Polestar 1: Der Hightech-Schwede
E-Mobilität ist bieder, spassfrei und auf öko getrimmt? Von wegen! Kaum ein Fahrzeug widerlegt dies eindrücklicher als das Plug-in-Hybrid-Coupé Polestar 1. Das Flaggschiff von Volvos Performance-Tochter zeigt: E kann auch richtig geil sein!
Was für ein Auto, denken wir schon beim ersten Blickkontakt: breit, kraftvoll, elegant. Kein Wunder, zieht der Schwede aus chinesischer Fabrikation (Volvo gehört seit 2010 zu Geely) alle Blicke auf sich. So dynamisch der Polestar 1 aussieht, so speziell ist auch sein Antriebskonzept unter der grösstenteils aus Karbon gefertigten Karosserie.
Gleich drei E-Motoren an Bord
Ein doppelt aufgeladener Zweiliter-Benziner (309 PS) wird mit zwei E-Motoren an der Hinterachse (je 116 PS) und dem sogenannten integrierten Starter-Generator ISG zwischen Motor und Getriebe (68 PS) kombiniert. Dieser kann sowohl den Verbrenner unterstützen als auch Strom in die Batterie zurückspeisen. Das führt zu weniger Verbrauch: In Kombination mit den beiden Akkus, die mit ihren 34 kWh für 100 bis 125 Elektro-Kilometer sorgen, resultieren im Test Werte zwischen 0,7 (Alltag, häufiges Nachladen) bis über 8,0 l/100 km (Langstrecke, viel Autobahn).
Antrieb 4-Zylinder-Turbobenziner (227 kW) + 3 E-Motoren (2x 85 + 1x 50 kW), Systemleistung 447 kW (609 PS), maximal 1000 Nm Drehmoment, 8-Stufen-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,2 s, Spitze 250 km/h (limitiert), elektrische Reichweite WLTP/Test 124/105 km
Masse Länge/Breite/Höhe 4,59/1,94/1,35 m, Gewicht 2361 kg, Kofferraum 125 l
Umwelt Verbrauch (100 km) WLTP/Test 1,3 l + 20,0 kWh/5,2 l + 18 kWh, 30/123 g/km CO2, Energie A
Preis ab 165'000 Franken
Antrieb 4-Zylinder-Turbobenziner (227 kW) + 3 E-Motoren (2x 85 + 1x 50 kW), Systemleistung 447 kW (609 PS), maximal 1000 Nm Drehmoment, 8-Stufen-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,2 s, Spitze 250 km/h (limitiert), elektrische Reichweite WLTP/Test 124/105 km
Masse Länge/Breite/Höhe 4,59/1,94/1,35 m, Gewicht 2361 kg, Kofferraum 125 l
Umwelt Verbrauch (100 km) WLTP/Test 1,3 l + 20,0 kWh/5,2 l + 18 kWh, 30/123 g/km CO2, Energie A
Preis ab 165'000 Franken
Der Polestar rennt und klebt
Der Antrieb bietet aber auch mächtig Power. Wenn wir die 609 PS und bis 1000 Nm Systemleistung abrufen, kennt der Polestar kein Halten: In Supersportwagen-Manier rennt er in 4,2 Sekunden bis Tempo 100, und selbst beim Zwischenspurt auf der deutschen Autobahn, wenn die E-Motoren ab 160 km/h zusätzlich vom Verbrenner befeuert werden, ist der Vortrieb gewaltig. Der V8 im Bentley mag auf dem Papier ähnliche Fahrleistungen bringen. Doch gefühlt wähnen wir uns im Schweden in einem brandneuen Science-Fiction-Streifen, beim Continental eher in einem schon Hunderte Male geschauten Klassiker.
Auf Sänfte wie der Bentley ist das Hybrid-Coupé nicht ausgelegt: Super straff liegt der Polestar 1 auf der Strasse und besitzt gerade noch so viel Rest-Komfort, dass die Bandscheiben nicht leiden müssen. Dafür saust der 2,3-Tonnen-Schlitten aber auch so fahraktiv um Ecken, dass die Mundwinkel genauso oben kleben bleiben wie die fetten 21-Zöller auf dem Asphalt.
Produktion bis Ende 2021
Klar bietet der Polestar 1 nicht besonders viel Platz – der Kofferraum schrumpft durch den Akku über der Hinterachse auf mickrige 150 Liter. Noch kann er verbergen, dass die verbaute Technik im Innenraum wie Infotainment und Assistenzsysteme mittlerweile doch schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Doch die Schweden schafften für die Marke Polestar ein echtes Aushängeschild (lesen Sie hier den Fahrbericht des Polestar 2), das wegen der auf 1500 limitierten Stückzahl einst zum begehrten Sammlerstück werden könnte. Noch kann man den Polestar 1 ab 165'000 Franken ordern – Ende Jahr läuft die Produktion aus. Wer ein grandioses Coupé mit unvergleichlichem Antriebskonzept besitzen will, sollte jetzt zuschlagen.
Bentley Continental GT V8 Mulliner: Automobiler Adel verpflichtet
Eigentlich ist dieser Vergleich ein Affront. Wie soll sich das Proletariat in Form des Polestar 1 auch nur annähernd mit dem britischen Adel messen können? Schon die Modellbezeichnung des Bentley klingt majestätisch: Continental GT V8 Mulliner.
Wie der Buckingham-Palast auf Rädern steht das englische Luxuscoupé chromfunkelnd und mit pompösem Kühlergrill und riesigen Felgen vor uns. In Letzteren zeigt sich die Liebe zum Detail: Das mittige Bentley-B dreht sich nicht etwa mit, sondern richtet sich auch während der Fahrt stets vertikal aus. Übertriebene Spielerei? Vielleicht, aber es zeigt die royalen Ansprüche des Luxusliners.
Antrieb 4,0-V8-Turbobenziner 550 PS (404 kW), 770 Nm@2000-4500/min, 8-Stufen-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,0 s, Spitze 318 km/h
Masse Länge/Breite/Höhe 4,85/1,97/1,41 m, Gewicht 2165 kg, Kofferraum 358 l
Umwelt WLTP 12,1/12,6 l/100 km, 275/294 g/km CO2, Energie G
Preis ab 273'970 Franken
Antrieb 4,0-V8-Turbobenziner 550 PS (404 kW), 770 Nm@2000-4500/min, 8-Stufen-Automatik, Allrad
Fahrleistungen 0–100 km/h 4,0 s, Spitze 318 km/h
Masse Länge/Breite/Höhe 4,85/1,97/1,41 m, Gewicht 2165 kg, Kofferraum 358 l
Umwelt WLTP 12,1/12,6 l/100 km, 275/294 g/km CO2, Energie G
Preis ab 273'970 Franken
Understatement mit acht Zylindern
Auf Elektro-Firlefanz wie der schwedische Herausforderer verzichtet der Continental GT und setzt weiterhin auf einen reinen Benziner. Man kann das als wenig Aufgeschlossen gegenüber der Moderne deuten – doch veraltet ist die Technik unter dem Blech keinesfalls. Den Verbrauch senken die Briten mit acht statt zwölf Zylindern (lesen Sie hier den Test des Continental GT Speed mit W12-Motor) und kleinerem Hubraum, dessen Leistungseinbussen zwei Turbos kompensieren. Bei geringer Last schaltet der V8 vier Zylinder ab!
Nichtsdestotrotz sorgen bei Bedarf 550 PS (404 kW) und 770 Nm für standesgemässen Vortrieb. Damit sprintet der Allradler in 4,0 Sekunden auf Tempo 100. Mit der serienmässigen Allradlenkung kann der 4,85 Meter lange Continental auch schnell um Ecken ziehen, wobei aber Kurven schon wegen des stattlichen Gewichts von fast 2,2 Tonnen nicht gerade die Paradedisziplin des Edel-Coupés sind.
Schweben in einer anderen Welt
Der Luxus eines feudalen Palasts bringt eben Gewicht ins Auto. Bequeme Sessel mit Massage- und Klimafunktion, geschmeidiges Leder und weiterer Chromzierrat lassen uns in die Welt der Royals eintauchen. Dabei sind wir so abgekapselt von der Aussenwelt, als wäre die Zugbrücke hochgezogen. Die doppelt verglasten Scheiben schlucken alle Aussengeräusche, selbst der V8 scheint von weit weg zu wummern. Dazu kommt noch das grandiose Luftfahrwerk, das den Bentley selbst über unebene Strassen wie auf Wolken schweben lässt.
Solch luxuriösen Komfort bietet der Polestar nicht. Nach einem Wochenendausflug über Schweizer Pässe brauchts fast den Chiropraktiker, um die Wirbelsäule wieder einzurenken. Der Continental GT dagegen packt seine Insassen in Watte und lässt sie auch nach längeren Strecken entspannt und erholt aussteigen.
Coupé mit Adelstitel
Mit dem Continental GT V8 vom hauseigenen Veredler Mulliner bietet Bentley ein Stück britische Handwerkskunst. Die Fahrzeuge werden individuell ganz nach den Wünschen des Kunden gefertigt – und seien diese noch so aussergewöhnlich. Das hat natürlich seinen Preis; in unserem Fall 273’970 Franken. Den automobilen Adelstitel bekommt man aber auch gleich dazu.