Das ist der neue Bentley Continental GT Speed
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Der Name ist Programm:Das ist der neue Bentley Continental GT Speed

Neuer Bentley Continental GT Speed mit 659 PS
Im Edel-Boliden durch die Geisterstadt

Dieser Bentley toppt alles: Mit dem Continental GT Speed lanciert VWs britische Edeltochter ihr schnellstes Modell aller Zeiten. Ausfahren sollte man es aber nur an einem ganz besonderen Ort.
Publiziert: 15.09.2021 um 06:51 Uhr
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Aktualisiert: 15.09.2021 um 09:03 Uhr
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Deshalb durch die Geisterstadt: Das Potenzial des neuen Bentley Continental GT Speed testet man lieber nicht auf öffentlichen Strassen, sondern auf abgesperrtem Gelände.
Andreas Faust

Hauseingang an Hauseingang, grüne Vorgärten, Garageneinfahrten. Links, rechts, links schlägt die Quartierstrasse Haken, auf dem Tacho leuchtets knapp dreistellig. «Doppellinks, 90 Grad», schreit Richard vom Beifahrersitz – voll auf die Bremse, 28 Bremszangen packen an den grössten Bremsscheiben aller Zeiten zu, Einlenken, wieder Einlenken und dann drauf aufs Gaspedal. Die Querstrassen fliegen auf uns zu. Vorfahrt gewähren? Stoppschild? So egal wie Gegenverkehr.

Hierzulande wäre jetzt der Führerschein weg. Nicht für drei Monate – für immer. Doch in der Siedlung des Comiso Airfields in Südsizilien (I) interessierts keinen. Seit 1991 verfällt der alte Militärstützpunkt, nachdem ihm ein Abrüstungsvertrag den Garaus machte. Niemand wohnt hier, eine Geisterstadt. Die Fenster leere Höhlen, die Gärten Wildwuchs. Wie ein Rally-Copilot sagt Bentleys Chassis-Entwickler Richard Haycox die Kurven an, während wir über die Ex-Spielstrassen wie auf der Rennstrecke fetzen.

Rasantester Serien-Bentley aller Zeiten

Die wiederum fehlt auf Sizilien, und deshalb sind wir hier. Weil man das Potenzial des neuen Bentley Continental GT Speed lieber nicht auf öffentlichen Strassen, sondern auf abgesperrtem Gelände antestet. Der Vierplätzer ist die Krönung der Baureihe als Coupé und Cabriolet; das schnellste Serienauto, das Bentley je gebaut hat. Ein Traum mit Lack, Leder, Leistung. Ferdinand Piëchs geliebter W12-Motor mit vier Zylinderbänken à drei Brennräumen liefert 659 PS und bis zu 900 Newtonmeter Drehmoment. In 3,6 Sekunden spurtet das fast zweieinhalbtönnige Cabriolet auf Tempo 100, das Coupé lässt sich gar ein Zehntel weniger Zeit. Schluss ist erst bei 335 km/h.

Sinnvolles Auto? Für Bentley absolut. Die Kunden reissen der Marke die Autos aus den Händen, trotz Pandemie-Unsicherheit. Im letzten Corona-Jahr legte die VW-Edeltochter um zwei Prozent bei den Verkäufen zu, im ersten Halbjahr 2021 um rund 50 Prozent – und zwar je gegenüber 2019! In diesen ersten sechs Monaten machte Bentley mit 178 Mio. Euro mehr Gewinn als je in einem vollen Geschäftsjahr. Wenns so bleibt, kratzt die Marke im Gesamt-2021 an der 15'000er-Marke bei den Verkäufen. Luxus läuft, bestätigt CEO Adrian Hallmark: «Der Luxusauto-Markt hat in diesem Jahr bisher 30 Prozent zugelegt – unser Wachstum liegt gar noch darunter.» Es gäbe noch Potenzial.

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Rennstrecke auf Sizilien? Früher wurde bei der legendären Targa Florio, einem Strassenrennen über 1000 Kilometer, die gesamte Insel zur Piste.

«Vorsicht an der Betonschwelle» rät Richard, dann rauschen wir mit dumpfem Bollern durch eine leere Werkhalle. Um zwei Büsche herum, dann Vollgas auf die zugewachsene Betonpiste und zwischen den Zapfsäulen der Tankstelle hindurch. Irritierend. Wie auch das Auto. Jahrzehnte auf behäbigen Klubhaus-Style abonniert, wurde Bentley mit dem SUV Bentayga und dem Continental in den letzten Jahren zum Hipster, auch technologisch: 48-Volt-Bordsystem für die Wankstabilisierung, Dreikammer-Luftfederung, Fahrprogramme von Sport bis Komfort und ein Sack Fahrassistenten einschliesslich Nachtsichtgerät gibts für den zweitürigen Speed. Aussen wurde auf Sport gebürstet – mit schwarzem Grill, grosser «12» an den Flanken und 22-Zoll-Rädern.

Im Interieur steppt der Luxus

Und den typischen Edel-Innenraum. Abgesteppte Türverkleidungen, Alcantara auf den Sitzen, blitzeblanke Lüftungsdüsen gehörten längst dazu, aber auch bei den virtuellen Instrumenten, der Schärfe der Kamera und dem Bedienkonzept des rotierbaren Touchscreens rollt der Zweitürer vorneweg im Konzern. Spätestens die Tasten auf der Mittelkonsole verraten es – drunter steckt die Plattform des Porsche Panamera, den es ja nicht mit dem Zwölfzylinder gibt. Der startet gerade so bollernd, dass es noch nach Understatement tönt, kann aber auch Krach, dass selbst die 2,2 Kilowatt starke optionale Naim-Soundanlage mit 18 Lautsprechern und Basspunch in der Sitzfläche untergeht.

Trotzdem – gleiten ist noch immer die beste Gangart für dieses Auto. Weils so mühelos spurtet, per serienmässiger Speed-Vierradlenkung eng um die Ecken geht, aber nie hetzt. Ein Gentleman rennt nicht – aber er weiss, er könnte. Nur für einmal packts uns hier – röhrend durchs Tor ins Schwimmbad und am leeren Pool vorbei. Nicht nachmachen, bitte. Übel holprig sind Comisos Strassen, aber die Luftfederung bleibt geschmeidig. Temposchwellen bügelt das Komfort-Programm einfach weg, und trotzdem wird das Fahrwerk auf Sport Racing-tauglich hart. Eine irre Bandbreite. Sogar sparen kann der Sechsliter-Benziner, wenn er beim entspannten Dahinrollen die Hälfte der Zylinder schlafen legt – um sie sofort aufzuschrecken, wenn sie gebraucht werden. Macht theoretisch knapp über 14 Liter.

Bentley Continental GT Speed Convertible

Antrieb 6.0-W12-Turbobenziner, 659 PS (485 kW), 900 Nm@1500–5000/min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h 3,6 s, Spitze 335 km/h
Masse L/B/H 4,85/1,95/1,40 m, 2436 kg, Laderaum 358 l, Tank 90 l
Verbrauch WLTP 14,1 l/100 km = 320 g/km CO2-Ausstoss
Preise ab 310'610 Franken (Coupé ab 282'390 Fr.)

Antrieb 6.0-W12-Turbobenziner, 659 PS (485 kW), 900 Nm@1500–5000/min, Achtstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h 3,6 s, Spitze 335 km/h
Masse L/B/H 4,85/1,95/1,40 m, 2436 kg, Laderaum 358 l, Tank 90 l
Verbrauch WLTP 14,1 l/100 km = 320 g/km CO2-Ausstoss
Preise ab 310'610 Franken (Coupé ab 282'390 Fr.)

Im Sportmodus lässt das elektronische Stabilitätsprogramm dem Heck viel Freiheit – Nachschwänzeln in der Kurve kannte man von Bentley bisher nicht, aber steht dem Speed. Per elektronischem Differential wird beim Spurt maximal nur 28 Prozent der Kraft nach vorne geschickt, damits hinten voll anschiebt und der Antrieb nicht an der Lenkung zerrt. Detailarbeit auch am Motor, der reibungsarm beschichtet wurde und jetzt mehr gekühlt wird. 45 Bentley Mitarbeitende brauchen sechseinhalb Stunden nur für einen W12.

Klar kostet der Aufwand. Mindestens 282'390 Franken beim Coupé und ab 310'610 Franken fürs Cabriolet. Könnte aber auch noch mehr werden, wenn man unter 17 Aussenfarben nichts Passendes findet und sich eine eigene mischen lässt.

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