Neuer Hypercar W1 mit 1275 PS
Neustart bei McLaren

Sinkende Auslieferungen, verzögerte Modelle: Während und nach der Corona-Pandemie hatte McLaren zu kämpfen. Jetzt wagt die britische Marke den Befreiungsschlag und stösst mit dem W1 in neue Dimensionen vor.
Publiziert: 11.10.2024 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2024 um 11:10 Uhr
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Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • McLaren W1: schnellster Strassenwagen, 1275 PS, 2,2 Millionen Euro
  • W1 erreicht 200 km/h in 5,8 Sekunden, 350 km/h Spitze
  • Neuer CEO Michael Leiters plant kleinere Stückzahlen und höhere Margen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Andreas Faust und Wolfgang Gomoll

Luxus läuft immer? Nicht im Fall des britischen Sportwagenbauers McLaren. Dessen Strassenauto-Sparte, eines von zwei Standbeinen neben dem Formel-1-Team, musste während und nach der Corona-Pandemie jeden Fünfer zweimal umdrehen. Mit dem Zusammenbruch wichtiger Lieferketten durch Lockdowns und Containermangel brachen die Auslieferungen zusammen. Und damit der Cashflow – denn ohne fertige Autos kein Geld von der Kundschaft.

Um den Artura, lanciert genau in der Pandemie, fertig zu entwickeln, mussten gar historische Renner aus dem Werksarchiv verkauft werden. Und die Firmenzentrale im britischen Woking, die man nun nur noch als Mieter nutzt. Sogar über eine Übernahme wurde spekuliert. Mit dem neuen CEO Michael Leiters, vorher Technikchef bei Ferrari, gibts nun eine neue Strategie: kleinere Stückzahlen, mehr Marge – und vielleicht sogar ein SUV. Letzteres hatte Leiters-Vorgänger Mike Flewitt noch kategorisch ausgeschlossen.

Frisches Geld aus Bahrain

Vor allem aber brachte der Staatsfonds von Bahrain frisches Geld für neue Modelle ins Unternehmen. Zum Neustart gibts jetzt einen Befreiungsschlag – mit dem bisher schnellsten Strassen-McLaren. W1 heisst er, gilt als Nachfolger des Hybrid-Hypercars P1, aber fährt diesem in allen Disziplinen davon.

Die Uhr zum Auto

Uhr und Auto – das gehört irgendwie zusammen. Porsche leistet sich dafür sogar eine eigene Uhrenmanufaktur in Solothurn. McLaren arbeitet beim neuen W1 dagegen zum vierten Mal mit dem Schweizer Uhrenhersteller Richard Mille aus Les Breuleux JU zusammen.

Dabei wars besonders wichtig, dass der RM 65-01 McLaren Automatik Split-Seconds Chronograph W1 – so der komplette Name der Uhr – in möglichst vielen Details an das Auto erinnert: Das Gehäuse wurde von den Linien des Fahrzeugs inspiriert, das Titan-Zifferblatt greift die Grafik der Felgen auf, und bunte Details erinnern ans Armaturenbrett des W1. Die Rillen der Krone erinnern an die Antriebswellen, die Prägungen im Armband nehmen die Motorhaube auf, und woher dessen Farbe namens Papaya-Orange stammt, ist ziemlich offensichtlich. Und der Preis der Uhr? Da herrscht Schweigen.

Uhr und Auto – das gehört irgendwie zusammen. Porsche leistet sich dafür sogar eine eigene Uhrenmanufaktur in Solothurn. McLaren arbeitet beim neuen W1 dagegen zum vierten Mal mit dem Schweizer Uhrenhersteller Richard Mille aus Les Breuleux JU zusammen.

Dabei wars besonders wichtig, dass der RM 65-01 McLaren Automatik Split-Seconds Chronograph W1 – so der komplette Name der Uhr – in möglichst vielen Details an das Auto erinnert: Das Gehäuse wurde von den Linien des Fahrzeugs inspiriert, das Titan-Zifferblatt greift die Grafik der Felgen auf, und bunte Details erinnern ans Armaturenbrett des W1. Die Rillen der Krone erinnern an die Antriebswellen, die Prägungen im Armband nehmen die Motorhaube auf, und woher dessen Farbe namens Papaya-Orange stammt, ist ziemlich offensichtlich. Und der Preis der Uhr? Da herrscht Schweigen.

Dank eines nagelneuen Vierliter-V8 mit doppelter Turboaufladung und einem zusätzlichen E-Motor leistet der McLaren W1 insgesamt 1275 PS (938 kW), liefert maximal 1340 Newtonmeter Drehmoment, spurtet mit Hinterradantrieb in irrwitzigen 5,8 Sekunden von null auf 200 km/h und schafft elektronisch abgeriegelt 350 km/h. Heftig ist der Preis mit rund 2,2 Millionen Euro.

Neue Designlinie

Warum wir trotzdem über dieses Auto schreiben? Weil der W1 die Richtung vorgibt, in die sich McLaren in den nächsten Jahren entwickeln wird. Das beginnt schon beim Design der Front, die sich von den aktuellen Modellen unterscheidet – endlich, bisherige Modelle liessen sich ja kaum unterscheiden. Schon im Stand sieht man dem McLaren an, dass er seine Form im Windkanal erhalten hat, wo die Aerodynamiker insgesamt 350 Stunden am W1 feilten. Besonders eindrucksvoll ist das Heck mit seinem aktiven Spoiler.

Der fährt je nach Fahrsituation bis zu 30 Zentimeter nach hinten aus und sorgt für einen Anpressdruck von 1000 Kilogramm. Der Flügel wird von vier speziell entwickelten Elektromotoren in die richtige Position gebracht. Und zwar blitzschnell, damit das Konzept aufgeht: Vollgas mit flachem Flügel für maximalen Speed oder als Luftbremse so steil aufgestellt wie möglich, wenn man voll auf die Bremse steigt. Noch diffiziler wirds bei Kurvenfahrten, dosiertem Bremsen oder dem schnellen Wechsel zwischen Beschleunigung und Verzögern. Dann leistet das Steuergerät Schwerstarbeit.

V8 und E-Motor spannen zusammen

Der Verbrenner allein liefert 928 PS (683 kW) und dreht bis hinauf auf 9200 Touren pro Minute – das dürfte für Breitwand-Motorensound sorgen. Ergänzt wird er durch ein Hybrid-Elektromodul, dessen Motor seitlich am Achtganggetriebe sitzt und 347 PS (225 kW) beisteuert. Der zugehörige Akku hat eine Kapazität von 1,384 Kilowattstunden (kWh). «Damit kann man bis zu zwei Kilometer rein elektrisch fahren. Wenn man morgens losfährt oder abends nach Hause kommt – den Nachbarn zuliebe», erklärt McLaren-Techniker Mark Gayton.

Das ist aber nicht die Kernkompetenz der Batterie – beim W1 gehts nicht ums Sparen, sondern ums Spurten mit möglichst schneller Energieabgabe und -aufnahme beim Bremsen für optimale Elektro-Unterstützung. Dank 800-Volt-Technik füllen sich die Hightech-Zellen blitzschnell wieder mit Energie und liefern sie ebenso flink wieder an den E-Motor. Unterm Strich kommen so 1275 PS (938 kW) heraus bei einem Gewicht von vergleichsweise schmalen 1,4 Tonnen.

Nur 399 Stück werden gebaut

Der Rest ist Software für die optimale Abstimmung in jeder Fahrsituation. «Das Auto muss sich immer gleich anfühlen. Nur so ist man konstant schnell», sagt Gayton. Die Einstellungen sind vom Rennsport abgeleitet: Im Grand-Prix-Modus bleibt immer etwas Energie in der Batterie, die bei Bedarf abgerufen werden kann. Der Sprint-Modus holt auf einer Runde alles aus dem Antriebsstrang heraus. Und im Race-Mode schmiegt sich der W1 vorne um 37 Millimeter und hinten um 17 Millimeter näher an den Asphalt.

Im Alltag sorgt ein Strassen-Modus für zahmes Benehmen. Allerdings müssen die glücklichen Kunden noch bis zum zweiten Quartal des Jahres 2026 warten, ehe sie das selbst im McLaren W1 ausprobieren können. Bestellen ist übrigens zwecklos: Nur 399 Exemplare werden für Kunden gebaut. Und alle sind bereits verkauft. Luxus läuft eben doch immer.

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