroversion an. Optisch unterscheiden sich die Modelle dabei anders als Mercedes S-Klasse und EQS nicht wirklich voneinander.
Allrad und langer Radstand
Bei uns ist man natürlich vor allem auf den rein elektrischen 7er gespannt, dessen Startversion den Namen BMW i7 xDrive 60 tragen dürfte. Obligatorisch sind beim neuen 7er der lange Radstand und Allradantrieb – für Verbrenner und Elektro-Variante. In letzterer sind wir auch auf einer ersten Testrunde in Bayern unterwegs. Noch stark getarnt, weil die Enthüllung erst Mitte April über die Bühne gehen wird. Selbst der Innenraum ist komplett mit Tarnmatten gepflastert, doch die leicht zum Fahrer geneigte Instrumenteneinheit wie in BMW iX und i4 lässt sich nicht verstecken.
Die Sitze sind überaus bequem und so vielfältig zu verstellen, wie man es von einer Luxuslimousine erwarten darf. Hinter den schwarzen Tarnmatten lugen im Armaturenbrett einige Slider als Bedienelemente hervor. Wer im Fond Platz nimmt, blickt auf einen gewaltigen Bildschirm, der sich aus dem Dach herunterklappt und alle möglichen Entertainmentmöglichkeiten offenbart. Wichtig besonders für China, wo längst die meisten 7er verkauft werden. Das mächtige Panoramadach sorgt für viel Licht.
Schwerer Stromer, leichter Benziner
Und dann ist da dieser Schub. Mit genauen Leistungsdaten halten sich die BMW-Entwickler noch zurück. Doch beim Tritt aufs Gas drückt es uns unwiderstehlich in die Sitzlehnen. Die variable Luftfederung sorgt für Komfort, doch noch mehr überrascht die Lenkung: Feine Rückmeldung, präziser Lenkwinkel und dazu noch eine Hinterachslenkung – das rund 5,20 Meter lange BMW-Flaggschiff wirkt trotz über 2,5 Tonnen Leergewicht ein bis zwei Klassen kompakter.
Beim Umstieg in den Verbrenner-7er mit einem Turbo-Sechszylinderbenziner fällt nach wenigen Metern das mächtige Mindergewicht auf. Die wohl als BMW 740i xDrive bezeichnete Basisversion mit mindestens 350 PS und Allradantrieb hat ohne Akkupaket zwischen den Achsen gut 500 Kilogramm weniger auf den Rippen. Lenkung, Federung, Dämpfung und natürlich auch das Fahrgefühl sind völlig anders als zuvor im batteriebetriebenen 7er. Ausserdem trug die Elektro-Version eine Wankstabilisierung, die die Karosserie auch in engen Kurven in der Waagerechten hält. Der Benzin-7er ohne Anti-Wank-Paket legt sich auf der Landstrasse deutlich mehr in die Kurve.
Topversion mit über 700 PS?
Zurück zum Stromer. Bei einer Version des BMW i7 wird es nicht bleiben. Weil der V12 endgültig ausläuft, gibts eine extrastarke Variante, welche die 700-PS-Marke wohl deutlich knacken dürfte. Das ist auch nötig für die Krone der Luxusklasse: Der Mercedes AMG EQS 53 leistet 761 PS, die Topmodelle von Lucid, Tesla oder Nio liegen gleich in ganz anderen Leistungsklassen. Für alle Versionen obligatorisch gibts den i7 aber immer mit einem 110 Kilowattstunden (kWh) fassenden Akkupaket.
Mehr Infos und vielleicht sogar schon Preise wird erst die offizielle Weltpremiere am 20. April zutage bringen. Aber ein Detail steht schon fest: Zum Marktstart Ende 2022 soll der BMW 7er ebenso wie der iX nicht einmal optional die Fahrerassistenz der Stufe drei beherrschen. Das dürfte wohl erst Ende 2023 folgen.