Zur Erinnerung: Bentley ist nicht mehr rein britisch. Die Luxusmarke aus dem englischen Crewe gehört seit 1998 dem deutschen Volkswagen-Konzern und war bisher Porsche zugeordnet. Das zeigt sich beispielsweise beim Flying Spur, der auf derselben Plattform aufbaut wie der Panamera. Offenbar das richtige Konzept, wie das Bentley-Rekordjahr 2021 zeigt.
Seit diesem Jahr sind die Briten organisatorisch von Zuffenhausen nach Ingolstadt umgezogen und gehören neu zusammen mit Ducati zur Audi Group. Dabei knirscht und knarzt es etwas im VW-Konzerngebälk. Die Idee, alle Kräfte zu bündeln, um Tesla in die Schranken zu weisen, scheitert an den Interessen der einzelnen Marken und deren Kundschaft. Deshalb ist der alte Zentralismus aus der VW-Zentrale in Wolfsburg der Selbstbestimmung gewichen. Die einzelnen Marken wissen am besten, was in ihren Ländern erfolgreich ist und wie sie den Zeitgeist am besten bedienen.
Britische «Traumfabrik»
Bentley nutzt die Freiheit und baut die Heimfabrik in Crewe zur zentralen Luxus-Produktionsstätte aus. Dabei bedeutet Luxus nicht nur feines Leder und seltene Hölzer, sondern Nachhaltigkeit. Deshalb baut Bentley in den kommenden zehn Jahren 2,5 Milliarden britische Pfund (ca. 3,1 Milliarden Franken) seine Produktionsstätte zur «Traumfabrik» aus.
Damit will «Bentley zum künftigen Massstab für die Herstellung von Luxusautos werden», lässt die Marke verlauten. Dafür wollen die Briten bei der Herstellung der Autos in einer extrem flexiblen Produktionsstrasse moderne digitale Konzepte mit klassischer Handwerkskunst kombinieren.
Nachhaltige Produktion
Zudem will das Unternehmen laut der Beyond-100-Strategie bis zum Jahr 2030 vollständige Klimaneutralität erreichen. «Mit unserem neuen Konzept der Traumfabrik wollen wir auch Wasserverbrauch, Abfälle und andere Umweltbelastungen bis 2030 auf null zurückschrauben», verdeutlicht Bentley-Produktionsvorstand Peter Bosch.
Dazu werden wie bei Konzernmutter VW auch die Zulieferer zur Klimaneutralität verpflichtet. Bentley geht selber mit gutem Beispiel voran und stockt die Solarellen auf dem Dach der Produktionshalle von 30'000 auf neu 40'000 Stück auf. So soll das Werk autark sein und sich selbst mit Strom versorgen.
Schützenhilfe von Porsche und Audi
Und schliesslich soll dann 2025 der erste rein elektrische Bentley in Crewe vom Band laufen. Der Anfang einer wahren Elektro-Offensive, denn danach wollen die Briten jedes Jahr ein Elektro-Modell auf den Markt bringen. Dabei soll dann Porsche wieder helfen und im Werk in Leipzig (D) auch Bentleys produzieren.
Das wird möglich, weil die Bentley-Stromer auf der neuen Premium Platform Electric (PPE) basieren, die von Porsche und Audi entwickelt wurde. Diese werden wohl noch dieses Jahr je ihr erstes Modell auf dieser Technik vorstellen.
Der erste Stromer
Aber auch um den Elektro-Bentley ranken sich schon Gerüchte. Mit der Studie 100 EXP GT vom letzten Genfer Autosalon 2019 soll er nicht viel gemein haben. Es soll sich um einen SUV handeln; nicht so klassisch wie der Bentayga, sondern eher sportlich. Was für ein SUV-Coupé sprechen könnte, allenfalls mit einem von der Studie inspirierten Design.
Beim Antrieb wird von einer Batterie mit mehr als 100 Kilowattstunden Kapazität gemunkelt, die für deutlich über 600 Kilometer Reichweite sorgen dürfte. Und weil im Luxus-Segment schon immer viel Leistung erwartet wurde, ist von 800 bis 1000 PS die Rede. Hier gilt es, die Balance zu finden zwischen der Power-Gier der verwöhnten Kundschaft und dem royalen Understatement der britischen Königsfamilie: Immerhin ist Bentley Hoflieferant des Buckingham Palace.