Das Corona-Jahr 2020 hat im Schweizer Automarkt heftige Spuren hinterlassen: Minus 24 Prozent bei den PW-Neueinlösungen gegenüber 2019, so lautete die Bilanz Ende 2020. In absoluten Zahlen bedeutete das rund 75'000 Neuwagen weniger. Die Gründe? Wirtschaftliche Unsicherheit und Kaufzurückhaltung, der erste Lockdown im Frühjahr mit Schliessung der Verkaufsräume bei den Garagisten und Produktionsausfälle und Lieferverzögerungen, weil auch die Industrie Werke temporär schliessen musste.
Allerdings steht die Schweiz nicht alleine da – in allen Ländern Westeuropas (EU14 plus Grossbritannien, Island, Norwegen und die Schweiz) ging der Autoabsatz zurück. Im Schnitt sanken die Neuwageneinlösungen 2020 in diesen 18 Staaten um 24,5 Prozent gegenüber 2019; absolut um 3,5 Millionen Fahrzeuge. «So schlecht wie 2020 war der westeuropäische Automarkt seit 20 Jahren nicht», sagt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research an der Uni Duisburg-Essen (D). Selbst in der Welt-Finanzkrise 2009 und der europäischen Schuldenkrise 2013 seien mehr Autos verkauft worden.
Norwegen kommt mit blauem Auge davon
Dabei sind die nationalen Unterschiede riesig: Mit gerade einmal einem Prozent Rückgang sind Norwegens Garagisten glimpflich davongekommen. Stetige Erdöleinnahmen halten offenbar dort den wirtschaftlichen Optimismus aufrecht. Aber wie die Schweiz verzeichnete Norwegen im letzten Jahr einen Elektro-Boom: Erstmals wurden mehr Stromer als Fahrzeuge mit reinem Verbrennerantrieb verkauft.
Doch hinter Norwegen kommt lange nichts in der Statistik – und dann Dänemark mit einem Minus von 12 Prozent. Die grossen europäischen Märkte wie Frankreich, Grossbritannien, Italien und Spanien haben alle höhere Rückgänge als die Schweiz zu verzeichnen – allein Deutschland steht etwas besser da mit einem Minus von 19 Prozent. Die grössten Einbrüche verzeichneten sowieso schon gebeutelte Länder: Italien (-28%), Griechenland (-30%), Spanien (-32%) und Portugal (-35%) leiden noch immer an den Folgen der europäischen Schuldenkrise; Grossbritannien (-29%) stürzte das Brexit-Chaos in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Im Dezember noch aufgeholt
In einigen Ländern hätte die Jahresbilanz noch schlechter ausgesehen, wenn der Automarkt nicht im Dezember noch mächtig aufgeholt hätte: In Dänemark (+47% gegenüber Dezember 2019), Irland (+168%) und Norwegen (+83%) gabs zum Jahresende noch einen Mini-Boom. Der blieb in der Schweiz mit -15 Prozent allerdings aus.
Auf 2021 schaut Dudenhöffer eher pessimistisch: «Mit den Lockdowns wird es in den nächsten Monaten wieder deutlich nach unten gehen.»